9 Gründe, warum es sich auszahlt über Geld zu reden
Finanzen können in einer Ehe zur Belastung werden, wenn man nicht rechtzeitig darüber spricht. Durch eigene Erfahrung haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, worüber man Bescheid wissen sollte und geben Tipps, wie man Geldprobleme einfach vermeiden kann.
Was hat Geld mit einer glücklichen Ehe zu tun?
Als wir geheiratet haben, waren unsere Finanzen kein großes Thema. Wir wussten, was wir verdienen und was wir an Fixkosten haben, der Rest ist einfach so gelaufen und es ging sich, meistens, aus. Leider!
Jetzt, 12 Jahre später, wissen wir, dass es wichtig gewesen wäre, darüber ausführlich zu sprechen und nachzudenken. Wir hätten uns einige Diskussionen und Probleme erspart. Und jede Menge Geld.
9 Gründe, warum Geld zum Problem in einer Ehe werden kann:
Grund 1: Geld ausgeben vs. Sparen
Diese Einstellung ist oft ein Ergebnis von familiärer Prägung. Wie die Eltern mit Geld umgegangen sind, was als Luxus und was als Notwendigkeit gesehen wurde, wie und ob über Geld überhaupt gesprochen wurde. Manche sind schon als Kinder Sparmeister, andere verpulvern ihr Taschengeld am ersten Tag.
Für viele Menschen ist Geld gleichbedeutend mit Belohnung. Ich gönne mir etwas, ich mache mir oder anderen eine Freude, ich lasse es mir gut gehen. Immerhin hat man für das Geld ja meistens hart gearbeitet!
Für andere ist es umgekehrt – das Geld wird auf die Seite gelegt oder für etwas Großes zusammengespart, es soll etwas wert sein.
Wichtig ist, dass man sich als Paar die unterschiedlichen Erfahrungen und Einstellungen bewusst macht und miteinander reflektiert und abwägt. Wie steht jeder von uns zu Geld? Was sehen wir ähnlich, was unterschiedlich? Gar nicht hilfreich sind Vorwürfe. Es geht darum, den anderen besser zu verstehen und einen gemeinsamen guten Umgang mit Geld zu finden.
Grund 2: Kein Überblick
Ein Problemfeld ist der Überblick über die Finanzen. Das Gehalt und die Sozialleistungen sind noch die einfacheren Posten, Fixkosten wie Miete oder Kredit gehen noch. Spätestens bei den verschiedenen Versicherungen, quartalsmäßigen Abgaben, jährlichen Gebühren oder unregelmäßigen Ausgaben wird es komplizierter.
Für uns war es ein echter Aha-Moment, als wir eine einfache Liste erstellt haben. Wir haben uns die Kontoauszüge eines ganzen Jahres geholt (damals hatten wir noch kein e-banking!) und in regelmäßige Einnahmen und Ausgaben unterteilt. Dann kam der Schock! Wir waren im Minus! Das führt uns weiter zu Grund Nummer 3.
Grund 3: (K)ein Plan
Unser erster Versuch, einen Plan zu erstellen, fing mit einem klassischen Haushaltsbuch an. Papier und Stift. Wir versuchten, alles mitzuschreiben und in verschiedene Kategorien einzuteilen wie Lebensmittel, Hygiene und Haushalt, Tiere. Wir kamen schnell darauf, dass es so nicht wirklich funktioniert. Wir probierten verschiedene Möglichkeiten aus und waren zwischendurch auch frustriert. Hier gilt: dranbleiben! Auch bei Rückschlägen und unvorhergesehenen Ausgaben.
Mittlerweile haben wir seit einigen Jahren unser Budget als Tabelle am Computer. Noch immer schreiben wir alle Ausgaben und Einnahmen mit und achten darauf, alles im Überblick zu behalten. Die unterschiedlichen Kategorien haben sich mit der Zeit eingespielt und immer wieder kontrollieren wir, ob es in einem Bereich Anpassungen braucht. Das Zauberwort ist wirklich „Budget“. Wenn wir nicht wollen, dass das Geld einfach verschwindet, müssen wir es im Vorhinein einteilen. Sonst ist am Ende vom Geld noch viel Monat über! Zumindest alle paar Tage werden Rechnungen eingetragen und durch das e-banking geht das wirklich problemlos. Mittlerweile gibt es dafür auch diverse Apps und Programme.
