Kindern Freude an der Bewegung beibringen
Ich gebe es zu: Ich bin Bewegungs-Legastheniker. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb will ich, dass es unseren Kindern anders geht.
Dazu haben wir schon vieles in Bewegung gesetzt. Es begann mit der musikalischen Früherziehung, in der auch Bewegungseinheiten eine Rolle spielen. Es ging weiter mit Tanzkursen, bei denen zumindest unsere Große (15) nicht allzu weit kam und bald das Handtuch warf. Bei unserer Kleinen (11) waren wir erfolgreicher: Sie ist nach wie vor begeisterte Tänzerin und besucht regelmäßig einmal wöchentlich einen Tanzkurs und hatte auch schon Auftritte.
Warum ist uns das so wichtig?
Es hat auf alle Fälle nicht nur sportliche Gründe, nicht nur Gründe, die im Bereich der Gesundheit angesiedelt sind. Obwohl das natürlich eine Rolle spielt. Tanzen ist natürlich auch als Sport zu sehen und damit als Beschäftigung, die außerhalb der sozialen Netzwerke über die Bühne geht. Das allein ist schon mal gut.
Aber das ist es nicht: Vielmehr ist uns wichtig, dass unsere Kinder ihre „Körperlichkeit“ beim Tanzen wahrnehmen und spüren. Heutzutage läuft sehr viel im Kopf ab. Es scheint fast ein wenig so zu sein, als ob wir körperlose Wesen wären, also Menschen, die sich zu sehr auf den Kopf konzentrieren. Meiner Ansicht nach macht das aber auf gar keinen Fall glücklich, ganz im Gegenteil.
Diese Fokussierung auf Kopf ist eine seltsame Trennung, bei der man früher oder später schmerzlich bemerkt, dass etwas fehlt, dass man sich selbst „nicht spürt“ und seinen Körper selbst zu wenig kennt. Das wollen wir unseren Kindern ersparen.
Tanz ist zudem ein wunderbares Ausdrucksmittel.
Wer tanzt, ist mehr bei sich als wenn er nur den Kopf benutzt. Genau genommen sind alle „Sinne“ und alle Ebenen beteiligt. Der Kopf merkt sich zuvor die Choreographie und erst wenn sie verinnerlicht ist, kann man wirklich tanzen. Dieser Moment ist ein Moment der Freiheit: Denn alles gelingt dabei „wie von selbst“, weil man intuitiv auf die Bewegungen zurückgreifen kann, die man zuvor intellektuell erfasst hat.
Das ist natürlich alles ein wenig hochtrabend und unsere Kinder bzw. die „Kleine“ sieht das vermutlich weit pragmatischer. Aber allein die Tatsache, dass sie in ihrer Tanzschule Jahr für Jahr auf einen großen Auftritt hinarbeitet, ist etwas überaus Positives. Sie sieht, dass sich der Einsatz auszahlt, sie lernt durchzuhalten und bemerkt, dass harte Arbeit auch zu guten Ergebnissen führt.
Es ist also unser großer Ansatz, ihr hier auch etwas über das Leben beizubringen, nur eben halt auf spielerische Art und Weise. Sie lernt „dranzubleiben“, nicht aufzugeben und nicht zuletzt auch – denn Choreographien sind immer auch Teamwork – dass sie die Summe immer größer als die einzelnen Teile. Wenn man zusammenarbeitet, zusammenwirkt, wenn die „Rädchen“ ineinandergreifen, dann kann man Großartiges erreichen.
Tanzen ist also auch etwas Kollektives, in der jede seine Aufgabe und seine Funktion findet. Tanzen heißt sich zurücknehmen, heißt den anderen die Führung überlassen, heißt aber auch im richtigen Moment zu glänzen und ganz und gar im Hier und Jetzt zu sein. Tanzen heißt, sich selbst in einem Team spüren, sich selbst zu finden und dabei zu merken, wer man wirklich ist.
Uns erscheint Tanzen als richtiger Ansatz, als richtiges Konzept.
Leider haben wir es selbst verabsäumt, in jungen Jahren bereits solch wichtigen Erfahrungen zu machen, so etwas wichtiges zu lernen. Wir mussten es später im Leben dann gewissermaßen nachholen, habe es mehr auf intellektuelle und weniger auf intuitive Weise gelernt, was es heißt im Team zu arbeiten, seine eigene Aufgabe und Rolle richtig einzuschätzen und damit auch schlicht und einfach in der Gesellschaft gewissermaßen zu funktionieren.
Somit sind wir froh, dass unsere Kinder das gefunden haben. Unsere Große spielt zudem mittlerweile Volleyball und ist es auch bei ihr ähnlich. Vieles, das ich hier über den Tanz geschrieben habe, gilt auch für den Sport, zumal für den Teamsport.