Schon wieder Lockdown: Wie wir als Familie damit umgehen
Schon wieder Lockdown. Es wirkt ein wenig wie eine Endlosschleife. Trotz der Wiederholung wollen wir uns nicht ermüden oder gar frustrieren lassen.
Am Montag, dem 22. November war es so weit. Lockdown! Das heißt: Mehr oder weniger freiwilliges Home-Office, mehr oder weniger freiwilliges Home-Schooling und mehr oder weniger freiwillige Hochbelastung des heimeigenen WLANs.
In der Früh kramt man deshalb Passwörter heraus. Oder ist dieses oder jenes Passwort auf diesem oder jenem Laptop oder Tablet gar noch gespeichert und man kann gleich in den virtuellen Klassenraum oder in das berufliche Meeting einsteigen? Nach 10 Minuten ist alles geklärt. Und wie durch ein Wunder: Alles funktioniert. Offenbar haben wir durch die vorangegangenen Lockdowns doch so etwas wie Routine erlangt. Wir sind souveräner. Die Müdigkeit, die wir angesichts der Wiederholung der Situation langsam verspüren, wischen wir uns aus den Augen. Wir sind im Moment motiviert davon, dass alles reibungslos läuft.
Dann stellt sich ein unerwartetes Gefühl ein. Wir sind froh darüber, dass wir alle zusammen sind. Die letzten Wochen waren stressig. Jetzt scheint es wieder lockerer zu werden. Die Nähe tut gut. Es wirkt so, als könnten wir uns zumindest über einen überschaubaren Zeitraum gegenseitig tragen und gegenseitig unterstützen. Das macht die Situation erträglicher, fast schon überraschend angenehm.
Gemeinsam Pläne schmieden
Das wiederum verleitet uns dazu, Pläne zu schmieden, wie wir die Wochen verbringen wollen. Mit dem festen Blick darauf, dass es nur drei Wochen sein werden. Auch wenn sich der Lockdown noch verlängern sollte: Diesen überschaubaren Zeitraum brauchen wir einstweilen, um ihn fast schon als geschenkte Auszeit vom Alltag wahrzunehmen und zu nützen.
Wir planen fast schon minutiös: Wann unternehmen wir einen kleinen Spaziergang, wann gehen wir Eislaufen, wann kochen wir gemeinsam? Auch fixe Zeiten für gemeinsame Spiele sind eingeplant. So strukturieren wir unsere Tage, damit diese nicht in Gleichförmigkeit versinken. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass diese Erfahrung der Gleichförmigkeit auch zu Gleichgültigkeit und letztlich zu Frust und Müdigkeit führt.
Vielmehr geht es darum, jetzt kleine Highlights zu schaffen, Unterscheidungsmerkmale. Der Montag darf nicht wie der Mittwoch sein und der Donnerstag nicht wie der Dienstag. Da außerschulische Aktivitäten wie etwa Volleyball-Training und Tanzen wegfallen, obliegt es an uns Eltern, bestimmte Tage mit bestimmten Aktivitäten zu verbinden und somit für Unterscheidungen der Tage zu sorgen.
Angebot, nicht Pflicht
Wichtig bei allem: Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung! Wir nehmen aufeinander Rücksicht, planen gemeinsam, geben uns Freiraum und Möglichkeit, dass sich jedes Familienmitglied auch einmal zurückziehen kann.
Auch ein Ausstieg aus den gemeinsamen Aktivitäten ist selbstverständlich von Zeit zu Zeit möglich. Es ist lediglich ein Struktur- und Aktivitätenangebot, keine Verpflichtung. Aber ein gewisser Anteil davon muss gemeinsam „absolviert“ werden. So stimmt die Balance aus individuellen Bedürfnissen und Wünschen und gemeinsamen Aktivitäten, die in solchen Sonderzeiten zusammenschweißen.
Dazu kommt, dass wir unsere virtuellen Kontakte wieder reaktiven. Zoom-Treffen stehen wieder (fast) an der Tagesordnung. So kommen wir ins Gespräch mit Menschen, die wir in letzter Zeit zu wenig gesehen haben. Von Zeit zu Zeit ergeben sich dadurch Gespräche mit einer erstaunlichen Tiefe, die in „Normalzeiten“ zu führen so womöglich gar nicht gelungen wäre.
Fazit: Wir machen das beste daraus! Sondersituation haben oftmals den Vorteil, dass in einer Ausnahmestimmung vieles neu geschaffen, definiert und strukturiert werden kann und somit einiges vom Alten und Eingeschliffenen abgelegt wird. Eine Krise im Außen ist immer auch die Chance, im Inneren einige schwelende Krise zu bewältigen bzw. erst gar nicht zu solchen werden zu lassen.