Es gibt im englischsprachigen Raum viele Blogs und Seiten, die sich mit dem Thema Budget beschäftigen und wirklich gute Tipps, auch für Budget-Neulinge oder zum Thema Sparen, geben (besonders gern lesen wir theprudenthomemaker.com, jessifearon.com oder sixfiguresunder.com).
Grund 4: (K)ein Ziel
Wir sind mit der Zeit draufgekommen, dass auch unsere finanziellen Ziele geplant werden müssen. Zu Beginn jedes Jahres haben wir ein Ehe-Planungstreffen, das in verschiedene Themen unterteilt ist:
- persönliche Ziele
- unsere Ehe, Familie
- Glaube
- Vorhaben in Haus und Garten
- berufliche Ziele
- finanzielle Pläne
Dabei überlegen wir, was gut gelungen ist und wir beibehalten wollen und was wir ändern oder neu einführen möchten.
Besonders das Thema Sparen ist für uns ein wichtiges. Als wir nach unseren Kindern wieder beide berufstätig waren, war für uns klar: lieber weniger arbeiten und mehr Zeit mit der Familie haben. Das hieß natürlich auch weniger Gehalt, aber nach einem Blick auf unsere Ausgaben war das machbar.
Trotzdem war es uns wichtig, bestimmte Sparziele nicht aus den Augen zu verlieren, zB das nächste Auto, regelmäßige größere Kosten wie Wohnbauförderung oder Gemeindeabgaben. Wir haben das so gelöst, dass wir jeden Monat eine bestimmte Summe dafür auf die Seite legen.
Ebenso wandert eine gewisse monatliche Summe, außertourliche und unregelmäßige Einnahmen in Spar-Budgets für größere Anschaffungen, Geschenke, Kleidung. So schaffen wir es, auch mit einem nicht allzu großen Einkommen, immer Geld für Notwendiges zur Verfügung zu haben und auch noch für uns wichtige Sparziele zu erreichen.
Diese Ziele verfolgen wir beide konsequent. Da es gemeinsame Wünsche und Abmachungen sind, motivieren wir uns gegenseitig und freuen uns miteinander, wenn wir sie geschafft haben!
Grund 5: Schulden
Schulden sind einer DER Hauptgründe, warum es bei Paaren Probleme gibt. Das hat einen einfachen Grund: Schulden stressen.
Bei Schulden wie Krediten, Darlehen oder Leasing steht man in einer Abhängigkeit und in den seltensten Fällen hat die Bank ein persönliches Interesse an den Schuldnern. Ein Zahlungsverzug kann in eine Spirale aus hohen Zinsen, noch mehr Schulden und Insolvenz führen. Allein der Gedanke daran macht nicht nur psychischen Stress, sondern kann auch körperlich oder mental krank machen und sozial isolieren. Daran zerbrechen viele Beziehungen!
Für uns war schnell klar, wir möchten nur für unser Eigenheim einen Kredit aufnehmen. Alles andere wird zusammen gespart und eben erst gekauft, wenn wir es uns leisten können.
Wir haben auch gelernt, dass man ein Darlehen oder einen Kredit für ein Eigenheim nachverhandeln kann! Meistens ist es im Interesse der Bank, die Kunden zu behalten und ihnen dafür eine bessere Finanzierung anzubieten.
Grund 6: Keine Rücklagen für den Notfall
Genau so wie Schulden kann es zur Zerreißprobe werden, wenn kein „Notfallsgroschen“ vorhanden ist. Meistens kommt es frei nach „Murphy´s Law“: alles auf einmal.
Die Waschmaschine riecht verbrannt, ein Notfall beim Auto, eine Nachzahlung für den Strom – es summiert sich und übersteigt oft die verfügbaren Mittel.
Noch schlimmer kommt es, wenn plötzlich ein Job weg ist oder aus anderen Gründen unerwartet weniger Einkommen vorhanden ist. Es wird allgemein empfohlen, so viel Rücklage zu haben, dass man für drei Monate alle Ausgaben decken kann. Das entstresst gewaltig!
„Über Geld spricht man nicht!“ – das sollte in einer Ehe nicht gelten. Ganz im Gegenteil. Es rentiert sich, wenn man als Paar finanziellen Frieden hat. Man entscheidet gemeinsam und weiß, was man sich leisten möchte und kann. Man zieht an einem Strang!
