Babysprache unterstützt das Sprachvermögen - Teil 1
„Soo groß bist Du schon geworden! Soo groß!“ Übertrieben langsam spricht die frischgebackene Großmutter mit ihrem Enkelkind. „Und soo stark bist Du schon.“ Unwillkürlich rutscht ihre Stimme eine Nuance höher. Fest umklammert das Baby den Finger seiner Oma und lächelt sie an. Was uns manchmal lächerlich vorkommt, hat seinen Sinn. „Babysprache“ fördert das Sprachvermögen!
Die Babysprache, auch „infant-directed speech“ genannt
Sprechen Menschen mit Säuglingen, verändern sie intuitiv ihre Stimmlage. Vokale werden mehr betont, wir reden langsamer und verkürzen unsere Sätze. Der Klang unserer Stimme wird reiner, die Tonlage höher und unser Gesang gedämpfter. Die Babysprache, auch „infant-directed speech“ genannt ist ein kulturübergreifendes Phänomen, wie Courtney Hilton, Psychologe an der Universität Harvard feststellte.
Überall auf der Welt sprechen wir gleich mit Babys.
Zusammen mit seinem Team sammelte er 1.615 Sprachaufnahmen von 6 Kontinenten und 21 unterschiedlichen Kulturen. Dabei wurden elf übereinstimmende, akustische Merkmale festgestellt. Ob in China, Polen, Finnland, Kanada oder Neuseeland. In den Anden, im Kongo oder im Südpazifik. Überall auf der Welt sprechen Erwachsene gleich mit Babys und Kleinkindern. So die aktuelle Studie, welche im Fachjournal „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht wurde. Quelle: Kommunikation: Babysprache funktioniert weltweit gleich - science.ORF.at
Babysprache unterstützt das Sprechvermögen
Eine andere Studie aus dem Jahr 2020 dokumentierte ein Jahr lang die Kommunikation von 71 Eltern mit ihren Babys, ab dem 6. Lebensmonat. Alle vier Monate wurden die Familien von den ForscherInnen gecoacht, wie sie noch verständlicher mit ihren Babys kommunizieren können. Die Ergebnisse sprechen für sich. Die Kinder der gecoachten Familien verwendeten mit 18 Monaten doppelt so häufig ganze Wörter wie Banane oder Milch und hatten einen Wortschatz von zirka 100 Wörtern. Die Kinder der Kontrollgruppe nutzten nur 60 Wörter aktiv.
Glückliche Babys lernen schneller
Linguistin Patricia Kuhl vermutet, dass einzelne Merkmale der „infant-directed speech“, wie z.B. die langsame Sprechweise mit übertriebener Mimik, von den Babys als „harmonische, glückliche Kommunikation“ wahrgenommen wird. Dadurch wird die Aufmerksamkeit der Babys geweckt und das Gehirn nimmt die Sprache besser auf. Auch hat diese Sprechweise eine beruhigende Wirkung auf Babys und Kleinkinder. Quelle: Kommunikation Babysprache hilft beim Sprechenlernen - science.ORF.at
Sprache und Gefühl sind eng miteinander verbunden
Warum dies so ist, fand Elizabeth Newport von der Georgestown University heraus. Mittels Magnetresonanztomographie machte sie Bilder von 39 Kindern zwischen 4 und 13 Jahren, sowie von jungen Erwachsenen. Erwachsene verarbeiten neurologische Aufgaben „in bestimmten Arealen, in nur einer der beiden Gehirnhälften“. Bei Kindern dagegen zeigte sich eine Aktivität in beiden Gehirnhälften. Interessant daran ist, dass die von Babys und Kleinkindern verwendete Bereiche im Gehirn, auch für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich sind. Es scheint so, dass Kinder beim Erlernen von Sprache die Bedeutungs- mit der Gefühlsebene verknüpfen. Fühlen sie sich durch liebevollen Kommunikation ihn ihrer Familie gut aufgehoben, lernen sie schneller.
Quelle: Neurologie: Kinder verarbeiten Sprache anders als Erwachsene - science.ORF.at
Wie diese Kommunikation nicht nur einseitig bleibt, sondern auch Babys und Kleinkindern die Möglichkeit gegeben wird, sich aktiv mitzuteilen, erfahren Sie in Teil 2 „Baby-Zeichen-Sprache“.