Bücher über Tod und Trauer

Das Thema Tod und Sterben beschäftigt alle Kinder immer mal wieder. Vor allem zu Allerheiligen, wenn wir den Verstorbenen gedenken und uns mit dem Tod unserer Liebsten beschäftigen, machen sich die Kleinen Gedanken und stellen viele Fragen.

Was passiert mit uns nach dem Tod und wo gehen wir hin?

Der Tod gehört zum Leben dazu, genauso wie Krankheit und Sterben. Je offener wir darüber sprechen, desto eher können Kinder akzeptieren, dass der Tod etwas Natürliches ist und lernen, mit Trauer und Verlust umzugehen.

Einige Bücher, die Kindern und Eltern helfen sollen, sich mit dem Tod zu beschäftigen:

 

Abschied, Tod und Trauer

aus der Reihe „Wieso, Weshalb, Warum?“
für Kinder 4-7 Jahre
Ravensburger Verlag

Das Buch erzählt die Geschichte einer Familie, deren Oma verstirbt. Es schildert die Sterbephase und den Abschied von der Großmutter, den Ablauf der Beerdigung und erklärt verschiedene Bestattungsformen. Es werden Themen aufgegriffen wie die Endlichkeit des Lebens, die Trauerbewältigung, die Bedeutung von Erinnerungen und Gedenkformen. Auf einfühlsame Art wird auf die verwirrenden Emotionen, die man als Hinterbliebener durchmacht, eingegangen.

Wer die Buchreihe „Wieso, Weshalb, Warum?“ kennt, weiß, dass die Informationen sachlich und kindgerecht aufbereitet sind. Auch in diesem Buch wird sehr einfühlsam und gleichzeitig lehrreich auf das Thema Tod und Trauer eingegangen.

Die freundlichen Bilder und die vielen Klappen zum Öffnen sprechen vor allem jüngere Kinder an und machen das Buch abwechslungsreich. Das Buch ist ab 4 Jahren empfohlen, ich bin aber überzeugt davon, dass es auch für ältere Kinder oder sogar Jugendliche ansprechend ist.

Als Mama finde ich die übersichtliche Aufbereitung super.

Es werden Begriffe und Abläufe erklärt, bei denen ich mir selbst schwergetan hätte, einfach weil ich glücklicherweise noch nicht in der Situation war, mich mit den Abläufen nach dem Tod eines geliebten Menschen intensiv auseinanderzusetzen.

Und meine Kinder meinen, dass mit der guten Aufmachung und den interaktiven Klappen selbst die „fadesten und schlimmsten Sachen“ weniger schrecklich sind. Wir haben das Buch gerne als Anreiz genommen, um über Tod und Trauer zu sprechen.

Weil du mir so fehlst

von Ayse Bosse und Andreas Klemmt
Carlsen Verlag

Zu Beginn des Buches richtet sich die Autorin an die jungen Leser und erklärt, dass alles, was sie fühlen, gut und richtig ist. Danach spricht die Autorin Eltern an und verdeutlicht, wie Kinder trauern, wie Erwachsene sie begleiten können und warum das Buch hilfreich sein kann.

Die Rahmenhandlung ist die Geschichte eines Bären, der eine geliebte Person verloren hat – wer das ist, wird bewusst offen gelassen. Es ist also auch möglich, das Buch nach dem Tod eines Haustieres oder dem Verlust (nicht Tod) einer Bezugsperson zu lesen. Der Bär kann nicht gut mit seiner Trauer umgehen, er weiß nicht, was er fühlen soll, was er fühlen darf, manchmal ist da Angst, die geliebte Person zu vergessen. Und warum sind die anderen so lustig und lachen?

Zusammen mit dem Bären lernt man verschiedene Rituale kennen, die dabei helfen können, Abschied zu nehmen, sich zu erinnern, und es werden Wege aufgezeigt, um wieder ins Leben zu finden.

Durch Mitmachideen ermöglicht das Buch eine aktive Trauerbewältigung.

