Ruhepausen im Alltag finden

Im Alltag mit kleinen Kindern gibt es (fast) den ganzen Tag Tohuwabohu. Eigentlich sind wir ständig gefragt und auf den Beinen. Umso mehr müssen wir lernen, die Ruhemomente der Kinder auch zu unseren (Arbeits-)Pausen zu machen.

Familie ist, wo der Fanclub dir bis aufs Klo folgt

Einer meiner Lieblingssprüche ist: “Familie ist, wo der Fanclub dir bis aufs Klo folgt”. Welch ein Privileg und eine Freude, unsere kleinen Begleiter so viel bei uns zu haben! Trotzdem kommt nicht unberechtigt immer wieder die Sehnsucht nach ein bisschen Ruhe auf: sich einmal ganz ungestört hinsetzen oder sogar legen zu können – das sind eher die Ausnahmen. Aber irgendwann kommt er dann– der Moment, wenn es ruhig wird und niemand mehr lautstark durch die Wohnung läuft. Die Kinder machen Mittagsruhe oder schlafen und ich?

Ich habe endlich Zeit meine 100 aufgeschobenen ToDos zu erledigen. Die Küche muss aufgeräumt werden, es gibt offene Rechnungen, die ich endlich bezahlen muss, ich will nur noch ganz schnell die Wäsche machen. Aber HALT! Stopp! Die Ruhe im Haus sollte auch für mich gelten.

Ruhe=Pause, heißt es da- nicht einfach rastlos weiterwurschtln und wenig später die (wieder zu Kräften gekommenen) Kinder mit nicht mehr vorhandener Zündschnur betreuen!

Wir brauchen die Pausen. Es ist uns sogar aufgetragen, dass wir uns ausruhen. Wenn wir die Bibel aufschlagen, lesen wir schon ganz vorne im ersten Kapitel, dass auch Gott Pause gemacht hat. Obwohl er das ganz bestimmt nicht “gebraucht” hat. Aber wir brauchen sie eben schon, diese Pausenzeiten. Nichts zu tun ist genauso Bestandteil unseres Lebens wie Etwas zu tun. Meistens (so geht es zumindest mir) fällt uns Letzteres aber irgendwie einfacher.

Wir brauchen Pausen

Allerdings – und dieser Gedanke hat mir sehr, sehr geholfen – ist es ein Trugschluss zu meinen, wir könnten pausenlos produktiv sein. Wir brauchen Pausen. Wenn wir diese nicht bewusst einhalten, kommen sie manchmal zufällig daher und wir nützen sie gar nicht zum Auftanken: wir zerstreuen uns am Handy oder ganz unbewusst, indem wir länger für Tätigkeiten brauchen, weniger Konzentration haben und somit auch noch fehleranfällig werden. Kein Wunder also, dass wir den Autoschlüssel zum xten Mal verschustert haben. Und auch kein Wunder, dass wir so geschafft sind, dass es unsere Liebsten irgendwann ausbaden müssen.

Vorbild sein

Was ist nun das rechte Maß aus Programm und freie Zeiten, aus Zeiten zu Hause und Zeiten außer Haus? Jede Mutter, jedes Kind und jede Familie hat unterschiedliche Bedürfnisse und ist unterschiedlich veranlagt. Ich glaube aber, dass es heutzutage fast herausfordernder ist, mal etwas ruhiger zu machen, als sich selbst und die Kinder mit Programm zu überfrachten. Auch wenn es nicht sehr oft möglich ist wirklich zur Ruhe zu kommen: ich glaube, hier dürfen, ja sollen wir Vorbild für unsere Kinder sein.

Sieht mich also mein Kind dabei, wenn ich es mir gemütlich mache und ich mal die Beine hochlege? Nicht erst, wenn ich vollkommen ausgepowert bin, sondern als natürlichen Ausgleich zu meinem aktiven Mutterdasein und einfach als Teil meines Mensch-Seins (und nicht Mensch-Tuns). Denn ja, es tut nicht gut, im äußeren Chaos zu versinken. Noch weniger aber ist es auszuhalten, wenn wir seelisch nie zur Ruhe kommen und das innere Chaos Überhand nimmt.

Seelenruhe

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“ sagte der Heilige Augustinus. So habe ich gelernt, mir die Pausen, die ich brauche, zu nehmen. Sobald äußere Ruhe bei uns einkehrt (bei uns in der Mittagspause, wenn die Kinder schlafen), versuche ich mich zu entspannen, indem ich ins Gebet gehe. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Der Kern davon hat mir jedoch unglaublich geholfen und kann vielleicht auch für dich eine Anregung sein: meine Zeit mit Gott ist meine Ruhepause und “Auszeit” vom fordernden Alltag. Das ist nicht absolutes Nichtstun. Es ist aber ein herrliches Ruhen beim Herrn.

Da fehlt zwar dann die fromme Gebetshaltung und ich sitze – oft mit einem Kaffee oder Schokolade auf der Couch, lege meine Füße vor mir auf den Tisch und schaue auf das Kreuz, in unserem Wohnzimmer. Vielleicht knie ich kurz am Beginn aber dann lese ich das Evangelium des Tages (oder manchmal ein geistiges Buch) und versuche mein Herz IHM anzuvertrauen. Manchmal auch einfach nur hinzuhalten. That’s it. Eingeschlafen bin ich natürlich auch ab und zu. Aber nichts desto trotz auch meistens innerlich neu ausgerichtet und sortiert worden.

So habe ich gelernt, dass ich mit Jesus Pause mache, sobald Ruhe einkehrt. Er hält mich davon ab, unentwegt vor mich hin zu “schuften”, damit ich nicht spätestens am Nachmittag über meine Grenzen gekommen und ungeduldig und gereizt bin. Es macht mich zum Vorbild für meine Kinder (denn ihnen wünsche ich definitiv kein Non-Stop-Werkeln, sondern genussvolle Ruhepausen und noch wichtiger eine innige Beziehung mit Gott).

Die Momente mit dem Herrn sind kostbar, denn ich weiß: alleine würde ich das alles nicht schaffen.

Absolutes Nichtstun wäre eine Überforderung für mich, wenn um mich herum Chaos herrscht. (Dieses versuche ich übrigens schon vor der Mittagsruhe einigermaßen in den Griff zu bekommen) Aber Zeit mit Gott ist mehr als Nichtstun. Er schenkt mir die Gelassenheit, die Dinge, die es zu tun gibt, mit mehr Liebe in Angriff zu nehmen.

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