Können wir als Familie dem Konsumzwang entkommen?

Gerade zu Schulbeginn werden viele von uns gemeinsam mit ihren Kindern einkaufen gehen, um das eine oder andere Neue für den Herbst zu besorgen.

„Mama, ich brauche aber unbedingt DIESE Schuhe, die sind MEGA!"

 - wer kennt diesen Satz nicht?! Oder es muss unbedingt die Marke dieses besonderen T-Shirts sein, da alle anderen das gerade auch so super finden. Und spätestens dann kommen wir ins Schwitzen. Muss es denn immer diese Diskussionen geben? Kann es denn nicht unkomplizierter sein?  Die tollsten Sachen sind nämlich meist gar nicht die nützlichsten oder bequemsten, zudem sind Markenartikel meist sehr teuer.

Druck

Der Druck, den viele unserer Kinder verspüren, mithalten zu wollen, ist oft riesig. Und das ist nicht nur heute so – ich kann mich erinnern, auch in meiner und sicher auch in Ihrer Kindheit und Jugend gab es immer gerade irgendetwas, das gerade „voll cool“ war und es waren immer dieselben in der Klasse, die es sofort bekommen hatten – aber es waren auch immer dieselben, die es eben NICHT hatten.

Der Wettbewerb: „wer hat das beste Handy, wer die schönsten Klamotten“ findet in jeder Klasse statt und betrifft im Grunde jedes Kind. Die Frage ist aber die: Wer macht dabei mit und wen beeinflusst das Ganze nicht?

 

Sollen wir nachgeben?

Als Eltern wissen wir: weiße Turnschuhe, die zwar gerade sehr gefragt sind, sehen nach einer Woche Fußballspielen und Regenwetter unmöglich aus. Spielsachen, die zuerst für unentbehrlich gehalten wurden, werden oft sehr schnell kaputt oder es wird bemerkt, dass zum Spielen das herkömmliche Spielzeug im Grunde doch besser war.

Wir müssen uns die grundsätzliche Frage stellen, ob wir unseren Kindern etwas Gutes tun, wenn wir uns dem Konsumzwang beugen und ihnen viel von dem kaufen, was sie momentan wollen.

Werden sie dadurch zu zufriedeneren, glücklicheren Kindern?

Ist es sinnvoll, jeden Modetrend mitzumachen und sie immer auf den neuesten Stand der Technik zu bringen? Haben wir womöglich selbst die Sorge, dass sie, wenn sie es nicht bekommen, in der Klasse zum Außenseiter werden, kaufen wir die Dinge vielleicht nur deshalb? Oder finden wir als Familie einen gemeinsamen Konsens, der für alle verträglich ist?

Glücklich sind, die...

Psychologen fanden in vielen verschiedenen Studien bereits vor langer Zeit heraus, dass NICHT die Menschen die glücklichsten sind, die sehr viel besitzen und sich all das leisten können, was sie gerne möchten. Wir selbst wissen durch eigene Erfahrung, dass wir uns manchmal etwas leisten, von dem wir bereits sehr lange „träumten“. Wenn wir es dann aber besitzen, verflüchtigt sich dieses Glücksgefühl häufig sehr schnell. Der Besitz fühlt sich bald als normal an und die Gesamtgefühlsverfassung entspricht in etwa der von davor.

Faktoren, die uns glücklich machen, sind meist immaterieller Natur: eine funktionierende Partnerschaft, eine glückliche Familie, Freunde, der Bezug zu Tieren, soziales Engagement, eine ausfüllende Tätigkeit, Selbstannahme und ganz oben: der Glaube an etwas Höheres, das dem Leben Sinn gibt.

 

Schwerpunkte setzen

Wenn wir also wollen, dass unsere Kinder glückliche, starke, selbstdenkende und unabhängige Erwachsene werden, müssen wir den Schwerpunkt auf diese Lebensbereiche legen. Wenn die emotionalen Bedürfnisse unserer Kinder zu Hause gestillt sind, sie sich sicher und geborgen fühlen, werden sie eher mit dem, was sie haben, zufrieden sein und ihre Werte nicht auf rein Materielles legen.

Kinder müssen bereits im frühen Alter darauf vorbereitet werden, dass sie auch als Erwachsene nicht alles bekommen werden, was sie möchten. Was wird passieren, wenn wir sie jetzt daran gewöhnen, dass alle ihre Wünsche sofort erfüllt werden? Wie sollen sie dann mit Frustrationen umgehen lernen, wenn sie merken, dass das Geld, das sie verdienen, nicht für alles reicht?

Daher macht es Sinn, bereits in der Kernfamilie zu lernen, Geduld zu haben.

Zuerst das Geld zu sparen, um sich dann etwas Größeres, das Sinn macht, leisten zu können. Wie schön ist es, dann sagen zu können, dass man auf das, was man sich schon lange gewünscht hat, gespart hat, um es sich leisten zu können. Wer sich mit seinem mühsam gesparten Geld etwas kauft, weiß den Wert der Sache viel mehr zu schätzen. Das Warten lohnt sich zudem, da das heiß ersehnte Objekt bei Kindern sehr schnell die Attraktivität verlieren kann. Was es sich heute wünscht, da es der Freund bereits hat, kann morgen schon wieder vergessen sein.

 

Die Rolle der Werbung

Obwohl wir wissen, dass Konsum nicht glücklich macht, sind Konfrontationen materieller Art in fast allen Familien nicht fremd. Unsere Kinder leben nun einmal inmitten einer von Werbung und konsumorientierten Welt, die einem vorgaukelt, nur glücklich sein zu können, wenn man dies oder das besitzt. Daher ist es wichtig, mit Kindern bereits früh über das Thema Werbung zu sprechen, ihnen die Mechanismen dahinter zu erklären und einmal ganz bewusst, bestimmte Werbung anzusehen, um ihnen zu verdeutlichen, worum es dabei geht.

Second hand

Wir haben es uns angewöhnt, vieles das wir kaufen „second hand“ zu besorgen und auch wieder zu verkaufen. Es macht uns häufig viel Freude, Geld zu sparen, indem wir zum Beispiel ein schönes Fahrrad oder einen Roller, den wir auf Willhaben kaufen, nachdem er zu klein geworden sind, wieder dort an jemanden abgeben, der sich darüber freut. Man spart damit erneut Geld und schont gleichzeitig die Umwelt durch die neuerliche Verwendung.

Viel Kraft und Durchhaltevermögen beim Einkaufen für den Schulstart!

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