Es ist eine Einladung, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, egal ob Unverständnis, Wut oder Angst. Es gibt einen Steckbrief zu dem Verstorbenen, eine Seite, um neue Worte zu finden, wenn diese fehlen, und es gibt die Möglichkeit, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen.

Das Buch ist gut verständlich und liebevoll geschrieben und zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es alle Facetten von Trauer aufgreift. Die Autorin ist Trauerbegleiterin, und ihr Wissen und ihre Erfahrung haben auf empathische und lebensnahe Art den Weg in dieses Trauerbuch gefunden.

Ich würde das Buch Kindern ab dem Grundschulalter empfehlen, die selbst schon schreiben und lesen können. Jüngere Kinder brauchen für den Mitmachteil eine Bezugsperson, die beim Gestalten unter die Arme greift.

Ich denke, dass dieses Buch durch die gefühlvollen Erklärungen und den Mitmachteil tolle Wege aufzeigt, wie Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene mit Tod und Trauer umgehen können. Besonders ansprechend finde ich, dass man je nach Gefühlslage oder je nachdem, was man in seiner Situation gerade „braucht“, sich eine Mitmachseite aussuchen kann. Die Illustrationen des Bären, der einen niedlichen Pullover trägt, haben meinen Kindern gut gefallen, die reduzierte und ansprechende Schrift ebenso.

Hat Opa einen Anzug an?

Amelie Fried, Jacky Gleich
Hanser Verlag

Der Opa von Bruno ist gestorben. Bruno mochte seinen Opa gern und versteht nicht, was passiert. Er stellt viele Fragen, auf die die Erwachsenen ihm keine rechte Antwort geben können oder wollen. Bruno erlebt den Ablauf nach dem Tod eines Menschen, vom Sarg über die Beerdigung bis zum Leichenschmaus und macht viele Gefühle durch, von Wut, über Leere und Angst bis hin zur Akzeptanz des Todes. Das Buch ist christlich orientiert und beschreibt, dass der Körper beerdigt wird und die Seele zum lieben Gott in den Himmel kommt.

„Hat Opa einen Anzug an?“ wurde in den 1990ern geschrieben.

Damals war der Umgang mit Trauer und Tod wahrscheinlich noch ein anderer als heute. Die Bilder sind für mich zu düster und dunkel, fast melancholisch. Der Bub wird oft alleine gelassen mit seinen Gedanken und ist in den Bildern kleiner als die Erwachsenen dargestellt. Soweit ich sehen konnte, erfährt er keinen körperlichen Trost und wird oft auch mit einem Satz abgespeist wie: „Dafür bist du noch zu klein.“ Das hat auf mich als Mutter verstörend gewirkt, ich empfand es als wenig kindgerecht.

Andererseits ist es vermutlich eine realistische Darstellung der Situation, wenn der geliebte Opa bzw. Vater stirbt. Erwachsenen fehlen die Worte, sie sind überfordert und im Organisatorischen verloren, die Kinder geraten da ins Hintertreffen.

Gefallen hat mir, dass Bruno und sein Bruder Xaver ganz viele Fragen stellen, die Kinder beschäftigen: „Wer tröstet Erwachsene, wenn sie weinen?“, „Ist der Opa am Friedhof oder im Himmel?“ oder „Was passiert, wenn der Himmel voll ist?“ Auch wird der Frage nachgegangen, ob ein Kind mit zur Beerdigung darf/soll. Die Geschichte wandelt sich zum Guten: Bruno lernt, mit dem Verlust umzugehen und seinen Opa in liebevoller Erinnerung zu behalten. Am Ende erfährt man, dass Brunos Tante ein Baby bekommen hat. Der Kreislauf des Lebens schließt sich also.

Obwohl der Blickwinkel eines Kindes gut dargestellt wird und das Buch positiv endet, würde ich es nicht unbedingt empfehlen. Als Vorlesebuch mag es für Kinder ab 4 Jahren geeignet sein, die Illustrationen sind es meines Erachtens aber weniger. Ich persönlich würde mit meinen Kindern andere Bücher lesen und als Anlass für Gespräche über den Tod nehmen.

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