Grund 7: Jeder wirtschaftet für sich
Wenn jeder mit „seinem“ Geld macht, was er will, kann auch das zu Problemen führen. Ein gemeinsames Konto ist kein Muss, erleichtert aber vieles. Beide Partner haben im Überblick und dadurch auch die Verantwortung, was mit dem Geld passiert. Es gibt keine Geheimnisse (außer vielleicht einmal ein Geschenk!). Man spricht automatisch über Wünsche und Ideen. Wenn man nicht bereit ist, über Geldangelegenheiten offen zu kommunizieren, wird es auch schwierig, wenn es Probleme gibt. Natürlich fordert das auch die Akzeptanz der Interessen und Hobbies des Partners, oder auch das offene Gespräch, wenn einem Partner die Ausgaben und Investitionen zu hoch vorkommen. Wichtig ist in dem Fall zu unterscheiden ob die Ausgaben gerechtfertigt sind? Stecken vielleicht auch Gefühle wie Neid, der Wunsch nach mehr Gemeinsamkeiten oder Freiraum dahinter? Was gestehen wir einander zu, auch im finanziellen Bereich?
Grund 8: Abhängigkeit vom Partner
Gerade in der Phase der Familiengründung verschiebt sich die finanzielle Dynamik oft. Wenn ein Partner in Karenz ist und außer des Kinderbetreuungsgeldes kein eigenes Einkommen hat, kann es zu einem Gefühl der Abhängigkeit kommen. Früher stellte der Mann seiner Frau „Haushaltsgeld“ zur Verfügung, mit dem sie auskommen musste. Das ist heute im Normalfall nicht mehr so, trotzdem sollten (werdende) Eltern auch darüber sprechen. Schließlich ändert sich nicht nur das Einkommen, sondern auch die Ausgaben. Kinder kosten Geld. Ganz sicher müssen es keine Unsummen sein, aber ein paar Sachen brauchen sie doch und das für viele Jahre.
Wenn Familie Priorität hat und einer oder beide Elternteile gar nicht oder weniger arbeiten und verdienen, braucht es klare Absprachen.
Was bedeutet es für uns, wenn…
- …nur einer verdient
- …wir weniger verdienen
- …vielleicht die Frau Hauptverdienerin ist?
- Wie entscheiden wir gemeinsam, wie wir unser Geld einteilen?
- Welchen Stellenwert hat für uns die Arbeit in der Familie, Zuhause, mit den Kindern?
Ganz klar sollte sein: das persönliche Einkommen ist keinesfalls gleichzusetzen mit dem Wert der Arbeit, der Rolle, der Person! Vieles kann man mit Geld nicht bezahlen.
Grund 9 und eine Grundsatzfrage: Verzicht?
Erst vor kurzer Zeit haben wir über einen Artikel diskutiert. Es ging darum, dass 18% der österreichischen Bevölkerung armutsgefährdet sind. Das ist nahezu jeder 5. Mensch in Österreich! Als Untergrenze des monatlichen Einkommens wurde eine Summe genannt, die wir nicht erreichen. Und trotzdem haben wir nicht das Gefühl, armutsgefährdet zu sein – ganz im Gegenteil! Das liegt vor allem daran, dass wir bewusst und freiwillig auf einiges verzichten. Für uns ist manches ein Luxus, was für andere eine Notwendigkeit ist. Da wir uns aber freiwillig dafür entschieden haben, ist es nicht belastend für uns. Wir sind sogar sehr dankbar für alles, was wir haben und was wir uns leisten können! Für viele Menschen ist unser Lebensstandard noch immer purer Luxus. Und immer mehr kommen wir darauf, dass viele vermeintliche Bedürfnisse nur relativ unnötige Wünsche sein. Außerdem gilt es, immer wieder auch kritisch zu hinterfragen: brauchen wir das wirklich oder wird uns das nur von außen suggeriert (Stichwort Werbung)?
Wir wissen aber auch, dass viele diese Art von Verzicht als Opfer oder sogar Strafe sehen würden. Deshalb ist es wichtig, diese Entscheidungen als Paar zu treffen – und es muss für beide passen. Es bringt gar nichts, wenn ein Partner die Entscheidung trifft zu sparen, solange der andere nicht „an Bord“ ist. Dann wird das ein großer Konfliktpunkt bleiben und zu vielen Diskussionen und Problemen führen.
„Über Geld spricht man nicht!“ – das sollte in einer Ehe nicht gelten. Ganz im Gegenteil. Es rentiert sich, wenn man als Paar finanziellen Frieden hat. Man entscheidet gemeinsam und weiß, was man sich leisten möchte und kann. Man zieht an einem Strang!
Das tut nicht nur dem Konto, sondern auch der Beziehung gut und wird sich auszahlen.