Mutterliebe, die weh tut

Schlafentzug, Geschrei, kranke Kindernäschen – Mutter zu sein schmerzt. Doch es ist die bedingungslose Mutterliebe, die mein Leben zu dem macht, was es ist.

Liebe, bis es weh tut.

Was wie ein Paradoxon klingt, macht spätestens dann Sinn, wenn man einmal eigene Kinder hat.

Die Worte stammen von niemand Geringerem als Mutter Teresa: „Hab keine Angst zu lieben, bis es weh tut“. Klingt verrückt. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, war ich noch sehr jung, ein Teenie. Damals versuchte ich eher mich tagtäglich vom Gegenteil zu überzeugen. Hollywood- und Buchslogans à la „Wenn es weh tut, ist es keine Liebe“ kamen mir da sehr recht. Später ergaben Mutter Teresas Worte dann mehr Sinn für mich und ich war wenigstens theoretisch davon überzeugt: „Das ist es! So müsste man leben. Bis es weh tut.“ Aber ob ich das jemals schaffen würde?

Mutterliebe – den Schmerz fühle ich immer wieder neu

So richtig zu begreifen begonnen habe ich die Bedeutung dieser Aussage erst, als ich Mama geworden bin. Also vor nicht allzu langer Zeit. Doch seit der Geburt meiner Tochter fühle ich tatsächlich immer wieder neu diesen Schmerz. Es ist einerseits dieser konkrete, ganz reale Schmerz: Monatelanger (bald schon jahrelanger) Schlafentzug, der oft bis in die Knochen weh tut. Ohrenbetäubendes Geschrei, das manchmal grundlos zu sein scheint oder nicht mehr aufhören will: Autsch! Tollpatschige Babytritte (teilweise mitten ins Gesicht), die ebenfalls seeehr wehtun. Kranke Kindernäschen, die einen von oben bis unten vollrotzen, egal wie oft man sich schon umgezogen oder gewaschen hat: Es schmerzt. Nicht zu vergessen, der scheinbar unermüdlich Bewegungsdrang und die überquellende Lebensenergie eines Kleinkindes, bevorzugt an Tagen, an denen man selbst schon lange am Ende seiner Kräfte angelangt ist: Es tut weh.

Verantwortung für hilfloses Kind

Andererseits ist da dieser tiefer sitzende „Schmerz“ oder besser gesagt, das Bewusstsein, dass man plötzlich die fast totale Verantwortung für ein so kleines, hilfloses Geschöpf trägt. Dieser Gedanke, das eigene Herz nicht mehr im Körper zu tragen, sondern außerhalb davon vor sich herumspringen zu sehen.

Der Schmerz, zu wissen, dass man nicht immer da sein wird, nicht jeden Sturz verhindern, nicht jede Entscheidung abnehmen oder gar richtig treffen, nicht jedes Leid verhindern können wird.

Mutterliebe zeigt auf, was Liebe ist

Dennoch oder gerade deswegen würde ich mir niemals wünschen, in mein Leben vor und ohne Kind zurückzukehren, oder würde je (ernsthaft ;)) in Erwägung ziehen, es bei einem Kind belassen zu wollen. Dieses Kind, mein Kind, dein Kind, unsere Kinder machen unser Leben zu dem, was es ist. Sie sind es, die uns überhaupt erst vorleben und aufzeigen, was Liebe eigentlich ist: Weder momentan noch käuflich, sondern bedingungslos. Diese Liebe, die weh tut, macht aus dem einfachen, einsamen Dasein überhaupt erst „Leben“. Und nicht zu vergessen, wie Mutter Teresas es sagte: „Wenn man liebt, bis es weh tut, kann es keinen weiteren Schmerz geben, nur mehr Liebe“.


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