Der Heilige Geist, der die Pfingstsequenz und mich erfüllt
In großen Schritten gehen wir auf Pfingsten zu: das Fest des Heiligen Geistes. Erst vor einigen Jahren habe ich ihn entdeckt. Dabei haben mir unterschiedliche Erfahrungen geholfen, mich von ihm begeistern zu lassen, allen voraus aber die sogenannte Pfingstsequenz.
Mein Glaubensweg begann als ich ungefähr 12 Jahre alt war. Damals nahm ich komplett unvorbereitet und ahnungslos an einer Loretto-Wallfahrt zum Jugendfestival nach Medjugorje teil. Das Ganze war als Trip ans Meer mit einer coolen Gruppe von Jugendlichen schmackhaft gemacht worden. Zumindest hatte ich es so verstanden oder verstehen wollen.
Eigentlich war es meine älteste Schwester, die mitfahren wollte, weil ihr Schwarm sich angemeldet hatte. Und weil eben viele andere nette Leute dabei sein würden und es uns gefiel mit einer jungen Gruppe und ohne Eltern zu sein, sprangen meine andere Schwester und ich auf. Es war mir überhaupt nicht klar, dass es keine gewöhnliche, sondern eine echte Glaubensreise werden sollte. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie überfordert ich war.Unsere älteste Schwester saß schmachtend neben ihrem Angebeteten auf der Rückbank des Reisebusses und bekam das Drumherum gar nicht mit.
Meine mittlere Schwester und ich schmiedeten währenddessen Pläne, uns bei der nächsten Raststation am Klo einzusperren und Reißaus zu nehmen von all dem frommen Geplauder und altbackenen und schrägen Rosenkranzgebet der Pilgergruppe.
Im Rückblick war es die schönste Reise, die ich wohl je gemacht habe. Es war die Reise zurück zu Gott. Ich bin heute überzeugt, dass es der Heilige Geist war, der in meinem Herzen eine starke Sehnsucht entfachte nach einer engen Beziehung und Freundschaft mit ihm.
Der heilige Geist
Den Heiligen Geist selbst ließ ich aber noch einige Zeit unbeachtet bzw. flüchtete ich sogar ein wenig vor ihm: Er war mir irgendwie suspekt, bisschen unheimlich sogar und auch eher abstoßend: Das Bild der Taube half auch nicht, sondern schreckte mich zusätzlich ab. Darüber musste ich die letzten Jahre auch immer wieder – verständnisvoll – lachen. Denn wir hatten einen Parkplatz unter einem Baum mit Tauben, die unser Auto regelrecht mit ihren ekeligen Kot eindeckten.
Aber diese Anfangsschwierigkeiten konnten den Heiligen Geist glücklicherweise nicht abhalten, mich trotzdem vollends von ihm zu begeistern.
Es ist und war mir, denke ich, immer klar, dass es etwas Großes auf sich haben MUSS, wenn es um den Heiligen Geist geht. Er ist ja auch kein Nebendarsteller, sondern Gott selbst. Jesus verspricht ihn uns als Beistand, also göttliche, also himmlische Unterstützung im Leben. Das klingt doch eigentlich sehr verlockend. Richtig gepackt hat mich der Heilige Geist dann im letzten Jahr, als wir zu Pfingsten im Ausland waren und kaum eine Messe finden konnten bzw. das christliche Angebot sehr zu wünschen übrig ließ. Im Auto hörten wir die sogenannte Pfingstsequenz, die nicht ohne Wirkung blieb, sondern den Heiligen Geist in der ganzen Familie spürbar machte. Der Text rührte mein Herz und hatte so eine Wahrheit und Tiefgang, dass wir gar nicht mehr aufhören wollten mit der Dauerschleife. Sogar unsere Tochter war ergriffen und erklärte sofort ”Strahlelicht” sei ihr neues Lieblingslied. Sie war überzeugt, dass Strahlelicht bedeute, dass das Licht lächelt. Wenn jemand strahlt, lächelt er ja auch. (Mein Gott, die Kinder sind uns theologisch finde ich wirklich oft voraus).
