Allerheiligen und Allerseelen – wenn uns der Gedanke an das Sterben mit Unbehagen erfüllt (Teil 1/2)
So langsam, wenn der November naht, sehen wir, wie jedes Jahr, in den Geschäften die Gestecke und Blumenarrangements, die zu Allerheiligen und Allerseelen die Gräber unserer lieben Verstorbenen schmücken.
So werden wir, ob wir es wollen oder nicht, wieder einmal an unsere eigene Endlichkeit erinnert.
Gerade der Gedanke an das Sterben der Menschen, die wir liebhaben, aber auch der Gedanke an das eigene Ende, wird uns vielleicht mit Unbehagen erfüllen. Denn wenn wir es auch schaffen, den Gedanken an den Tod elf Monate lang recht gut zu verdrängen, so erinnert uns spätestens der November wieder einmal daran.
Der Trauer Raum geben
Leider wird der Phase des Trauerns in unserer heutigen, westlichen Gesellschaft oft zu wenig Raum gegeben.
Früher war der Umgang mit dem Sterben selbstverständlicher. In vielen Gegenden wurde der Tote noch zu Hause aufgebahrt und so erfuhren bereits jüngere Kinder wie das mit dem Sterben, dem Beerdigen und dem Trauern so abläuft, meist aus nächster Nähe.
Heute jedoch machen wir in Europa die ersten Erfahrungen mit dem Tod häufig erst viel später, da die Lebenserwartung gestiegen ist, und die gesundheitliche Versorgung eine der besten weltweit ist.
Auch findet das Sterben manchmal anonym im Verborgenen, losgelöst von der emotional schützenden Großfamilie, statt.
Mit der Trauer umgehen
Der Trauernde muss lernen, mit der Trauer umzugehen und sein neues Leben (das er sich so nicht ausgesucht hat) zu ordnen und zu akzeptieren beginnen.
Es fehlt von Seiten der Gesellschaft häufig das Verständnis, dass der Trauerprozess seine Zeit braucht.
Es ist weder übertrieben noch pathologisch, wenn der Betroffene damit zu kämpfen hat und diese Veränderung sein weiteres Leben beeinflusst. Unbedachte Äußerungen von Außenstehenden können dabei oft sehr verletzend wirken und zur Folge haben, dass sich der Trauernde weiter zurückzieht.
Umgang mit Tod in der Religion
In allen Religionen hat der Umgang mit dem Tod seinen speziellen Platz. Es konnte herausgefunden werden, dass es Menschen, die sich selbst als religiös bezeichnen, leichter fällt, mit dem Gedanken an die Endlichkeit umzugehen.
In der katholischen Kirche wird besonders im Monat November, mit dem Beginn der beiden Hochfeste Allerheiligen und Allerseelen, an unsere lieben Verstorbenen gedacht.
Dabei wird das Sterben ganz bewusst als Realität, die uns alle einmal treffen wird, angesehen.
Der Tod ist nicht das Ende der Existenz des Menschen, sondern wir dürfen glauben, dass die Seele nach dem Sterben die Möglichkeit hat, in ein ewiges Glück mit Gott einzugehen. Auch werden wir mit jenen wieder vereint sein, die uns schon auf dieser Welt sehr viel bedeuteten und die wir lieben durften.
Gerade für Kinder kann das Fest Allerheiligen das Gefühl von Sicherheit vermitteln, wenn es im Kreis der Familie gefeiert wird. Dort pflegt man das Gedenken an die eigenen lieben, bereits verstorbenen Verwandten. Außerdem gibt es uns das Gefühl des Getragen-Seins in der großen Gemeinschaft unseres Glaubens. So entsteht ein natürlicher Umgang mit dem Tod und dem Sterben, die zum Leben dazu gehören.
Das gemeinsame Pflegen des Grabes, das Anzünden einer Kerze und das Gebet für die Verstorbenen gehören ebenso dazu, wie das anschließende gemeinsame Zusammensitzen bei Kaffee und Kuchen zu Hause mit den Verwandten am Allerheiligenfest.