Tappe nicht in die WhatsApp-Falle!

Kennst du das? Du startest voll motiviert in den Tag, hast dir ein paar Dinge vorgenommen, und dann piept dein Handy. Eine Nachricht. Schnell antworten. Und dann noch eine. Piep. Piep. Piep.

Und zu Mittag hast du dann zwar darüber nachgedacht, was ihr als Klasse der Lehrerin zum Schulschluss schenken wollt und du hast zugesagt, einen Kuchen zu backen, aber deine eigentlichen Pläne sind sich darüber leider nicht ausgegangen.

Höchste Zeit für ein paar Tipps zum Umgang mit Messenger-Diensten!

Ganz ehrlich: Wer nutzt WhatsApp und andere Messenger-Dienste nicht zum Organisieren seines Familienalltages? Aber so nützlich die Tools auch sind, so belastend können sie auch werden.

Es ermüdet, wenn man wiederholt aus seinen Tätigkeiten herausgerissen wird und die vielen Informationen und geforderten Entscheidungen, die in diversen Gruppen an uns herangetragen werden, tragen zum Mental Load bei, unter dem gerade Mütter sehr oft leiden. Deshalb habe ich hier Tipps zum Umgang mit WhatsApp-Gruppen:

 

Die wichtigsten Punkte, um eure Zeit und Energie zu schützen:

  • Legt euch pro Gruppe / Kontakt auf einen Kanal fest. Ihr braucht nicht alle Infos auf WhatsApp und Signal bekommen.
  • GANZ WICHTIG: Ihr müsst nicht immer für alle erreichbar sein und auf alles sofort reagieren! Wenn ihr das grundsätzlich so handhabt, weiß das euer Umfeld dann auch einmal und nimmt es nicht persönlich. Ich nehme mir meist vor dem Kochen oder nach dem Mittagessen Zeit, um gebündelt alle Nachrichten zu beantworten.
  • Vor dem Tippen nachdenken: Kann ich das einfacher mit einem Anruf oder einer Internetrecherche klären oder passt das hier über diesen Kanal?

Jetzt ins Detail:

1. Elterngruppen und Gruppen von Freizeitaktivitäten der Kinder

Ich empfehle euch: Lasst beide Elternteile in die Gruppen aufnehmen.

Und dann macht euch unter euch eine*n Verantwortliche*n aus, der oder die die Nachrichtenaktivität verfolgt. Und das kann gerade auch der Elternteil sein, der weniger ausführende Aufgaben übernehmen kann. So kann er dennoch Mental-Load übernehmen, indem er nur die wirklich wichtigen Nachrichten an den Elternteil in Care Arbeit weitergibt. Dieser erspart sich dafür aber, sich durch die Flut an Daumen hoch, “Danke” und “Gute Besserung” ständig ablenken lassen zu müssen.

2. Stummschalten?

Wenn ihr für eine Gruppe nicht verantwortlich seid: Schaltet sie stumm! Schaut nur hinein, wenn ihr tatsächlich etwas braucht.

Und auch wenn ihr verantwortlich seid, aber in einer Gruppe sehr häufig für euch irrelevante Dinge gepostet werden: Schaltet die Gruppe ruhig stumm und gewöhnt euch lieber an, zu für euch relevanten Zeiten hineinzuschauen. Ich erlebe das zum Beispiel in der Schlagzeug-WhatsApp-Gruppe meines Sohnes. Er ist Anfänger und hat einmal die Woche Unterricht, aber ich erhalte auch alle Infos über Ensemble-Konstellationen und deren Auftritte. Hier überfliege ich einmal am Vorabend seines Unterrichts und dann noch etwa eine Stunde davor die Nachrichten in der Gruppe. Ich habe noch nie etwas für uns Relevantes verpasst.

3. Familien- oder Freundesgruppen

In Kontakt sein mit der (Groß-)Familie oder dem Freundeskreis, den man vielleicht eh zu selten sieht, klingt eigentlich fein. Und doch höre ich in meinem Umfeld, dass ich nicht alleine damit bin, dass auch solche Gruppen belastend sein können.