Kurze Zeit später waren wir zurück und ich musste wegen einer Eileiterschwangerschaft notoperiert werden. Wir wünschen uns so sehr weitere Kinder und hatten bereits im Jahr davor ein Baby verloren. Dass es nun so kommen musste, erschütterte mich sehr und weinend im Krankenhausbett schrie ich zu Gott und bat ihn um Hilfe.
Die Hilfe kam in Form von meiner ältesten Schwester bzw. – du hast es vermutlich schon erahnt – in Form des Heilgen Geistes. Denn meine Schwester schickte mir einen Youtube Link von einem Lobpreis während eines Mamakongresses:
Herzlich Willkommen beim Lobpreis - Mama Online Kongress
Pfingstsequenz ab 11:50Min. Darin hieß es zuerst: “Du bist hier, mit deiner Kraft, Jesus du kannst jedes Wunder tun” und später ging es über in die Pfingstsequenz und somit direkt zum Strahlelicht, dem lächelnden Heiliger Geist. Ich habe das Lied dann förmlich inhaliert und mit dem, was es uns zusagt, mein Herz stärken lassen.
Hier der Text und einige Gedanken dazu, die mich den Heiligen Geist zum ersehnten und engen Begleiter werden ließen:
1. Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
2. Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
3. Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,
4. In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
5. Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
6. Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
7. Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
8. Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt ,
lenke, was den Weg verfehlt.
9. Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
10. Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Ist es nicht wunderbar, den himmlischen Unterstützer in mein Leben einzuladen? Wie konnte ich davon nicht Gebrauch machen?
Oft schicke ich ihn voraus in bevorstehende (v.a. unangenehme) Situationen. Und schon oft habe ich erlebt, wie er meine Finsternis, meine Negativität nimmt. Der Heilige Geist kann meine Einstellung, meinen Blick auf Dinge ändern: die gleichen Umstände, in denen ich feststecke, werden plötzlich weniger schlimm - vielleicht sogar positiv.
Ja, wie arm ich doch bin, wenn ich ehrlich hinschaue, aber – und das ändert alles - geliebt und unterstützt vom Heiligen Geist. Mit seinen Gaben beschenkt navigiere ich besser durch meinen Alltag. Ein hochaktuelles Beispiel hier ist für mich die Weisheit, um die ich bitte um mit meinem gerade ständig Nein-sagendem Kind gut umzugehen.
Ich liebe die Bilder dieses Liedes und sie schüren meine Sehnsucht nach dem Heiligen Geist, nach dem, der Ruhe in meiner Geschäftigkeit aber auch der Kühlung wenn mein Gemüt erhitzt ist, wenn alles auf Alarmstufe Doppelrot steht und ich kurz davor bin zu explodieren. Wie konnte ich ihn solange ignorieren bzw. unattraktiv finden?
Ich brauch bitte unbedingt ein erfülltes Herz und Angesicht! Ich möchte so gerne leuchten, denn wie Mutter Teresa sagte:
“Die Liebe beginnt mit einem Lächeln”.
Und damit mein Lächeln nicht nur etwas Oberflächliches bleibt, komm, lieber Heiliger Geist, zum tiefsten Grund meiner Seele und verleih’ mir und meinem Leben Tiefgang.
Die Pfingstsequenz, die bereits um 1200 geschrieben wurde, ist für mich ein riesengroßer Schatz, den ich in der Kirche für mich heben durfte. Der Heilige Geist ist durch sie wirklich zu meinem Lebensatem geworden, der als wilder Sturm oder sanften Brausen daherkommt. Hauptsache aber er weht und das tut er! Hinein in alle Wunden und Verletzungen, hindurch durch Schicksalsschläge und Krankheit. Mit ihm halte ich durch, er befreit von dem, was mich quält und lässt mich jeden Tag neu anfangen.