Allerheiligen und Allerseelen - Wie trauern Kinder?

Unsere Kinder sind heutzutage auf Grund des massiven Medienkonsums viel häufiger Bildern ausgesetzt, die mit Sterben und Tod zu tun haben, als noch vor einigen Jahren.

Es gibt erschreckende Zahlen, wie viele Tote ein sechsjähriges Kind bereits im Rahmen von Nachrichtensendungen, Computerspielen oder beim Konsumieren von Gewaltvideos auf einschlägigen Seiten im Internet gesehen hat. Manch ein Kind mag da vielleicht abgestumpft wirken und sich nicht mehr viel beeindrucken lassen, oder gar ängstigen.

Und doch ist es dann etwas ganz anderes, wenn der Tod und das Sterben zur persönlichen Lebensrealität werden.

Auch für uns Erwachsene ist die Hilflosigkeit, das Erschrecken und die Erstarrung groß, wenn uns der Tod eines nahestehenden Menschen trifft.

Und so stehen wir selbst als Erwachsene der Trauer, die etwas anderes ist als einfaches Traurig sein ist, oft schutzlos und unvorbereitet gegenüber.

 

Kinder trauern anders

Wichtig zu wissen ist, dass sich Trauer bei Kindern anders äußert als bei Erwachsenen. Zudem trauern alte Menschen anders als junge und Männer anders als Frauen. Wenn wir dies beachten, können wir vielen Missverständnissen vorbeugen.

Kinder trauern nicht - wie Erwachsene - durchgehend.

Sie erleben Zeiten des Trauerns und wechseln in Zeiten des Lachens und Spielens, was für Außenstehende oft befremdlich, kaltherzig oder egoistisch erscheinen mag. Fälschlicherweise kann der Eindruck entstehen, das Kind trauere nicht, es habe die Situation nicht richtig erfasst.

Fakt ist aber, dass Kinder Trauerphasen, wie sie Erwachsene erleben, in dieser Intensität nicht durchhalten würden. Der Wechsel ins Spiel oder Lachen ist ein Schutzmechanismus, der das Unerträgliche für sie erträglicher macht und kurzzeitig Erleichterung schafft.

 

Todesvorstellungen

Zu wissen, wie Kinder trauern und wie die Vorstellungen des Todes im jeweiligen Alter aussehen, kann für uns als Erwachsene sehr hilfreich sein, um entsprechende Fragen, die auftreten, besser beantworten zu können. So können Kinder im Fall eines Todesfalls in der näheren Umgebung so gut wie möglich begleitet werden.

 

#1. Todesvorstellungen bis zum dritten Lebensjahr:

Kleinkinder können mit den Begriffen des Todes und des Sterbens noch nicht viel anfangen. Sie spüren den Verlust und reagieren mit Trauer und Verzweiflung, obwohl sie nur in der Gegenwart leben. Kleine Babys wissen nicht, dass die Mutter, wenn sie weggeht auch wiederkommt. Sie reagieren auf das Fernsein der Mutter mit demselben Schmerz, wie bei einem dauerhaften Verlust durch Tod oder Verlassenwerden. So lässt sich verstehen, dass selbst eine vorübergehende Trennung von Mutter und Kleinstkind Verzweiflung und Schmerz auslösen.

#2. Kinder zwischen drei und sechs Jahren:

Die Worte „Tod“ und „Sterben“ sind bereits bekannt, sie werden aber eher mit Kranksein, Schlafen interpretiert. Die Endgültigkeit des Todes ist in diesem Alter noch nicht fassbar und der Tod ist "ausweichlich".

In der Gedankenwelt des Kindes kann es sein, dass andere sterben, die eigenen Bezugspersonen scheinen aber immun dagegen zu sein. Menschen, die tot sind, können in deren Vorstellung nach einer gewissen Zeit wieder zurückkommen und vielleicht als Tote sogar Hunger haben.

#3. Kinder von sechs bis neun Jahren:

Mit dem Eintritt ins Schulalter erfasst das Kind, dass Todsein etwas ganz anderes ist als Lebendigsein. Grundschüler haben oft ein großes Interesse am Tod und stellen unangenehme Fragen, die vielleicht oft herzlos erscheinen mögen. So werden vielleicht die Großeltern gefragt, wann sie denn sterben würden.

Das Kind macht sich nun Gedanken und möchte das schwierig vorstellbare genauer erfahren.

Das Interesse an Gräbern, Friedhöfen, Beerdigungen ist groß, das Kind möchte wissen, was der Tote im Sarg macht oder wie er aussieht.

In diesem Alter schwanken die Vorstellungen zwischen jenen von Kleinkindern, wenn es emotional zu belastend wird und jenen der größeren Kinder und Erwachsenen.

#4. Kinder von neun bis zwölf Jahren:

In diesem Alter wird die Unausweichlichkeit und Endgültigkeit des Todes kognitiv zur Gänze erfasst. Das Kind weiß, dass Krankheit oder Unfälle, wie auch das Alter zum Tod führen können und dass es jeden von uns einmal treffen wird.

Auch Fragen nach der Loslösung der Seele vom Körper treten in diesem Alter auf.

Sie schwanken zwischen sachlichem Interesse und nicht klar festmachbaren Ängsten.

#5. Jugendliche:

Kognitiv haben Jugendliche dieselben Vorstellungen in Bezug auf den Tod wie Erwachsene. Das Trauern unterscheidet sich jedoch häufig massiv, da gerade Jugendliche in der Pubertät häufig versuchen, Emotionen zu verbergen, um nicht verletzbar zu erscheinen.

Der Umgang mit Jugendlichen im Trauerprozess erfordert viel Gefühl und Achtsamkeit, da in diesem Alter der natürliche Loslösungsprozess durch das Auftreten eines Todesfalls (vielleicht jenes eines Elternteils) plötzlich eintrifft und den natürlichen, sanften Entwicklungsschritt massiv stört.

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