Bei solchen Gruppen fühle ich gut in mich hinein, ob sie mir wirklich gut tun.

Fördern sie meine Beziehungen und den Kontakt oder führen sie mir eher die Mängel einer Beziehung vor Augen oder schüren sie  sogar Neid und Rivalität?

  • „Wow, das Kind der Cousine kann schon laufen!“ - Und dein Kleiner lässt sich damit noch Zeit?
  • „Endlich wieder Zeit zu zweit! Danke Oma und Opa!“ - Und du? Hattest seit zwei Jahren keine Nacht und auch kein Abendessen ohne Kind?
  • „Das Buch müsst ihr unbedingt lesen!“ - Und du fragst dich, ob hier wirklich keiner eine Ahnung hat, wie dein Alltag zwischen Job und Kleinkindern aussieht und wo du bitte Zeit zum Lesen finden sollst?

 

Auch wenn hier niemand etwas falsch gemacht hat oder böse meint: Solche Nachrichten können schmerzen, wenn sie unsere Sehnsüchte ansprechen. Vor allem wenn sie gehäuft kommen. Ich meine, so sehr wir es unserer Freundin auch gönnen, dass ihr Baby ein fröhlicher Sonnenschein ist, so wenig wollen wir uns doch täglich davon Fotos ansehen, wenn wir gerade all unsere Kräfte für unser Schreibaby brauchen, oder?

Darum: Wenn eine Gruppe (vorübergehend) belastend für euch ist, verabschiedet euch einfach höflich und steigt auf Einzelkommunikation für das Wesentliche um. Ich habe schon Gruppen verlassen, ich habe schon Freund*innen aus Gruppen gehen und auch wieder kommen gesehen, und noch nie hatte das Auswirkungen auf die Beziehungen an sich. Aber in den Alltag hat es viel Erleichterung gebracht.

4. Unterscheidet zwischen Gruppen- und Einzelgesprächen

Etabliert für euch selbst (und wenn ihr es schafft auch allgemein in euren Gruppen), dass Einzelgespräche darin keinen Platz haben.

„Wer braucht Gummistiefel in Größe 25? Leon ist hinausgewachsen.“ Das kann Johanna gerne in eine Gruppe posten. Thomas kann auch in die Gruppe schreiben, dass er sie nimmt. Aber wann er sie wo bekommt, ob er dafür etwas bezahlt etc. können Johanna und Thomas doch bitte privat klären.

5. Kindergeburtstagsgruppen und Veranstaltungen

Ich persönlich bin kein Fan von solchen Gruppen, aber bei großen Veranstaltungen machen sie schon Sinn. Bei eigenen Veranstaltungen würde ich aber immer hinterfragen, ob es wirklich notwendig ist, eine Gruppe zu machen, oder ob man nicht einfach die gleichen Nachrichten an sechs verschiedene Leute schicken kann (Messenger-Dienste haben auch eine Weiterleitungs-Funktion und wenn uns diese nicht so gefällt wirkt es mit Copy and Paste auch ganz persönlich).

Sind wir in einer Gruppe, dann bitte nach der Veranstaltung, wenn Dank, Fotos etc. abgeschlossen sind, die Gruppe verlassen oder die Gruppe schließen.

 

Ganz schön komplex - für Erwachsene und Kinder

Wenn ich hier so gebündelt die Tücken der Messenger-Dienste sehe, merke ich, wieviele Kompetenzen es für einen gesunden Umgang damit braucht. Und wenn ich dann daran denke, dass mein ältestes Kind gerade mit der Nutzung von WhatsApp anfängt, wird mir bewusst, wie viel Begleitung sie dabei wohl durch uns Eltern bekommen sollte. Dafür gibt es gewiss auch einiges zu beachten - aber das kann einen eigenen Blog-Beitrag füllen.

 

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit dem Familien WIP.

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