Wie wir mit den Frust-Erlebnissen unserer Kinder umgehen
Die Beispiele sind schier endlos: Eine verstauchte Hand, die das Volleyball-Training auf Woche verunmöglicht oder das plötzliche Kranksein einer Freundin, auf dessen Besuch man sich schon so gefreut hatte. Doch was tun als Eltern?
Die logische Reaktion unserer Töchter (9 und 13) ist jedenfalls meist ähnlich. Tränen mischen sich mit Wut. Die Frustration über äußere Umstände, die sie nicht ändern können, äußert sich zudem meist in einem zusätzlichen Gefühl der Hilflosigkeit.
Ebenso ähnelt sich unsere Reaktion als Eltern auf solche Situationen. Wir bemühen uns eine gute Dosierung aus Mitgefühl, Vernunft und Pragmatismus zu etablieren. Mitgefühl steht dabei selbstverständlich an oberster Stelle. Bevor Argumente kommen oder gar die Mahnung zur Vernunft, angesichts überbordender Gefühle, reicht oft eine simple Umarmung, um Gefühle zugleich abzufangen als auch zuzulassen.
Mitgefühl steht an oberster Stelle.
Die danach folgende Phase ist für uns komplexer. Mahnen wir ein, dass es Aspekte im Leben gibt, die eben nicht änderbar sind und denen man am besten mit Akzeptanz und Pragmatismus begegnet anstatt mit lautstarkem Frust oder mit Aggression? Die daraus resultierenden „Ratschläge“ und elterlichen Ausführungen führen jedenfalls selten zum gewünschten Ziel.
Umso schwieriger ist diese Behauptung natürlich, weil sich so klar gar nicht benennen lässt, was denn das Ziel überhaupt ist. Geht es darum die Gefühle unserer Mädels zu verstärken und durch das Herausbrechen ebenjener eine Art von reinigender Katharsis zu provozieren? Oder geht es darum ihnen beizubringen, sich gewissermaßen an gesellschaftliche Erwartungen anzupassen und mit ihrem Gefühlshaushalt „hauszuhalten“?
Die Antwort fällt schwer. Schließlich sind die Zeiten noch nicht allzu lange her, in der vor allem weibliche Gefühls-Protagonisten angesichts ihrer vermeintlich überschießenden Gefühle als „hysterisch“ gebrandmarkt wurden und damit gewissermaßen in die Sphären der Spinnerei abgeschoben wurde.
Wir sind aber überzeugt, dass etwas mehr Gefühl und etwas weniger pragmatischer Rationalismus der Welt guttäte. Auch eine womöglich damit verbundene „weibliche“ Handschrift kann definitiv kein Schaden für Welt und Gesellschaft sein.
Was tun wir alles?
Neben der impliziten und expliziten Reflexion über diese Aspekte bemühen wir uns davon ausgehend den Gefühlen unserer Töchter auch mal Raum zu geben und kein abschließende „Urteil“ zu fällen und auch uns nicht dem Druck auszusetzen, „richtig“ oder „falsch“ zu agieren. Wir lassen ihnen Raum: in ihren Zimmern, nach einer ausgiebigen Umarmung und wertfreiem Zureden.
Wir lassen ihnen Raum.
Dort sind sie mit ihren Gefühlen auch mal alleine, ohne die „Mithilfe“ von uns, die wir uns von Zeit zu Zeit bemühen ihre Gefühle einordnen zu helfen und mit dem Zusatz von Lebenserfahrung hin und wieder zu relativieren. Denn oft nützt ebenjenes Relativieren und Einordnen nur wenig, denn Gefühle sind im Moment ihres In-Erscheinung-Tretens ja immer absolut und überwältigend. Jeder Mensch lernt am besten selbst für sich diese mit anderen, ebenfalls schon erlebten Gefühlen zu vergleichen und ihm damit vielleicht ein wenig von seinen emotionalen Spitzen zu nehmen.
Wir fördern die Gefühlsautonomie unserer Kinder.
Kurzum: Wir reagieren zurückhaltend und zugleich liebevoll und fordern die Gefühlsautonomie unserer Mädels. Womöglich führt das zum Ziel. Was auch immer dieses sein mag.