Starke Gefühle der Kinder sicht- und greifbar machen

Wir unterstützen Kinder in der Entwicklung ihrer emotionalen Kompetenz, indem wir den Gefühlen eine Form geben, sie sicht- und greifbar machen. Doch wie könnte das konkret im Familienalltag aussehen?

Wer emotional kompetent ist, dem ist es möglich, seine eigenen Gefühle (und darauf aufbauend die der anderen) wahrzunehmen, auszudrücken und zu regulieren. Langfristig können wir unser Kind darin ganz konkret unterstützen, indem wir ihm helfen, Worte zu finden und Gefühle sicht- und greifbar zu machen.

Manchmal passt das auch gut mitten in der Situation, ein andermal ist das Gefühl so stark, dass wir mit unseren Worten unser Kind gar nicht erreichen können. Dann ist es oft besser, erst später – wenn sich alles wieder beruhigt hat und wir gemütlich beisammen sind – dem Gefühl eine Form zu geben. Dabei können wir, dem Alter entsprechend, alle Sinne verwenden:

  • Die Wut zeichnen, wie schaut deine Wut aus?
  • Wenn deine Wut ein Geräusch wäre, wie würde sie sich anhören? Wie eine Hupe? Ein schriller Schrei? Ein dumpfes Nebelhorn? Aufgeregtes Bellen? Lautes Zischen? Eine Rakete? Tiefes Brummen oder ganz anders?
  • Wie könntest du deine Wut tanzen? Welche Bewegung wäre deine Wut? Stampfen? Springen? Klatschen? Sich einrollen? Hände vors Gesicht legen? Ein wilder Gorillatanz oder ganz etwas
    anderes?
  • Die Wut basteln, welche Materialien würden wir brauchen? Wie fühlt sich deine Wut an? Kalt? Heiß? Hart? Spitz? Weich? Wie Watte? Knisterpapier? Ein prall gefüllter Luftballon oder ganz
    anders?
  • Wie würde deine Wut riechen, schmecken? Wie Feuerwerk? Zuckerwatte? Angebrannte Milch? Omas Rosenseife? Rosenkohl? Stinkekäse oder ganz anders?
  • Wenn du ihr einen Namen geben müsstest, wie würdest du sie nennen? Wie die lustigen Kraftausdrücke im Blogbeitrag letzter Woche? Oder ganz anders?
  • Wenn deine Wut farbig wäre, welche wäre(n) es dann? Knallrot? Quietschgelb? Grasgrün? Rosa-Weiß-Gestreift? Grün mit lila Punkten? Oder ganz anders?
  • Wie fühlt sich die Wut in deinem Körper an? Wo spürst du sie? Kribbeln im Bauch? Den sprichwörtlichen dicken Hals oder den Kloß im Hals? Weiche Knie? Druck in der Brust? Heißer Kopf? Oder ganz anders?

Es gibt viele schöne Kinderbücher, die sich mit der Thematik der Gefühle genau auf diese Art und Weise auseinandersetzen. Bücher über Farbenmonster, übers Gefühle benennen, über den stinke sauren Braunbär, übers Weinen/Lachen/Ärgern, über kleine wütende Tiere, u.v.m. Ganz toll eignen sich auch Bildkarten zum Thema Gefühle, mit verschiedensten Figuren mit unterschiedlichster emotional gefärbter Mimik und Gestik und Bildern, die zum Nachdenken und Geschichten erfinden, anregen. Gerade in Umbruchsphasen in denen die emotionale Entwicklung lautstark und unübersehbar ihren Raum fordert, sind solche Bücher sehr beliebte Begleiter der gemeinsamen Vorlesezeit. Beim kuscheligen und angenehmen Beieinandersein lässt es sich ganz offen und leicht über eigene Erfahrungen dazu austauschen.

Nächste Woche geht es nochmal um Gefühle, wenn wir uns die Affektspiegelungstheorie näher anschauen– sei dabei!

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Ein Artikel von

Portraitfoto Iris Van den Hoeven

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