Nöstlingers humorvolle Anleitung zum Oma-Sein
Mit ihrem „ABC für Großmütter“ hat Christine Nöstlinger ein Oma-Buch zum Schmunzeln geschaffen, das zugleich tiefsinnige Denkanstöße gibt. Kein klassischer Ratgeber, sondern eine Lektüre mit Alltagsgeschichten und Erfahrungen für werdende und aktive Großmütter – oder Leihomas.
„Da Großmütter nun einmal derart verschieden sind, erschien mir die einzige passable Möglichkeit, sie unter einen Hut bzw. zwischen zwei Buchdeckel zu bringen, meine Oma-Erkenntnisse – zugegebenermaßen reichlich unorthodox – alphabetisch von A bis Z zu ordnen“, schreibt Christine Nöstlinger in ihrem „kleinen Vorwörtchen“ über das Oma-Dasein. Von A wie „Annerl, Agnes, Andrea und Alice“ bis Z wie Zärtlichkeiten, für die Nöstlinger rät, sie von den Enkeln nicht aufdringlich einzufordern: das ABC für Großmütter ist voll mit 26 erfrischenden Geschichten zu 26 Themen, die Omas und ihre Familien beschäftigen.
Humorvoll und locker beschreibt Nöstlinger, wie wichtig es beispielsweise ist, bei Oma andere Regeln zu erfahren als zuhause – vor allem beschreibt sie es nicht als negativ:
„Von klein auf zu lernen, dass es im Leben sehr verschieden zugeht, und sich darauf einstellen und damit zurechtkommen, ist kein so übles „Förderprogramm“!“
Pflichten und Vorteile einer Oma
Weitere Gedanken Nöstlingers aus dem ABC für Großmütter: Im Grunde sei es „jeder Großmutter Pflicht, die eigenen Enkel für sehr intelligent zu halten“, über das Übergewicht der Enkerl großzügig hinwegzusehen oder durchaus möglich, vom Christkind zu erzählen, auch wenn das gegen die Meinung der Eltern ist. Wenn die Schulleistungen der Enkel nicht gerade mit Erfolg gekrönt sind, könnten Großmütter den Eltern getrost versichern: „Tut euch nix an, Hauptsache, das Kind ist gesund!“, ihre Lebenserfahrung schenkt den Omas einfach mehr Gelassenheit.
Gleichzeitig weiß Nöstlinger um Fälle, wo Omas genau diese Gelassenheit fehlt: Wenn das Enkerl bei Omas Karotten-Erdäpfel-Obers-Kreation oder ihrer Spinat-Bananen-Komposition den Mundwinkel verzieht und nur aus Babygläschen essen mag, zum Beispiel. Sie weiß aber auch, dass Großmütter oft die besten Tröster sind und besondere Trost-Rituale mit ihren Enkeln haben. Gleichzeitig sollten sie es mit dem Trösten nicht zu genau nehmen und nicht plötzlich auch den Großvater nach einem „Aua-aua-weh-weh“ fragen, wie sie es mit dem Enkelkind tun…
Eine erfrischende Lektüre, die Lust aufs Oma-Leben macht und zugleich manch typische Verhaltensweisen in Frage stellt. 123 Seiten zum Schmunzeln und auch kritischen Überdenken des Umgangs mit den Kindern und Enkeln. Wenn die eigenen Großeltern nicht verfügbar sind, ist das Buch auch eine wunderbare Inspiration für Leihomas oder eignet sich als Geschenk für sie. Nöstlinger lesen ja Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene gern.
Christine Nöstlinger
Verlag Fischer Sauerländer, 2015
Gebunden, 123 Seiten
ISBN: 978-3-7373-6273-3