Ganz easy: Hausmittel im Urlaub
Einfache Hausmittel können auf Ausflügen und Reisen schnell und unkompliziert kleinere Wehwehchen und Krankheiten lindern. Claudia Schauflinger, Expertin für Hausmittel in der Familie, teilt ihre besten Tipps.
Claudia, was hast du für deine Familie und dich immer dabei, um für Wehwehchen unterwegs gerüstet zu sein?
Was ich immer im Gepäck habe, ist eine Zwiebel. Die Zwiebel ist unglaublich vielseitig und dabei leicht zu transportieren. Bei Insektenstichen schneide ich die Zwiebel mit dem Taschenmesser in zwei Hälften und lege die Schnittstelle auf den Stich. Das kühlt fein, der Saft der Zwiebel wirkt schmerzlindernd, abschwellend und entzündungshemmend. Eine Zwiebel kann man sich meist schnell besorgen, wenn man keine dabei hat, im Buffet im Freibad zum Beispiel.
Der Saft der Zwiebel wirkt schmerzlindernd, abschwellend und entzündungshemmend
In meinem Notfalltäschchen habe ich außerdem bunte Pflaster, ein Messer, eine kleine Pinzette, mit der man leicht Zecken oder kleine Holzspäne entfernen kann und ein buntes Taschentuch zum Abwischen bei Abschürfungen und kleinen Wunden. Kinder erschrecken oft, wenn sie Blut sehen, deswegen ist das Taschentuch auch nicht weiß sondern bunt.
Im Sommer kommt es immer wieder zu Insektenstichen. Was hilft außer dem Auflegen einer Zwiebel sonst noch?
Grundsätzlich gilt ‚Vermeiden ist besser als leiden‘, deswegen sollte man Getränke abdecken und auf Blumenwiesen nicht barfuß laufen. Aber manchmal passieren sie eben doch. Sticht die Biene, sollte man den Stachel schnell entfernen. Ein nasses Tuch oder Spucke drauf und dann pusten: Das kühlt gut.
Essigwasser, Zitronenwasser oder Kühlen hilft bei Insektenstichen.
Auch Essigwasser oder Zitronensaft auf einem Umschlag oder Topfen haben einen kühlenden Effekt. Bei Gelsenstichen kann man kurz nach dem Stich einen Löffel in heißes Wasser tauchen und das warme Metall für einige Sekunden auf den Stich legen. Das lindert die Reaktion.
Was für Insektenstiche gilt, gilt für Sonnenbrand umso mehr: Sich prophylaktisch schützen ist wichtig. Trotzdem kann es zum Sonnenbrand kommen. Was tun, wenn es das Kind oder einen selbst erwischt hat?
Zuerst sollte man ganz schnell raus aus der Sonne. Sich im Schatten die Kleidung ausziehen, vermeidet schmerzhafte Reibung. Unterwegs kann man die betroffenen Stellen mit feuchten Tüchern kühlen. Auch Gurkenscheiben kann man auflegen, sie versorgen die Haut mit Mineralstoffen.
Gurkenscheiben versorgen die Haut mit Mineralstoffen nach einem Sonnenbrand.
Weit verbreitet sind Auflagen mit Milchprodukten, weil diese entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend wirken. Joghurt, Rahm oder Topfen: Was man daheim hat, streicht man vorsichtig auf die Rötung. Sobald die Feuchtigkeit eingezogen ist, wäscht man die Reste vorsichtig mit lauwarmem Wasser ab. Abends kann Ringelblumen- oder Lavendelöl aufgetragen werden.
Buchtipp: Claudia Schauflinger "Zwiebel im Gepäck" um € 18,90 im Fachhandel.
Was tun bei Verdacht auf Sonnenstich?
Bei einem Sonnenstich kann es schwierig sein zu wissen, wann man zum Arzt gehen soll. Auf jeden Fall soll man bei Anzeichen wie Schwindel oder Kopfweh sofort aus der Sonne und in einen kühlen Raum gehen. Bei einem leichten Sonnenstich hilft jede Art von Kühlung, man kann zum Beispiel Wasser in eine Sprühflasche füllen und die betroffene Person besprühen. Bei Erbrechen lieber einen Arzt/Ärztin oder Apotheker/Apothekerin aufsuchen.
Kühlen, kühlen, kühlen. Egal wie.
Apropos Erbrechen: Reiseübelkeit oder Magen-Darm-Virus am Urlaubsort sind für Familien lästige Urlaubsbegleiter, auf die sie gern verzichten könnten. Welche Tipps hast du parat?
Was Reiseübelkeit angeht, gibt es viele Möglichkeiten, sie zu lindern. Wichtig ist, bereits vorab den Stress rauszunehmen. Der Magen ist ja ein Seismograph für Aufregung. Also lieber rechtzeitig und stressfrei packen und Ruhe bewahren. Mahlzeiten vor der Reise sollten leicht sein, Snacks unterwegs bekömmlich, nicht zu deftig. Frische Luft tut gut, beim Autofahren den Blick nach vorne richten, schlafen beim Fahren hilft auch. Man kann Zitronenwasser oder Pfefferminztee beim Reisen mitnehmen.
Geriebener Apfel bei Durchfallerkrankungen.
Bei Durchfall im Urlaub oder daheim hilft ein geriebener Apfel, den man etwas braun werden lässt und dann löffelweise isst. Das bindet die Gifte im Verdauungstrakt.
Für Erkältungskrankheiten gibt es viele Hausmittel. Was ist dein ultimativer Tipp bei Husten oder Schnupfen, wenn man unterwegs ist?
Der Tausendsassa Zwiebel hilft auch hier. Schneidet man eine Zwiebel, sorgen die freigesetzten Inhaltsstoffe dafür, dass die Schleimhäute abschwellen, sich das Nasensekret verflüssigt und die Nase frei wird. Dafür kann man ganz einfach ein Zwiebelsäckchen vorbereiten: Eine Zwiebel wird klein geschnitten und in einen Waschhandschuh oder einen Socken gefüllt. Den gefüllten Beutel verschließen und leicht andrücken. Dann im Raum aufhängen.
Hausmittel haben mitunter den Ruf, kompliziert oder nicht ganz so wirksam wie Medikamente zu sein. Was meinst du dazu?
Viele Hausmittel sind ganz easy herzustellen und können sehr kindgerecht angewendet werden. Was die Wirksamkeit betrifft: Für viele Hausmittel ist die Wirksamkeit sehr gut belegt. Sie können ein erster Schritt bei leichten Erkrankungen sein, tritt keine Besserung auf, muss man zum Arzt/Ärztin oder Apotheker/-in.
Werden Kinder im Urlaub krank, bereitet das Eltern in der fremden Umgebung oft besonders große Sorgen. Was können verunsicherte Eltern tun?
Mein erster Tipp ist, tief in den Bauch zu atmen, sich zu beruhigen und sich mit dem Partner besprechen. Gelassenheit ist ein Stück weit Trainingssache. Mit jeder Erkrankung werden wir gelassener. Sich bewusst zu machen, dass das Schlimmste normalerweise nicht eintritt, kann helfen. Wenn man sich selbst beruhigt, kann man auch dem Kind gelassener entgegentreten. Wenn wir unserem kranken Kind mit Liebe begegnen, ihm Hautkontakt geben, kuscheln und streicheln kann das bereits schmerzlindernd wirken und das Immunsystem stärken.
Claudia Schauflinger ist Bloggerin und Autorin. Mit ihren Büchern möchte sie altes Wissen neu aufleben lassen und Eltern darin bestärken, auf Hausmittel zurückzugreifen.