Familienkonflikte in der Adventzeit

Advent ist die stille oder gar die stillste Zeit des Jahres. So sagt man. Doch bei uns ist es oft ganz anders. Woran genau liegt das?

Wir hatten uns sehr gefreut. Eigentlich.

Doch bereits am ersten Adventsonntag ging alles schief: Ein Streit zwischen unserer Töchtern und meiner Frau eskalierte, es kam zu lauten Schreiduellen und zu unschönen Worten. Unsere Stimmung war vorerst dahin.

Doch was war eigentlich passiert?

Meine Frau und unsere beiden Mädels hatten das Wochenende in Osttirol bei den Eltern meiner Frau verbracht. Ich konnte berufsbedingt nicht dabei sein. Es wurde knapp, da wir – meine Frau und ich – am Abend schon etwas ausgemacht hatten.

Zuerst wurde noch dekoriert und der Adventkranz emsig-eilig hergerichtet. Schließlich stand der Advent vor der Tür und der erste Adventsonntag sollte dementsprechend passend begangen werden. Alles war dekoriert, vorbereitet, wir verabschiedeten uns.

Alles war gut, so schien es zumindest.

Als wir nach Hause kamen, war unsere Große auf Streit gebürstet und auch die Kleine hatte irgendwie keine Lust auf das rituelle „Adventkranzsingen“. Wusste sie instinktiv immer noch, dass es auch in den Jahren zuvor immer mal wieder zu Konflikten gekommen war, gerade, als wir besonders harmonisch agieren wollen? Vermutlich.

Getrübte Stimmung

Jedenfalls war die Stimmung von Anfang an getrübt. Auch mehr oder weniger gemeinsam richtig gesungene Lieder hoben diese Stimmung nicht. Danach entzündete sich aus dem Nichts heraus der oben bereits angedeutete Streit, den ich hier inhaltlich nicht mehr näher ausführen möchte.

Zu wenig Zeit

Mit ein wenig Abstand haben wir zumindest Erklärungen dafür. Zuerst: Wir haben wohl ein wenig zu knapp geplant, haben alles ein klein wenig zu „mechanisch“ abgespult. Also das erledigt, das eben notwendig war, um den Rahmen zu setzen für einen hoffentlich besinnlichen ersten Adventsonntag, dem noch einige weitere ebenso besinnlichen Adventsonntage folgen mögen.

Damit ist auch schon ein weiterer Knackpunkt benannt: Die eigene Erwartungshaltung, die oftmals nicht mit dem Zeitbudget Schritt halten kann.

Wir haben oft zu wenig Zeit. Nehmen uns vielleicht als Eltern auch zu wenig Zeit.

Das ist möglich. Aber wir tun unser Bestes. Und: Indem wir nur tun, spulen wir oft die Sachen wohl auch ein wenig zu „lieblos“ ab, eben weil wir vorrangig funktionieren und die Intention dahinter – die Liebe – zu sehr in den Hintergrund rückt.

Waren unsere Töchter einfach so sensibel, dass sie das merkten? Oder hatten sie ähnliche Probleme? Gelang es ihnen – angesichts der anstehenden Tests und Schularbeiten – ebenfalls nicht, abzuschalten und die notwendige „Liebe“ aufzubringen und sich ganz entspannt mit der Familie zusammenzusetzen und sich auf Weihnachten vorzufreuen?

Veränderungen

Und wenn das so ist: Wie schaffen wir es – alle Familienmitglieder – das zu ändern? Uns mehr zu entspannen, mehr einzulassen, mehr zu spüren, mehr wahrzunehmen, achtsamer und liebevoller zu sein?

Wie lassen wir die Alltagshektik hinter uns und kommen wirklich zu Ruhe?

So sehr zur Ruhe, dass wir uns auf das, was kommt, freuen und wirklich einlassen können?

Wie gelingt es uns, Konflikte außen vor zu lassen oder zumindest so zu lösen, dass dabei alle ihr Gesicht wahren können und es nicht zu regelrechten Eskalationen kommt, die bei allen Beteiligten – denn es leiden ja im Grunde immer alle vier Personen darunter – noch Tage nachwirkt und uns nur umso vorsichtiger und „kälter“ werden lasst, somit also das schiere Gegenteil bewirkt, das wir eigentlich wollen?

Denn Advent heißt auch, sich öffnen. Da sein.

Präsent sein. Liebe zeigen. Dem Anderen auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen. Seinen Sorgen, Ängsten und Nöten Raum geben. Wenn das nicht gelingt, dann ist es aus meiner Sicht schon problematisch.

Und unter Umständen ist auch diese hohe Erwartungshaltung ein Problem, das zu den oben beschriebenen Konflikten führt: Somit ein Teufelskreis, dem schwer zu entkommen ist. Was tun?

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