Mit Kindern Zeitung lesen

Zeitungen sterben aus. Zumindest im Print. Vermutlich aber insgesamt. Aber welche Rollen spielen Eltern in diesem Zusammenhang?

Es war einmal. Das Rascheln der Zeitung am Frühstückstisch.

Der Geruch von Papier, der sich mit Kaffee verband. Heutzutage dominiert das Smartphone, das uns als Familie zum Teil bereits früh Nachrichten in die Küche und an den Frühstückstisch spült.

Unabhängig von der Diskussion, ob ein Smartphone etwas am Frühstückstisch (hat es natürlich nicht) hat, stellen sich damit einige Fragen. Vor allem aber die Frage, wie sich das Konsumverhalten von Nachrichten verändert.

Es muss jedenfalls deutlich schneller gehen!

Artikel, die wir online lesen, lesen wir zum Teil nur kursorisch. Wir neigen zudem dazu, uns auf die Überschriften zu fokussieren. Im schlimmsten Fall ist es dann so, dass wir über die Überschrift und vielleicht noch den ersten Absatz nicht hinauskommen.

Das alles gilt für Erwachsene, aber natürlich auch für Kinder. Verschärft wird es dadurch, dass unsere Mädels (12 und 16 Jahre alt) ganz anders aufgewachsen sind als wir. Das Rascheln der Zeitung kennen sie zwar zum Teil noch, doch – Vorbild hin oder her – ihre Lesegewohnheiten sind andere. Nachrichten kommen – natürlich gefiltert je nach Alter – über TikTok oder Instagram in ihre Zimmer.

Sag, wie hältst du es mit Social-Media?

Ob und inwiefern Eltern das tolerieren und akzeptieren wollen und können, ist es eine Grundsatzfrage. Unabhängig von dieser Frage bzw. deren Beantwortung ist es jedenfalls Fakt, dass dadurch anders gelesen wird. Schneller, oberflächlicher. Womöglich aber vernetzter. Aber insgesamt weniger „tief“.

Zudem – und das ist die größte Gefahr – ist die Quelle oft unklar oder zumindest zum unseriös. Es ist legitim, wenn die „Zeit im Bild“ auch verstärkt auf Instagram und Tik-Tok zielgruppengerecht agiert.

Das alte Rezipieren von „News“ ist wohl tatsächlich verloren.

Die Zeitung wird aber früher oder später wohl tatsächlich „sterben“, wenn sie den Sprung ins Onlinezeitalter nicht wirklich schafft bzw. für sie akzeptable Budgetumstände dafür findet.

Doch das ist wieder ein anderes Thema, das hier nur kurz gestreift, ganz sicher aber nicht ausführlich abgehandelt werden soll. Es geht mir um etwas Anderes: Kinder und erst recht Jugendliche können etwas vom gemeinsamen Zeitunglesen lernen, auch wenn sie sich danach doch dazu entscheiden, auf andere Art und Weise Nachrichten und Themen zu konsumieren.

Das wäre etwa: Textarten wie Kommentar, Reporte oder Bericht und natürlich auch, dass jeder Artikel mit einem Autor bzw. einer Autorin versehen ist. Das sagt vor allem eines: Je nach Textart ist der Text subjektiv (Meinung) oder mehr oder weniger objektiv (Bericht).

Jedenfalls wird dadurch aber klar, dass immer ein Autor dahintersteht, der einen Blick auf die Welt und auf die Umstände wirft. Völlige Objektivität gibt es nicht, aber die Transparenz ist eben wichtig: Indem der Autor sichtbar ist, lässt sich auch die Quelle benennen. Indem der Autor in ein bestimmtes Medienhaus integriert ist, lässt sich auch daran ablesen, in welche Richtung es geht. Häuser haben zum Teil Weltanschauungen und Zielgruppen.

Das Zauberwort heißt hier also die vielbeschworene Medienkompetenz. Diese heißt analysieren, einordnen, bewerten und vor allem dann scharf zu sehen, mit welchen Nachrichten aus welchem Kontext man es zu tun hat. Wer das kann, ist kritisch.

Wer das kann, der sieht auch Nachrichten auf Instagram oder TikTok mit anderen Augen.

Der bewertet genau, der analysiert, der konsumiert nicht einfach nur „blind“. Das heißt natürlich nicht, dass es ab sofort keine Berieselung mehr gibt. Aber es bedeutet, dass man zwischen seichter Berieselung, Satire, Fake-News oder seriösem Bericht aus nachvollziehbarer und vertrauenswürdiger Quelle unterscheiden kann.

Fazit

Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, wieder mehr mit meinen Kinder Zeitung zu lesen. Darüber zu sprechen, wie hier gearbeitet wird und welche Qualitätskriterien im besten Fall vorherrschen. Ich glaube, es gibt ihnen ein wichtiges Rüstzeug in die Hand für eine Medienwelt, die immer komplexer und unübersichtlicher wird.

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