Beten mit Kindern

Beten heißt mit Gott in Beziehung zu treten beziehungsweise eine innige Freundschaft mit ihm aufzubauen. Doch wie kann das mit Kindern gelingen?

Gott als ein „Du“

Im Gebet anerkennen wir Gott als jemanden, der unser bester Freund sein will und kann. Um diese Freundschaft zu leben und in Beziehung zu Gott zu treten, ist das Gebet essentiell. So wie wir mit anderen Menschen in Beziehung treten und mit ihnen über unsere Freuden, Nöte, Ängste, Sorgen sprechen, so teilen wir Gott im Gebet all das mit, was uns gerade bewegt.

Gebetsformen

Wir beten in der Familie sowohl in freien als auch in festen Gebetsformen. Bei den festen Gebetsformen greifen wir auf die im Wortlaut festgelegten Gebete wie z.B. das „Vater unser“, das „Gegrüßet seist du Maria“ oder auch das „Ehre sei dem Vater“ zurück.

Diese Gebete geben den Kindern, sobald sie sie auswendig können, Halt und ermöglichen ihnen, auch außerhalb der Familie z.B. in der Kirche mitzubeten und sich so als Teil der Kirchengemeinschaft zu fühlen.

Auch in Zeiten, wo es einem an eigenen Gebetsworten mangelt, geben einem feste Gebete Sicherheit und Stütze. Hingegen formulieren wir bei freien Gebeten ganz spontan und frei. Dabei kann für etwas Konkretes im Leben gedankt werden z.B. dafür, dass das Mittagessen heute besonders gut geschmeckt hat oder es wird eine Bitte formuliert, die z.B. beinhaltet, dass es der Oma die gerade im Krankenhaus liegt, bald wieder gut gehen möge. Das freie Gebet ermöglicht den Kindern, dass sie das, was ihnen gerade auf dem Herzen liegt, als Bitte oder Dank vor Gott tragen können.

Wie sieht es in unserer Familie konkret aus?

Im Verlauf der Jahre, in der wir vom Ehepaar zur Familie mit drei wunderbaren Kindern (1, 3 und 6 Jahre alt) wurden, haben sich manche Gebetsrituale entwickelt, die nun fest in unserem Leben verankert sind. Dazu gehört zuallererst das Segnen. Es wurde für uns zur festen Gewohnheit, dass alle die das Haus am Morgen oder zu einer anderen Zeit des Tages verlassen, ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen mit dem Zuspruch: „Gott beschütze dich“.

Auch das Gebet vor dem Mittagessen ist mittlerweile nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wir beten gerne das Gebet „Alle guten Gaben“ oder manchmal auch „Komm, Herr Jesus sei unser Gast“.

Von Zeit zu Zeit wird auch ein Gebetswürfel mit Mittagsgebeten eingesetzt.

Um dem Sonntag seinen besonderen Stellenwert zu geben, beten wir an diesem Tag ein anderes Gebet als an den übrigen Wochentagen. Zumeist das „Vater unser“ oder auch den „Engel des Herrn“.

Einen weiteren Fixpunkt stellt bei uns das Abendgebet dar.

Wir versammeln uns dazu im Schlafzimmer unserer beiden älteren Kinder, die zu diesem Zeitpunkt schon bettfertig sind und beten nach dem Kreuzzeichen das Gebet „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh“. Darauf folgt ein freies Dank- und Bittgebet, welches alles umfasst, was die Kinder und auch mich an diesem Tag bewegt oder dankbar gemacht hat. Wiederum schließt das Abendgebet mit einer festen Gebetsform zum Beispiel dem „Ehre sei dem Vater“ oder „Gegrüßet seist du Maria“.

Innerhalb des kirchlichen Jahreskreises stellt für uns auch der Advent eine besondere Zeit dar, die wir ganz bewusst mit den Kindern erleben möchten. Das Versammeln um den Adventkranz an jedem Adventsonntag und am Nikolaustag, wo vor allem das gemeinsame Singen geistlicher Lieder, das Beten eines (halben) Gesätzchens vom Rosenkranz oder das Hören einer Heiligengeschichte im Vordergrund steht, lässt das Warten auf Weihnachten zu etwas ganz Besonderen werden.

Es geht nicht um Perfektion

Aus allem Vorangegangenem könnte vielleicht der Eindruck erweckt worden sein, dass das vielleicht mit unseren Kindern möglich ist, doch mit den eigenen undenkbar sei. Hierzu kann ich nur entgegnen, dass wir uns mit unserem Familiengebetsleben auf einen Weg gemacht haben, der uns auch so manche Berg- und Talfahrten, aber auch Umwege bescherte.

Die Vorstellungen und Erwartungen der Erwachsenen gehen nicht immer Hand in Hand mit jenen der Kinder.

So manchmal erwartete ich mir eine entsprechende Atmosphäre, ruhig und fromm dasitzende Kinder die mitbeten und -singen. Doch ganz und gar anders war es dann in Wirklichkeit. Die Müdigkeit der Kinder am Abend war z.B. derartig bleiern, dass an ein übliches Abendgebet nicht zu denken war oder der Hunger zu Mittag war so groß, dass ein Warten bis zum Ende des Gebets als unmöglich erschien. In solchen Situationen darf es auch mal sein, dass wir einfach ein schlichtes Kreuzzeichen machen und durch diese Geste alle Bitten und allen Dank vor Gott tragen.

Immer wieder im Wandel

Wie unser Familiengebetsleben in zehn Jahren aussehen wird, weiß ich nicht. Eines weiß bzw. erahne ich jedoch: es wird sich bestimmt verändert haben. Manch lieb gewonnene Rituale und Gebete werden ein fixer Bestandteil bleiben, hingegen werden vielleicht neue Formen des Gebetes Einkehr finden. Auf den weiteren Weg bin ich auf jeden Fall schon sehr gespannt. 

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