Den „richtigen“ Umgang mit Minderheiten lernen

Jedes Kind ist damit konfrontiert: Mit Menschen, die auf den ersten Blick „anders“ sind. Doch wie geht man damit richtig um?

Die Zeiten der homogenen Gesellschaft sind – zum Glück – vorbei. Die heutigen Kindergärten, Klassen und sonstigen sozialen Räumen gleichen vor allem in urbanen Kontexten einem Schmelztiegel von Kulturen und verschiedensten Weltanschauungen.

Nun ist es aber schon auch so, dass Kinder geprägt werden und Menschen zur sozialen Blasenbildung neigen. Sprich: Nicht jedes Elternhaus ist ständig im Kontakt mit verschiedensten Einflüssen und Denkweisen. Die Intoleranz lauert dort, wo die Wichtigkeit und Richtigkeit der eigenen Lebensweise und der eigenen Ansichten überschätzt werden.

In den Schulen jedoch steht Toleranz auf der Tagesordnung – wohl auch der kulturellen und gesellschaftlichen Realität dort geschuldet. Toleranz hier verstanden als das unbedingte Bestreben, den anderen so zu akzeptieren, wie er nun einmal ist.

Damit einher geht eine gewisse Relativierung der eigenen Standpunkte, der eigenen Herkunft und des eigenen Denkens.

Eine Relativierung, die auch dazu führen kann, dass man seine eigenen Ansprüche, Weltanschauungen und vieles mehr als geringer einschätzt, als es tatsächlich ist.

Viele Werte stehen wohl nicht wirklich zur Verhandlung. Darüber gilt es auch mit den Kindern zu diskutieren. Es ist nicht intolerant, wenn man intolerante Weltanschauungen ablehnt. Das gilt es mit den Kindern auch ganz klar zu „vereinbaren“ und zu kommunizieren.

Doch in welcher Gesellschaft bewegen wir uns heute?

Wie gesagt ist unsere Gesellschaft heute sehr multikulturell, multiperspektivisch und es ist sehr schwer, die Sache auf den Punkt zu bringen oder sich auf etwas Gemeinsames zu verständigen. Das Codewort, das all diese Komplexität am besten zusammenfasst ist, ist Buntheit oder Vielfalt.

Und das sind natürlich positive Begriffe und positive Umstände. Aber ist es wirklich sinnvoll, wenn diese Akzeptanz der absoluten Buntheit dazu führt, dass alles zu leichtfertig akzeptiert, fast schon hingenommen wird? Es wirkt dann so wie der einzige Ausweg in einer Gesellschaft, die sich auf gar nichts mehr einigen kann, auch nicht auf gemeinsame Werte, die an sich nicht verhandelbar sind.

Eltern stehen diesbezüglich vor großen Herausforderungen!

Wie gelingt es am besten, die Balance zu halten zwischen Offenheit und Standpunktfestigkeit? Ich denke, beides lässt sich nämlich nur schwer verbinden. Wie offen bin ich? Man sagt Kindern ja nach, dass sie absolut offen sind und keine Vorurteile haben.

Das mag wahr sein oder auch nicht. Diese „Vorurteilslosigkeit“ rührt aber sicher auch daher, dass sich Kinder auch noch kaum ein Bild von vielem gemacht haben, ja gemacht haben können. Das Betrachten der Dinge, der Welt, der Weltanschauungen führt irgendwann zwangsläufig zu Urteilen. Diese Urteile, man mag sie auch Standpunkte nennen, sind Möglichkeiten sich in der Welt zu orientieren, Haltung zu beziehen, sich in Beziehung zu anderen zu setzen und dabei ganz bei sich zu sein.

Das alles wird erst problematisch, wenn sich diese Urteile zu fixen, um jeden Preis unverrückbaren Standpunkten verfestigen. Noch schlimmer ist es nur, wenn man zu gar keinen wirklichen durchdachten Urteilen gelangt ist. Das ist es, was man dann ein tatsächliches Vorurteil nennt.

Fazit

Buntheit ist gut. Vielfalt ist noch besser.

Aber man sollte auch als Kind oder Jugendlicher nicht darauf vergessen, dass ein eigener Standpunkt, eine eigene Überzeugung etwas durchwegs Positives ist.

Es gilt gemeinsam mit den Kindern daran zu arbeiten, dass die Kinder zu einer eigenen Meinung gelangen. Zu begründeten Überzeugungen. Zu Urteilen, die keine Vorurteile sind, sondern die sich in jedem Moment begründen und transparent auffalten lassen, woher sie auch stammen.

Die Schule ist dabei definitiv ein guter Ort, um sich als junger Mensch zu „erproben“. Es ist eine Erprobung, bei der man ansieht, was ist und sich dazu auf die richtige Art und Weise verhält.

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