Als Paar an einem Strang ziehen
Von der ersten Verliebtheit bis zu einer gleichberechtigten und starken Partnerschaft – gemeinsam durchs Leben zu gehen braucht Liebe, Geduld und Verständnis für den anderen.
Eine der großen Herausforderungen für uns als Paar ist es, einen gemeinsamen Lebensweg zu finden, der uns beide gleichermaßen fordert und beflügelt. In der ersten Phase unserer Beziehung stand es im Vordergrund, einander kennenzulernen. Wir sahen einander oft in die Augen, lachten miteinander, scherzten übereinander und versuchten, das Wesen des anderen zu ergründen. Diese Momente gibt es auch jetzt noch ab und zu, und das genieße ich sehr. Doch im Alltag mit vier Kindern stehen nun andere Dinge im Vordergrund. Wir konzentrieren uns nicht mehr so sehr aufeinander, sondern darauf, unser Leben mit seinen vielen Herausforderungen gut zu meistern. Unsere Blickrichtung hat sich verändert.
Der Spruch von Antoine de St. Exupéry drückt das wunderbar aus:
„Liebe besteht nicht darin, in den anderen hineinzustarren, sondern darin, gemeinsam nach vorn zu blicken.“
Teamwork mit Gottes Hilfe
Wenn wir gemeinsam in die gleiche Richtung schauen und als Team an die Dinge herangehen, bündeln sich unsere Kräfte. Sie verdoppeln sich interessanterweise nicht nur, sondern sie vervielfachen sich! Deshalb ist ein Paar, das gut als Team zusammenarbeitet, fähig, Unglaubliches zu leisten! Vor allem dann, wenn Gott mit im Boot ist.
Diese Erfahrung durften wir in den vergangenen paar Jahren machen, als wir durch eine sehr schwierige Lebensphase gegangen sind. Wenn wir beide zusammenhalten und Gott um Führung bitten, wagen wir uns plötzlich an Dinge heran, die deutlich außerhalb unserer Komfortzone liegen. Wir sind bereit, Risiken einzugehen, wenn der Partner voll und ganz dabei ist. Das ist ein großes Geschenk, denn unser Leben wird spannend und reich an neuen Erfahrungen.
Gemeinsam an einem Strang ziehen muss man lernen
Allerdings geschah dieser Prozess auch bei uns nicht von heute auf morgen. Zwischen der Kennenlernphase und dem „Gemeinsam-nach-vorne-Schauen“ gab es noch eine Phase, die ich als Zeit des „Tauziehens“ bezeichne. Als unsere ersten beiden Kinder noch klein waren und ich mich halbwegs an die neue Situation als Vollzeitmama gewöhnt hatte, wuchs in mir die Sehnsucht, endlich wieder etwas für mich zu tun. Georg war beruflich viel weg und auch an den Wochenenden ehrenamtlich engagiert und mir fiel oft sprichwörtlich die „Decke auf den Kopf“. Ich fühlte mich einerseits überfordert mit den Kindern, andererseits unterfordert in anderen Bereichen. Dadurch begann ich, unzufrieden zu werden und Zeiten für mich einzufordern. Diese Zeit war von vielen Konflikten geprägt. Jeder wollte seinen Willen durchsetzen.
Wir zogen zwar an einem Strang, aber jeder am anderen Ende… Mal hatte der eine die Oberhand und schleifte den anderen mit, mal war es umgekehrt.
Es brauchte viel ehrliche Auseinandersetzung, klare Kommunikation und auch Hilfe durch Coaching, um aus dieser Sackgasse herauszukommen. Denn wenn wir mit Tauziehen beschäftigt sind, geht es nirgendwohin. Wir bleiben einfach stehen.
Rückblickend denke ich mir manchmal, wie viel Zeit und Potential wir doch vergeudet haben in dieser Phase! Andererseits bin ich froh und dankbar, dass wir uns „zusammengerauft“ und mit Gottes Hilfe den nächsten Schritt geschafft haben. Nun blicken wir wirklich gemeinsam nach vorne. Es macht einen so großen Unterschied, als gutes Team zu funktionieren, beruflich, aber auch in der Erziehung unserer Kinder. Klar klappt es auch jetzt nicht völlig ohne Konflikte. Doch nun geht es nicht mehr um „mich“ oder „dich“, sondern um „uns“. Das ist ein gewaltiger Unterschied.