So machen wir unsere Kinder leseverrückt
Ob Kinder zu Leseratten werden, hängt zu einem guten Teil von uns Eltern ab. Wir können sie nämlich – völlig unaufdringlich – zum Lesen motivieren.
Es gibt Dinge, da drücke ich bei meinen Kindern gerne ein Auge zu. Oder auch zwei. Bücher sind so eine Sache. Es ist bereits halb zehn und die Siebenjährige sitzt immer noch im Schein der Nachttischlampe im Bett und liest in ihrem Buch? Da kommt vielleicht ein halbherziges ‚Du weißt eh, dass morgen Schule ist, oder? Dreh bitte dann das Licht ab!‘ von mir. Insgeheim seufze ich verzückt in mich hinein und freue mich, dass meine Tochter völlig in die Geschichte eingetaucht ist, die sie gerade liest.
Oder: Der Neunjährige ist nicht aus dem Zimmer zu kriegen. Ist nicht zum Ausziehen des Pyjamas zu bewegen, weil er nicht aufhören kann zu lesen. Na gut, dann zieh dich halt erst später an. Es reicht, wenn du zum Mittagessen raus kommst… Wie ich diese Momente liebe! Und wie sehr ich frohlocke, dass meine beiden Volksschüler diese Erfahrung kennen: Wie herrlich es ist, in ein Buch hinein zu kippen. Und erst wieder aufzutauchen, wenn sie die letzte Seite umgeblättert haben.
Bewusst und unauffällig zum Lesen motivieren
Zum Glück mögen meine Kinder Bücher sehr. Die Kleineren lieben es, vorgelesen zu bekommen. Die Älteren lesen schon selbst. In manchen Phasen läuft das ganz von allein. Manchmal braucht es etwas an elterlicher Unterstützung. Weil sich die Kinder gerade kein Buch finden, das sie packt. Weil sie zu träge sind und sich eher von einer Wohnungsecke in die andere schleppen als sich gemütlich mit einem Buch zu verziehen. Ich kenne das. Um ein neues Buch zu beginnen, benötigt es hin und wieder einen ordentlichen Motivationsschub und etwas Überwindung. Bin ich dann in der Geschichte versunken, frage ich mich, warum ich nicht schon viel früher mit dem Lesen begonnen habe.
Es gibt Kinder, die jedes Buch, das sie kriegen können, verschlingen. Anderen tut etwas Lenkung und Unterstützung gut. Meiner Erfahrung nach kann ich ganz bewusst etwas tun, um meine Kinder zum Lesen zu motivieren. Und das, ohne ihnen in den Ohren zu liegen, sie sollten doch endlich wieder was lesen. Lese-Support ganz und gar unauffällig, sozusagen.
Für guten Lesestoff sorgen
Damit die Kinder lesen können, braucht es eine Fülle an Büchern, aus denen sie auswählen können. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass stets guter Lesestoff im Haus ist. In Blogs, bei Buchbesprechungen in Zeitschriften oder aufgrund von Empfehlungen bin ich schon auf wahre Buchschätze gestoßen. Ich stöbere und notiere Buchtitel mit, wenn ich über etwas Interessantes stolpere. Viele der Bücher gibt es in der städtischen Bücherei. Manchmal bestelle ich welche im Buchhandel. Sehr gut kommen bei uns Buchreihen an: Wenn die Kinder beim ersten Teil Blut geleckt haben, lesen sie mir nichts, dir nichts auch die weiteren. Jetzt ist auch endlich die Zeit gekommen, in der ich die Bücher meiner Kinder vom Dachboden meiner Eltern hole. Enid Blyton, Thomas Brezina oder Michael Ende werden mittlerweile auch schon von meinen Kindern gelesen. Klar, können meine Kinder das lesen, was ihnen gefällt. Ich beobachte, versuche ihren Büchergeschmack zu erkennen und sie hin und wieder mit der Nase auf etwas Neues stoßen zu lassen.
Es kommt vor, dass manche der entliehenen Bücher aus der Bücherei ewig daheim herumstehen und nicht gelesen werden. In solchen Fällen kann helfen, ein Buch kommentarlos auf den Wohnzimmertisch zu legen und darauf zu warten, dass das Kind neugierig wird. Oder es sich mit dem entsprechenden Kind auf der Couch gemütlich machen und daraus vorlesen – wenn es gefällt, liest es dann alleine weiter. Oder die Bücher einfach wieder zurückbringen und was Neues holen. Überhaupt: Ein Besuch in der Bücherei motiviert bei uns fast immer zum Lesen! Ich habe mir deshalb angewöhnt, sehr regelmäßig in die Bücherei zu gehen und die Kinder dort (manchmal mit Hilfe einer Bibliothekarin) neuen Lesestoff aussuchen zu lassen.
Altersempfehlungen sind Empfehlungen
Auf die Altersempfehlungen auf den Büchern können wir uns nicht immer verlassen. Manchmal haben die Bücher zu wenig Anspruch oder die Geschichten interessieren nicht (mehr). Ein anderes Mal ist den Kindern die Geschichte zu gruselig, oder die Aufmachung der Seiten schreckt sie ab: Zu eng beschrieben, zu kleine Schrift, wenige, oder angsteinflößende Bilder. Es hängt wohl auch von der Tagesverfassung ab, ob und welches Buch gelesen wird. Erwachsene kennen das ja auch. Manchmal braucht es anspruchsvolle Literatur, manchmal leichte Sommerlektüre.
Und weil mich das Schreiben dieses Textes selbst so motiviert hat, habe ich soeben Büchernachschub für meine Kinder über den Buchhändler meines Vertrauens bestellt ☺.