„Blutige Sache“ – Mit Kindern über die Menstruation reden
Damit die Menstruation und der weibliche Zyklus keine schambesetzten Tabuthemen sind, kann man schon mit kleinen Kindern beginnen, darüber zu sprechen. Gelegenheiten dazu ergeben sich im Alltag.
Es kommt immer wieder vor, dass meine Kinder Produkte der Monatshygiene in unserem Haushalt finden. Erst vor einigen Tagen kam meine fünfjährige Tochter mit einem Tampon daher und fragte mich neugierig, was das ist. Binden und Slipeinlagen werden begutachtet, und der Einjährige erwischte letztens sogar die Menstruationstasse. Meine zwei älteren Kinder, sieben und fünf Jahre, sind mittlerweile in einem Alter, in dem ich sie bei ihren Fragen zu diesen Dingen nicht mehr mit Antworten à la „Die Mami braucht das halt“ abspeisen kann und auch nicht will. Ich merke allerdings, dass es mir zwar bei allen möglichen Körperfunktionen leicht fällt, mit den Kindern darüber zu reden.
Wie funktioniert Wundheilung? Was passiert bei der Verdauung? Warum rinnt die Nase, wenn man verkühlt ist? Was den weiblichen Zyklus angeht, muss ich im ersten Moment aber um die richtigen Worte ringen. Klar, das, was bei der Menstruation im Körper passiert, ist komplex. Den weiblichen Zyklus zwischen Tür und Angel erklären, ist eine Herausforderung. Überhaupt ist das Ganze eine blutige Sache, und Blut bringen Kinder in erster Linie mit Verletzung in Verbindung.
Tabuthema Menstruation
Ich möchte, dass meine Kinder über körperliche Vorgänge Bescheid wissen. Dass sie über dieses biologische Wunderwerk im Körper der Frau staunen und es zusammenbringen mit der Entstehung eines neuen Menschen. Eine Umfrage aus 2017 hat große Wissenslücken bei Jugendlichen zwischen 13 und 17 festgestellt. 17% der Mädchen und 34% der Buben wissen nicht, was „Menstruation“ bedeutet. Fast die Hälfte der Mädchen weiß nicht genau, was es mit dem weiblichen Zyklus auf sich hat. Dazu kommt, dass alles, was mit der Regel zu tun hat, mit Scham besetzt und ein Tabuthema ist. Die meisten Mädchen und noch mehr Buben finden das Thema peinlich. Ein Großteil der Mädchen entsorgt benutzte Hygieneartikel in der Toilette. Weil sie nicht wissen, was für Folgen das haben kann und dann, wenn es keinen Mülleimer am Klo gibt und es ihnen unangenehm ist, Binden und Tampons außerhalb zu entsorgen. Ist es nicht schockierend, dass laut dieser Umfrage 60% aller Mädchen eine negative Einstellung zur Menstruation haben und viele nicht wissen, was sie gegen Regelschmerzen tun können?
Biologisches Wissen vermitteln
Ist es zu früh, mit kleinen Kindern über dieses blutige Thema zu sprechen? Nein, ich denke nicht. Kinder interessieren sich für das, was im Körper abläuft und wollen oft auch Details wissen. Wir als Eltern – Mütter und Väter – können nicht früh genug beginnen, ihnen zu helfen, ein Gefühl für ihren Körper zu entwickeln. Dazu gehört auch biologisches Wissen zum weiblichen Zyklus, das ohne Scham und Peinlichkeiten vermittelt werden kann. Es kann sein, dass ich als Elternteil dieses Wissen zuerst einmal auffrischen muss.
Wie war das nochmal mit der Gebärmutterschleimhaut und der Eizelle? Mit ein bisschen Übung können Eltern in einfachen Worten mit ihren Kindern darüber sprechen. Im Grunde ist das ja nichts anderes als Aufklärung. Und die beginnt schon bei kleinen Kindern, unter anderem mit dem Vermitteln von biologischen Fakten.
So spreche ich mit meinen Kindern bei unterschiedlichen Gelegenheiten darüber, dass Mädchen und Frauen eine Gebärmutter haben. Ich erkläre, dass das der Ort ist, an dem ein Baby wächst. Und dass ein Baby entsteht, wenn Ei- und Samenzelle verschmelzen. Wir reden darüber, wie sich die Gebärmutter durch die Bildung einer Schleimhaut vorbereitet, und darauf wartet, bis sich das kleine Baby dort einnistet. Wenn keine Samenzelle kommt und die Eizelle alleine bleibt, wird die Gebärmutterschleimhaut zusammen mit der Eizelle ausgeschieden. Sie kommt als Blut aus der Scheide und deswegen braucht es Binden, Tampons oder Menstruationstasse.
Immer wieder darüber sprechen
Genauso wie bei anderen komplexeren Sachverhalten, die ich meinen Kindern erkläre, ist es notwendig, immer wieder darüber zu sprechen. Details zu wiederholen, manchmal Dinge aufzuzeichnen oder mit entsprechenden Gesten zu unterstreichen. Ich will auf jeden Fall die Gelegenheiten im Alltag nutzen und auf altersgemäße Weise über die Menstruation sprechen, wenn mir eines meiner Kinder wieder einmal einen Tampon unter die Nase hält.