5 Tipps für das neue Schuljahr: Die ideale Lernsituation finden

Was können wir tun, wenn der Alltag wieder über uns hereinbricht? Wie verhindern wir die 180 Grad Wendung von Vorfreude zur Qual? Im Gespräch mit Christina Tomp, Lerncoach und Kinder-Mentaltrainerin, Mutter von zwei erwachsenen Kindern.

Für mich war ein neues Schuljahr immer eine neue Chance. Bücher, die noch nach Druckfarbe rochen, neue Bunt- und Filzstifte, all das verhieß einen guten Neubeginn, mit Vorfreude auf das Neue, Aufregende. Alles war möglich in diesem Moment, auch die Vorstellung meinen 3er in Mathe in eine glatte Eins umwandeln zu können.

Tipp Nr. 1: Grundlegende Bedürfnisse haben Vorrang

Grundbedürfnisse des Menschen gehen vor. Wenn Kinder von der Schule nach Hause kommen, benötigen sie meist zuerst einmal eine Auszeit, um den Schultag verarbeiten und auch darüber reden zu können. Eine Phase der Erholung, bevor wieder eine Lernzeit und Aufnahmekapazität für das Gehirn möglich sind. Sind wir hungrig, durstig oder müde geht auch bei uns Großen (fast) nichts mehr in den Kopf hinein.

Tipp Nr. 2: Gefühle gehen vor

Starke Gefühle wie Verunsicherung „Ich kann das nicht“, Traurigkeit „Mein Freundin hat nicht mit mir gespielt!“ oder Angst haben Vorrang. Reicht es nicht, die Gefühle auszusprechen, lasse ich mir von meinem „Lern-Kind“ erzählen, wo dieses Gefühl im Körper sitzt. Durch Herausschütteln und tiefes durchatmen ist es meist rasch anzubringen.  Poppen beim Lernen die Gedanken wieder auf, hilft auch das negative Gefühl bzw. die Gedanken im Nebenraum symbolisch in eine Lade zu sperren, in den Boden zu stampfen oder beim Fenster hinauszuschmeißen. Durch das imaginäre Loslassen fällt es meist leichter sich im „Hier & Jetzt“ auf die Lernthemen zu konzentrieren.

Gefühle können auch symbolisch ausgesperrt werden.

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Credit: iStock/stockfour

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Tipp Nr. 3: Jedes Kind lernt anders

Manche Kinder sind motorische Typen und lernen in Bewegung leichter, hier gibt es z.B. die Möglichkeit das 1x1 mit einem Ball zu festigen. Andere sprechen laut vor sich hin oder merken sich mehr beim Abschreiben. Auch das Bedürfnis nach Nähe ist unterschiedlich. Während einige Kinder eine Bezugsperson um sich brauchen, lernen andere lieber allein in ihrem Zimmer.Mit Interesse und Freude lässt sich der Stoff unabhängig vom Lerntyp leichter im Kopf verankern. So gibt es in meinem Lerntraining Rechengeschichten in denen Pferdefans die Gemüsemengen pro Woche berechnen, Kastanien zu Muffins werden und auf Geburtstagsgäste aufgeteilt werden sollen oder sich beim Lesetraining alles um das Lieblingsthema des Kindes dreht. Einige Kinder lieben Fantasiegeschichten, andere nimmt man am besten mit Humor und manche sind Feuer und Flamme sobald es um einen Wettbewerb geht.

Kinder spielen draußen

Meine Tochter zum Beispiel war der Wettbewerb-Typ: Sobald ich mir mit ihr ausmachte „Wer ist schneller? Du mit der Aufgabe fünf Sätzen ordentlich abzuschreiben oder ich mit der Einkaufsliste?“ ging die Hausübung 10mal so schnell. Herauszufinden gilt, wie das Kind motiviert und für die Lerninhalte begeistert werden kann.

Tipp Nr. 4: Mehr kleine Pausen

Jüngere Kinder haben in der Regel noch eine kürzere Konzentrationsspanne, außer es handelt sich um ihre Lieblingsbeschäftigung wie z.B. Lego bauen. Daher machen wir beim Lerntraining immer wieder kurze Pausen, in denen wir Wassertrinken, Achterschleifen in die Luft zeichnen, Hampelmann hüpfen, oder einfach alle Gliedmaßen ausschütteln und tief durchatmen. Ziel ist es, dass die Kinder selbständig spüren, wann sie eine Minipause benötigen.

Damit der frisch erlernte Stoff gut im Gehirn verankert werden kann, ist es wichtig, nach dem Lernen eine längere, entspannte Pause ohne Reizüberflutung einzulegen. Das kann ein Spielplatzbesuch, im Zimmer tanzen oder nur in der Kuschelecke liegen sein.  Apropos liegen, der Spruch „den Lernstoff unter den Polster zu legen“ hat durchaus seine Berechtigung. Denn durch das letzte Wiederholen des Stoffes vor dem Schlafengehen kann dieser besonders gut im Gehirn verankert werden. 

Tipp Nr. 5: Wiederholung im Alltag

Lernstoff wie das 1x1, Lernwörter oder Gedichte können auch im Alltag (Schulweg, beim Kochen, Spazierengehen, …) abgefragt werden. Je öfter etwas wiederholt wird, umso besser festigt es sich. Spielerisches Erarbeiten der Schulthemen ist ebenso ein Erfolgsfaktor. Ein Beispiel für junge Köche: „Im Rezept stehen 40 dag Mehl. Unsere Waage zeigt aber nur Gramm an. Wie viele Gramm sind also 40 dag Mehl?“

Denn alles was mit Neugierde, Freude und möglichst vielen Sinnen  erfasst werden kann, wird vom Gehirn leichter abgespeichert.

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Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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