Warum es Kindern (und Jugendlichen) guttut im Haushalt zu helfen
Ich habe während meiner ganzen Kindheit und Jugend keinen Teller angreifen müssen. Das war einerseits schön, andererseits ein entscheidender Nachteil. Bei meinen Kindern soll es anders laufen.
Essen ist fertig. Das Einzige, das ich dann „leisten“ musste, ist es, schön brav aufzuessen. Schließlich war meine Mutter dafür mehr oder weniger lange in der Küche gestanden. Danach räumte sie die Teller ab, spülte von Hand, kümmerte sich um alles. Ich konnte also unmittelbar nach dem Essen ganz bequem ins Kinder- und später ins umdekorierte und veränderte Jugendzimmer gehen.
Ich stellte das damals nicht in Frage. Es war Normalität. Meine Mutter war Hausfrau und es war offenbar ganz einfach ihr Job.
Ein Paukenschlag
Ich will mich nicht beklagen, aber anderseits kam dann der Auszug mit einem Paukenschlag. Plötzlich war ICH dafür verantwortlich, dass alles lief. Der winzige Haushalt, den ich als damaliger Single-Mann zu erledigen hatte, schien mich schon zu überfordern. Doch langsam wuchs ich rein. Ich hätte mir aber, im Nachhinein gesehen, ein paar Tipps und Tricks von meiner Mutter gewünscht, die ich wohl schon erlernt hätte, wenn ich mal, symbolisch gesehen, einen Teller angepackt und abgespült hätte.
Doch es soll nicht um mich gehen, sondern um mich als Familienvater und vor allem um meine Kinder. Denn bei uns ist es anders: Meine Frau ist voll berufstätig und auch ich bin als Selbständiger voll ausgelastet.
Der Haushalt daneben wird oft zur schier unüberwindbaren Herausforderung.
Pragmatisch gesehen geht es also gar nicht anders. Die Kinder (10 und 14 Jahre alt) müssen mit anpacken. Da wäre – dem Fortschritt sei Dank – das Einräumen des Geschirrspülers, das Sortieren von Wäsche, hin und wieder das Staubsaugen oder ähnliche „Dienste“ mehr.
Auch Bügeln kann unsere Große, wenn auch mit wenig Begeisterung.
Die Frage dabei ist einfach gestellt: „Stehlen“ wir ihnen damit einen Teil ihrer unbeschwerten Kindheit? Ist es nicht auch Aufgabe der Eltern, die Sache mit dem Haushalt und dem Alltag möglichst mühelos aussehen zu lassen und reibungslos und leichtfüßig über die Bühne gehen zu lassen?
Ich denke: JEIN.
Natürlich darf und sollte man Kinder nicht mit der zum Teil „vollen Härte“ ebenjenes Alltags und Haushaltes konfrontieren. Es ist natürlich auch Aufgabe der Eltern, diese Situationen abzufedern und deutlich mehr zu leisten als die Kinder. Das Gros der Arbeit ist von Eltern zu leisten. Das ist Fakt. Das ist Teil des „Spiels“. Aber es tut den Kindern dennoch gut, dieses „Spiel“ zu sehen, zu erkennen und auch mal, wenn es Mama oder Papa erbitten, mitzuhelfen. Denn diese tun es nicht nur, um die Kinder zu „ärgern“, sondern weil manchmal wirklich Feuer am Dach ist und sie es schlicht nicht mehr schaffen.
Und außerdem: Die Kinder lernen etwas fürs Leben. Wissen dann später, wenn sie einmal ausziehen, was das so geht, mit dem Haushalt, mit dem „Management“ der Aufgabe, mit Strukturen und „Life-Hacks“ um diese zu bewältigen. Und das kann ja prinzipiell kein Nachteil sein. Ich weiß, wovon ich rede.