Tabuthema Einsamkeit und Tipps dagegen

Oft stehen wir Mitten im Leben, sind umgeben von Menschen und trotzdem einsam. Die Telefonseelsorge Wien hat anlässlich des Weltsuizidpräventionstags 11 Tipps gegen die Einsamkeit zusammen gestellt.

Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema, doch sie kann jeden treffen.

Einsame Menschen kommen sich verlassen und ausgeschlossen vor, fühlen sich unverstanden und nicht liebenswert. In der Folge ziehen sie sich noch mehr zurück – ein Teufelskreis beginnt. Mangelnde Verbundenheit, Bindung und Zuwendung machen auf lange Sicht psychisch und physisch krank.

Konkrete Schritte aus der Einsamkeit

Vorschläge der Telefonseelsorge Wien, wie Betroffene einen Weg aus der Einsamkeit hin zu mehr Verbundenheit finden können.

#Tipp 1: Sprich über die Einsamkeit

Viele leiden unter dem Gefühl der Einsamkeit. Darüber reden hilft und verbindet, so der 1. Tipp der Telefonseelsorge Wien. "Das Gefühl der Hilflosigkeit nehmen einsame Menschen intensiver wahr, weil erfreuliche und entlastende Erlebnisse in der Einsamkeit seltener sind. Das führt unter anderem zu einer pessimistischeren Grundhaltung sich selbst und der Welt gegenüber“, wissen Antonia Keßelring und Carola Hochhauser, die beiden Leiterinnen der Telefonseelsorge Wien.

#Tipp 2: Bleibe fähig für Austausch und Kommunikation

Über die Einsamkeit bzw. den Wunsch nach Zugehörigkeit nachzudenken und offen für ein Gespräch zu sein, ist ein erster wichtiger Schritt. Wenn das Gespräch im direkten Umfeld, mit Familie und Freunden unmöglich scheint, die Beratungsangebote der TelefonSeelsorge sind genau dafür da – niederschwellig, vertraulich und kostenlos. Die Mitarbeiter:innen der TelefonSeelsorge sind am Telefon unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr und im Chat täglich von 16 bis 23 Uhr erreichbar.

#Tipp 3: Lege deinen Fokus auf Kontakte im echten Leben

Auch wenn es manchmal anstrengend erscheint, Menschen im realen Leben treffen ist wichtig. So toll es ist über die sozialen Medien Kontakte zu Menschen zu pflegen, die man sonst vielleicht längst aus den Augen verlorgen hat, oder Kontakt mit Menschen hat, die man sonst gar nicht kennen würde, Onlinekontakte ergänzen aber ersetzen keine Begegnungen.

#Tipp 4: Gibt es eine Person, die dich dabei unterstützen kann, neue Kontakte zu knüpfen?

Hast du jemand in deinem Umfeld, der gut vernetzt ist, vielleicht unternehmungslustig und bereit neue Dinge auszuprobieren oder Veranstaltungen zu besuchen? Sprich diese Person an und teilen deine Bitte mit.

# Tipp 5: Wofür bist du dankbar?

Was ist dir gut gelungen? Es mag banal klingen, aber sich täglich aufzuschreiben was uns gut gelungen ist, wofür wir dankbar sind, kann dem Blick auf das eigene Leben eine positive Note geben.

#Tipp 6: Was tut dir gut, was macht dir Freude?

Malen, Musikhören, Kochen, Basteln, Schreiben oder etwas ganz anderes? Mache mehr von den Dingen die dir Freude machen und planen die Dinge fix in deinen Tagesablauf ein.

#Tipp 7: Strukturiere deinen Tag

Erstelle Tages- und Wochenpläne. Ein strukturierter Tag bietet einen besseren Überblick und wir können unsere Ziele besser erreichen.

#Tipp 8: Gehe hinaus

Bewegung und Natur tun gut. Egal wie schwer es einem manchmal fällt, es hilft das Haus zu verlassen, den Himmel zu sehen. Bewegung und Frische Luft tun uns einfach gut.

# Tipp 9: Vielleicht willst du dich ehrenamtlich engagieren?

Recherchieren Sie für Sie passende Möglichkeiten sich ehernamtlich zu engagieren. Nicht nur lernen Sie so neue Menschen kennen, nein sie helfen auch Anderen und man hat das Gefühl eine sinnvolle Tätigkeit zu verrichten.

#Tipp 10: Laden Leute ein

Selbst wenn es „nur“ ein kurzer Plausch bei einer Tasse Tee ist, Besuch verdrängt die Einsamkeit. Wichtig ist, lasse dich bei Absagen nicht entmutigen, probieren es immer wieder einmal.

#Tipp 11: Werde selbst aktiv, probiere Neues aus

Entscheidend ist, dranbleiben, auch wenn es vielleicht nicht beim ersten Anlauf funktioniert. Ein neuer Kurs, eine neue Sportart, ein Hobby...

Warum es so wichtig ist die Einsamkeit zu bekämpfen?

„Betroffene von Einsamkeit weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken auf. Sie fühlen sich von Stresssituationen und Krisen stärker bedroht", so Antonia Keßelring und Carola Hochhauser. Werde der Leidensdruck zu groß, stellt sich die Frage, wofür es sich überhaupt noch zu leben lohnt. Dabei wollen Menschen mit Suizidgedanken meist nicht sterben, sondern nicht so weiterleben wie bisher.

Reden hilft!

Der vertrauliche Rahmen ermöglicht es Betroffenen, über ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu reden Auch Suizidgedanken können offen und direkt thematisiert werden. „Unsere Mitarbeiter:innen nehmen sich Zeit, hören aufmerksam zu, zeigen Verständnis für die schwierige Situation und halten die Verzweiflung mit aus. Sie vermitteln den Anrufenden absolute Zugewandtheit und das Gefühl, mit ihren Problemen nicht allein zu sein. Ziel ist es, in eine hoch angespannte Situation etwas Abstand, Ruhe und Klarheit zu bringen“, betont Keßelring.

Suizidabsichten immer ernst nehmen

Suizidabsichten sind immer ernst zu nehmen,

wie Antonia Keßelring unterstreicht: „In jedem Fall sind sie ein Notsignal dafür, dass der bzw. die Betroffene unter einem starken Leidensdruck steht und weder ein noch aus weiß. Dieser Hilferuf sollte keinesfalls überhört werden! Suizidale Absichten oder auch ein Suizidversuch stellen keinen unwiderruflichen Entschluss dar. Hilfe ist möglich!“ Suizid sei weder ein einfaches noch ein angenehmes Gesprächsthema. Doch schon eine einfühlsame Frage nach der aktuellen Befindlichkeit und die Bereitschaft zuzuhören könnten helfen und Hoffnung geben, so die Leiterin. „Menschen, die einen Suizidversuch unternommen haben, berichten später häufig, dass es rettend gewesen wäre, wenn jemand ihre Verzweiflung wahrgenommen und sie gefragt hätte, wie es ihnen geht. Über ihre Not reden zu können, hätte sie entlastet und unter Umständen gestoppt“ wissen Keßelring und Hochhauser aus ihrer langjährigen Erfahrung zu berichten.

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