Wenn das Kind nicht hören will

Ein gängiges Szenario: Das Kind tut nicht, was die Eltern gerne von ihm hätten. Was tun, um nicht schimpfen oder bestrafen zu müssen?

Damit Ihr Kind auf Sie hört, sind zwei Dinge zu beachten: Es muss selber erleben können, dass es für seine Eltern wichtig ist, dass ihm Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass es mit seinen kleinen und großen Sorgen ernst genommen wird. Der zweite wesentliche Punkt ist, dass Sie darauf achten müssen, dass umgekehrt auch Ihr Kind Sie ernst nimmt.

Meiden Sie Drohen, Schimpfen, Strafen

Bemühen Sie sich, autoritäres Gehabe wie Drohungen, Schimpfen oder Strafen zu vermeiden. Lachen Sie ruhig mit Ihrem Kind, seien Sie sein Vertrauter, sein Freund und gelegentlich sein Spielkamerad.

„Ja, aber wie verschaffe ich mir Respekt, wenn mein Kind übermütig und unfolgsam ist?“

Wenn Sie z.B. Ihrem vierjährigen Maxi zurufen: „Komm, räum‘ jetzt deine Spielsachen ein!“ werden Sie womöglich glatt ignoriert. Sie wiederholen Ihre Bitte zwei bis drei Mal und werden ungehalten, Ihre Geduld ist dahin. Es regnet Du-Botschaften wie Mein Gott, kannst Du denn nie folgen?“ oder „Du bist aber ein Trödler!“ Vielleicht seufzen Sie lediglich und machen es lieber selber. Unbewusst denkt Ihr Kind: „So wichtig kann das nicht sein, was mir Mama/Papa da sagt!“ Oder es regt sich sein innerer Widerstand wegen der Beleidigungen.

So verschaffen Sie sich Respekt!

Besser wäre es, zu Ihrem Kind hinzugehen und seine Aufmerksamkeit einzufordern: „Du, Maxi, ich muss dir etwas sagen!“ Warten Sie darauf, dass er aufschaut, Sie anblickt und sagt: „Ja, Mama?“ Wenn nicht, wiederholen Sie: „Du, ich muss mit dir reden!“ Wenn Sie seine Aufmerksamkeit haben, sagen Sie kurz und bündig: „Es wird jetzt Zeit, einzuräumen!“ Nehmen Sie seine Einwände ernst: „Ich möchte den Turm noch fertig bauen!“ (Die 5 Minuten, die Kinder dazu brauchen, etwas fertig zu machen und sich auf eine neue Situation einzustellen, haben Sie besser vorher schon eingeplant). Sie: „Gut, ich komme in 5 Minuten wieder!“ oder dergleichen. Wenn Sie wiederkommen, und noch nicht eingeräumt ist, wiederholen Sie Ihre Bitte. Legen Sie Wert auf seine Zustimmung („Ja, ich fang schon an!“) und achten Sie darauf, dass es Ihre Aufforderung in die Tat umsetzt. Bei manchen Kindern ist es nötig oder hilfreich, mitzuhelfen, nicht aber, ihnen die Arbeit abzunehmen. Aktivieren Sie Ihr Kind: „Sag‘ mir, wo das hingehört!“ oder „Schauen wir mal, wer schneller damit fertig ist!“; seien Sie kreativ: „Wo hat denn die Puppe ihren Schlafplatz?“ und Ähnliches. Loben Sie es, wenn die Arbeit getan ist oder schon allein die ehrliche Bemühung.

“Wegen jeder Kleinigkeit möchte ich nicht so ein „Zeremoniell“ veranstalten!“ werden Sie vielleicht sagen. Aber bedenken Sie: Ihr Vorgehen beruht auf gegenseitiger Achtung und aktiviert die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Außerdem haben Sie die Zustimmung des Kindes eingeholt. Wenn es dann noch immer nicht folgt, haben Sie ein gutes Argument in der Hand. „Du hast mir doch versprochen, einzuräumen! Jetzt tu es bitte auch!“ Sich auf solche Weise auf Ihr Kind einzulassen, kostet scheinbar einiges Ihrer wertvollen Zeit, die Sie aber auf Dauer gesehen um ein Vielfaches wieder einbringen. Denn Ihr Kind gewöhnt sich daran, Ihren Bitten nachzukommen, immer leichter und selbstverständlicher. Außerdem ersparen Sie sich Schimpfen und unfruchtbare Diskussionen, die Ihr Kind widerspenstig und aufmüpfig werden lassen.

Ihr entschiedenes, aber verständnisvolles Vorgehen lässt Ihr Kind Sicherheit und Geborgenheit erleben und stärkt die Vertrauensbasis.


Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

Weitere Artikel des Autors lesen