6 Tipps, die Spielen zum besten Gehirntraining machen

Nicht Förderung, sondern freies Spiel ist am besten fürs Gehirn der Kinder – mit genügend Zeit, Raum und nicht zu viel Material.

Jeder kennt die Herausforderung: Unsere Kinder sollen kreativ sein, sich konzentrieren, selbst Probleme lösen, Denkweisen und Strategien entwickeln sowie Motivation und Eigenverantwortung zeigen. Diese Soft Skills sind mehr denn je gefragt. Jedoch ist es schwierig herauszufinden, wie man sein Kind dabei am besten fördert. Dabei lernen Kinder beim freien Spielen am meisten!

Spielen „trainiert“ das Gehirn

Spielen ist nicht nur lustig, sondern trainiert vor allem das Gehirn. Das freie Spiel ist für eine gesunde Entwicklung von Kindern essenziell. Beim eigenständigen Spielen machen Kinder die meisten Erfahrungen und schaffen sich selbst so auch viele Anregungen. Der Neurobiologe Gerald Hüther stellt es so dar: “Spielen ist Dünger für das Gehirn und Kraftfutter für Kinderseelen”.

Mit fünf Jahren haben Kinder etwa 80 Prozent ihrer Intelligenz entwickelt.

Sechs Tipps und Spielregeln:

# Zeit: Lasst euren Kindern genügend Zeit und Ruhe zum Spielen

Volle Terminkalender bremsen die Entwicklung. Unsere Aufgabe ist es, unseren Kindern in einer Welt, die von Zeitdruck und Reizüberflutung geprägt ist, Freiräume zu schaffen, in denen sie sich in ihrem eigenen Tempo entfalten können.  Es ist daher wichtig, auf diese „Freizeit“ zum Spielen zu achten.

Ein Buchtipp dazu: Über die Gefahr, dass Kinder zu wenig Raum und Zeit für das freie Spiel haben, hat Gerald Hüther das Buch „Rettet das Spiel!“ geschrieben.

# Freiräume: Lasst beim Spielen euer Kind „den Ton angeben“

Für das Spiel sind Zeit, Raum und Freiheit nötig. Freiheit heißt, ohne Vorgaben und Anleitung spielen zu können. Euer Kind ist selbst der Profi in Sachen Spielen.

Schreibt euren Kindern daher nicht vor, wie sie etwas zu spielen haben.

Es ist auch nicht nötig, eurem Kind beim Spielen etwas „beizubringen“. Das Schöne: Wenn ihr euch von seinen Fantasien und lustigen Ideen anstecken lasst, macht ihr alles richtig. Kinder haben oft eine andere Vorstellung von Ordnung, Schönheit, Richtig und Falsch – und das darf sein. Daher ist es am besten, wenn ihr euch nicht in das Spiel eures Kindes einmischt, sondern seinen „Spielregeln“ folgt. Kinder brauchen die Zeit und die Möglichkeit, Dinge auf ihre Weise zu tun und einfach Kind sein zu dürfen. Damit treiben sie ihre eigene Entwicklung auf natürliche und spielerische Weise voran.

Bunte Wäscheklammern

# Spielmaterial: Gutes Spielzeug lässt Raum zum Entdecken und Selbermachen

Weniger ist oft mehr: Kinder spielen mit (fast) allem – und das ist gut so! Oft bietet ihnen das, was in unseren Augen gar kein „richtiges Spielzeug“ ist, viel mehr Möglichkeiten. Denn dies gibt nicht vor, wie und wofür es verwendet werden soll und ist gerade deshalb spannend! So wird aus dem großen Karton ein Spielbus, aus dem Schneebesen ein Musikinstrument oder aus einem Ast eine Angel.  Alltagsgegenstände sind für Kinder meist viel interessanter und eigenen sich perfekt als Spielzeug, weil sie die Fantasie und Kreativität anregen, z.B. Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Deckel, Löffel, Dosen, Kartons, Tücher, Wäscheklammern, ein altes Telefon oder Materialien aus der Natur wie Steine, Kastanien, Muscheln usw. Aber Vorsicht, nicht zu viele Spielsachen auf einmal. Wechselt das Spielzeug einfach ab und zu aus.

#Spielräume

Um nach Herzenslust zu spielen, brauchen Kinder Spiel-Räume, die sie für sich nutzen können. Das heißt für euch: Bietet eurem Kind Platz und eine spielfreundliche, überschaubare und kindersichere Umgebung mit Möglichkeiten, selbstständig etwas tun und auszuprobieren zu können. Ihr seid diejenigen, die ihm Anregungen und Erfahrungsmöglichkeiten bieten und das Spielmaterial und Platz zur Verfügung stellen.

# Rolle der Erwachsenen: Lasst euch für das Spiel begeistern

Beobachtungsgabe und Aufmerksamkeit für das emotionale Befinden des Kindes sind unverzichtbare Eigenschaften, um das freie Spiel zu begleiten. Klingt komplizierter, als es ist: Beobachtet einfach euer Kind beim Spielen. Ihr werdet ganz wunderbare Situationen erleben. So könnt ihr herausfinden, was euer Kind gerade bewegt und wofür es sich interessiert. Oft reicht ein rückversichernder Blickkontakt mit euch, um mutig Neues auszuprobieren. Greift am besten nur ein, wenn euer Kind eine neue Spielanregung, Ermunterung, Zuspruch oder eure Aufmerksamkeit braucht und einfordert.

Zeigt Interesse am Spiel und lasst euch von den Ideen und der Spiellust eures Kindes anstecken. Vertröstet euer Kind nicht auf später, wenn es möchte, dass ihr sein Werk begutachten sollt oder euch etwas erklären will.

Am besten ist, wenn ihr eurem Kind die Möglichkeit gebt, in eurer Nähe zu spielen und es nicht ins Kinderzimmer abgeschoben wird. Durch eure Nähe und dem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit wird es auch gut allein oder mit anderen Kindern spielen können.

Ihr müsst keine Unterhaltungskünstler sein. Aber ihr seid das „Publikum“, dem euer Kind stolz seine Ideen präsentiert.

# 5 Alltag: Alltagspflichten spielerisch gestalten

Nicht nur ihr habt eure Pflichten, auch eure Kinder haben – je nachdem wie alt sie sind  – schon ihre „Alltagspflichten“: anziehen, essen, Zähne putzen, Hände waschen, Spielsachen vom Boden wegräumen… Oft liegen genau da typische „Konflikte“ im Familienalltag, denn meistens haben die Kleinen einfach keine Lust.

Warum also nicht die Aufgaben zum Spiel machen und um die Wette aufräumen? Oder mit der Hautcreme erst mal ein Muster auf den Bauch malen? Beim Abendessen „Restaurant“ spielen?

Kinder sind von Natur aus neugierig und experimentierfreudig und haben eine angeborene Freude am Spiel. Es ist ihre Art zu lernen. Im Spiel eignen sich Kinder Kompetenzen wie Kreativität, lösungsorientiertes Denken, Selbständigkeit an und nehmen unterschiedliche Rollen und Sichtweisen ein, um sich verschiedenste Denkmöglichkeiten und Strategien zu erschließen. Lassen wir sie also spielen!

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Portraitfoto Marie-Thérèse Schmiedleitner

Weitere Artikel des Autors lesen