Erziehungsfragen: Wenn Eltern uneinig sind
Eltern müssen nicht immer einer Meinung sein, doch sollten sie sich in Entscheidungen der Erziehung nicht gegeneinander ausspielen. Wie gemeinsame Erziehung gelingen kann, auch wenn die Eltern uneinig sind.
Kindererziehung war zu allen Zeiten eine große Herausforderung für Eltern und ist leichter zu bewältigen, wenn Vater und Mutter harmonieren und ihre Bemühungen und Maßnahmen aufeinander abstimmen. Wenn es in wichtigen Dingen unterschiedliche Auffassungen oder Wertehaltungen gibt, so ist es gut, die Dinge unter vier Augen oder im Beisein eines Beraters abzuklären, um dem Kind gegenüber eine einheitliche Einstellung oder Entscheidung zu vertreten.
Einander nicht in den Rücken fallen
Auch wenn Sie mit einzelnen Entscheidungen Ihres Partners nicht immer einverstanden sind, so ist es gut, ihm/ihr nicht „in den Rücken zu fallen“. Wenn beispielsweise der Vater den Kinobesuch untersagt hat, dann wäre es unfair, wenn die Mutter das wüsste und trotzdem antwortet: „Geh’ nur ruhig!“. Das Kind würde mit großer Wahrscheinlichkeit die Uneinigkeit der Eltern ausnützen, um eigene Vorteile daraus zu ziehen oder sie gegeneinander auszuspielen.
Im Zweifelsfall empfiehlt sich, nachzufragen: „Hast du deinen Vater schon gefragt? Was sagt denn er dazu?“08
Vorsicht bei Einmischung in Konflikte des Partners
Mischen Sie sich auch nicht in jeden Konflikt ein, den Ihr Kind mit Ihrem Partner hat. Die beiden sollen ihn auf ihre Weise lösen. Wenn Sie tatsächlich Handlungsbedarf sehen, so fragen Sie um Erlaubnis oder begründen Sie zumindest Ihr Einschreiten. Sonst wird der Konflikt mit dem Kind zu einem Konflikt in der Partnerschaft. Denn nur allzu leicht wird Ihre Intervention als Mangel an Wertschätzung erlebt und untergräbt die elterliche Autorität des Partners.
Meinungsverschiedenheiten offen und fair austragen
Ganz anders ist es, wenn die Eltern ihre Meinungsverschiedenheit offen und fair vor dem Kind austragen, und die Argumente für oder gegen den Kinobesuch abwägen, womöglich gemeinsam mit dem Kind/Jugendlichen. So erleben die Kinder am Beispiel der Eltern, wie man mit Meinungsverschiedenheiten konstruktiv umgehen kann.
Unterschiedliche Persönlichkeiten, unterschiedliche Tagesverfassung
Das Kind kann und soll auch ruhig erleben, dass Vater und Mutter unterschiedliche Persönlichkeiten sind, dass beispielsweise den einen laute Musik, den anderen vor allem herumliegende Wäsche stört. Was mich heute irritiert, habe ich gestern womöglich gar nicht bemerkt.
Es kann durchaus auch von einem Tag zum anderen variieren, je nach momentaner Befindlichkeit: Gestern war ich entspannt, heute jedoch habe ich Kopfschmerzen oder muss mich auf eine wichtige Arbeit konzentrieren.
Eltern müssen sich nicht rechtfertigen, aber sie sollten es erklären und vielleicht auch um Verständnis bitten.
Einheitliche Vorgaben um jeden Preis können zu verkrampften Bemühungen führen. Allerdings sollte Ihr Verhalten für das Kind verständlich und berechenbar sein und eine konsequente Linie erkennen lassen.