Entscheiden ist wie Putzen
Putzen ist definitiv nicht meine Leidenschaft, aber ich liebe eine geputzte Wohnung. „Ähnlich ist es mit Entscheidungen“, denke ich, als ich mit dem Lappen über das Waschbecken wische: Auch Entscheidungen würde ich, wenn man sie vermeiden könnte, oft lieber nicht treffen. Aber ich liebe die Klarheit, wenn dann eine Wahl getroffen ist.
„Das klingt nach einem billigen Kalenderspruch“, sagt eine Freundin. Und vor meinem inneren Auge sehe ich schon das Monatsblatt mit dem Foto eines Putzeimers, Lappens und dem geletterten Schriftzug „Entscheiden ist wie Putzen“.
Vielleicht hat sie recht und der Slogan suggeriert, Entscheiden sei so leicht wie Putzen.
Aber wenn ich nach einer vollen Arbeitswoche nach Hause komme und eigentlich „nur noch“ der Wohnungsputz ansteht, ist es häufig alles andere als leicht, den Lappen zu nehmen und einfach einen Anfang zu machen. Statt des Putzzeugs finde ich dann oft mein Smartphone in der Hand. Und statt mit dem Staubsauger durch meine Wohnung zu gehen, reise ich auf Instagram durch weiß strahlende Apartments im Skandinavic-Look. Neulich erzählte mir ein Freund, er putze nach Bedarf, vielleicht alle drei Wochen. Beim Gedanken an meinen wöchentlichen Wohnungsputz dämmert in mir die Erkenntnis: Es gibt wohl unterschiedliche Putztypen.
Darüber könnte man jetzt lange philosophieren, aber dies soll hier kein Putz- oder Aufräumratgeber werden. Davon gibt es definitiv genug. Gerade neulich stand ich in der Buchhandlung vor einem Warentisch und war versucht zum einen oder anderen Exemplar zu greifen. Ja, ich ertappte mich tatsächlich bei der Erwartung, dass der Besitz eines solchen Ratgebers schon alleine für eine ordentliche und saubere Wohnung sorgen würde ... oder ich darin wenigstens das ultimative Rezept erfahren könnte, wie alles mühelos sauber bleibt.
Natürlich ist das nicht so.
Putz- und Aufräumratgeber können zwar Impulse geben, aber für ihre Umsetzung bin noch immer ich selbst verantwortlich. Und ob das überhaupt gelingen kann, hängt nicht nur vom Super-Tipp, sondern auch meiner Persönlichkeit ab.
Ich bleibe also dabei: Entscheiden ist wie Putzen.
Denn auch dafür gibt es inzwischen ganze Bücherregale voller Ratgeber. Und der Besitz eines solchen allein wird keine Entscheidung für mich treffen. Vielleicht finde ich darin den einen oder anderen hilfreichen Tipp, aber das ultimative „Entscheidungstool“ für alle wird es nicht geben. Es ist vielmehr wie beim Putzen: Jeder muss seinen Stil finden und vor allem anfangen.
Neulich habe ich übrigens ein neues Putzmittel ausprobiert. Ich gebe zu, ich habe es auf Instagram gefunden, als ich eigentlich putzen wollte. Es klang vielversprechend und genau für mich passend. Das Ergebnis in der Realität war wenig überzeugend.
Ja, manchmal probiere ich einfach etwas aus, nicht nur bei Reinigungsmitteln. Klar, das ist ein Risiko. Vielleicht war es die falsche Wahl. Aber „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“, sagt einer meiner Lehrer. Auch nur ein billiger Kalenderspruch? Mich hat er zumindest schon zu der einen oder anderen Entscheidung ermutigt.
Entscheiden ist also wie Putzen?
Nicht immer! Denn Du kannst leider keine „Entscheidungskraft“, jedoch eine Reinigungskraft engagieren. Entscheidungen musst Du selbst treffen. Klar, du kannst andere um Rat fragen. Manchmal ist das auch echt hilfreich, aber am Ende musst Du entscheiden.
Die besten Entscheidungen sind also DEINE!
Nicht nur, weil Du sie treffen musst, sondern vor allem, weil sie zu Dir passen: zu Deinen Bedürfnissen, Deinen Träumen und Deinem Blick auf die Welt. Manche Entscheidung treffe ich übrigens beim Putzen. Da schalte ich nämlich oft einfach mal meinen Kopf aus. Und während ich meiner Routine nachgehe, meldet sich oft einfach mein Bauchgefühl zu Wort.
Also auch in dieser Hinsicht ist es gut, einfach mal den Lappen in die Hand zu nehmen und loszulegen – für mich zumindest.
War das alles?
„Das war alles?“, fragst Du Dich jetzt vielleicht.
- Entscheiden ist zwar oft unangenehm, aber wichtig.
- Niemand kann Dir Deine Entscheidungen abnehmen.
- Hab auch Mut zu Fehlentscheidungen.
- Höre auf Dein Bauchgefühl.
Wenn Du mich also am Ende dieses Textes fragst: „Mehr als diese Allgemeinplätze hast Du nicht zu sagen?“, muss ich Dir ganz ehrlich antworten: „Nein.“ Denn es ist meine Überzeugung, dass es für die großen Entscheidungen des Lebens keine Tipps gibt, die mal schnell in einem Artikel geteilt werden können und auch noch für jeden hilfreich sind.
Aber für alle, die jetzt gerade vor einer wirklich wichtigen Entscheidung stehen, habe ich zum Schluss zwei Wünsche:
1. Ich wünsche Dir jemanden, der Dich bei Deiner Wahl begleitet:
Eine Person, die Dir einen Rahmen schafft, in dem Du Dich wirklich frei für die Option entscheiden kannst, die zu Dir passt.
2. Und weil häufig genau das die Frage ist: „Was passt eigentlich mit mir? Wer bin ich wirklich?“, wünsche ich Dir, dass Du den Mut hast, mit einem erfahrenen geistlichen Begleiter oder Coach deine tieferliegenden Bedürfnisse, Stärken oder Sehnsüchte zu entdecken.
Geistliche Begleiter oder Berufungscoaches findest Du übrigens bei Deinem Bistum oder vielen Ordensgemeinschaften.