Die „Mein-Kind-schmeißt-mit-Wonne-alles-runter-Phase“
Ohne Interaktion wäre eine gesunde Entwicklung nicht denkbar, daher ist es hilfreich, sich Gedanken zu machen, wie wir – auch wenn die Nerven beim fünften Mal „fliegender Teller“ in Folge brach liegen – die kindliche Entwicklung bestmöglich begleiten und zugleich unser Nerven schonen können.
Letzte Woche haben wir uns mit dem herausfordernden „Gegenstände-auf-den-Boden-werfen-und-wieder-danach bitten“ als Teil einer wichtigen Entwicklungsphase beschäftigt. Wir haben dabei erkannt, dass das Runterwerfen von Gegenständen und Ausleeren von Flüssigkeiten zwar anstrengend, aber auch von zentraler Bedeutung ist. Das Kind lernt über dieses Verhalten zum einen die Funktion der Schwerkraft kennen, zum anderen tritt es mit uns, sobald es darum bittet den Gegenstand wieder zu bekommen, in Interaktion.
Viele Eltern fühlen sich in dieser Phase provoziert und steigen in einen Machtkampf ein. In diversen Chatforen sind fragwürdige RatSCHLÄGE, wie solches Verhalten der Kinder „abgestellt“ werden kann, zu finden. Was leider zu häufig auf fruchtbaren Boden trifft, denn kaum etwas fürchten Eltern mehr als die Vorstellung dem kindlichen Tyrannen (mit dieser angstbesetzten Thematik lässt sich in der Ratgeberbranche gutes Geld verdienen) zu unterliegen. In Wahrheit sind es aber die Eltern, die hier einen Machtkampf beginnen, denn die kleinen Kinder wollen in Interaktion treten und nicht zeigen, wer am längeren Ast sitzt.
Was kann also in dieser Zeit hilfreich sein?
Zum einen viel Raum für Experimente der Schwerkraft bieten. Weitgehend problemlos möglich ist das mit Förmchen in der Badewanne, im Sommer im Freien, in der Sandkiste etc. Zum anderen in Interaktion mit dem Kind treten und nicht wütend reagieren, wenn wieder das Schüsselchen geflogen kommt. Dabei nach und nach dem Kind zeigen, dass es Gegenstände gibt, mit denen solche Spielchen beiden Spaß machen und Gegenstände, die nur einmal oder zweimal fliegen – dann werden sie freundlich und bestimmt entfernt und gegebenenfalls durch einen Stoffball o.ä. ersetzt.
Mit dem Wissen, dass es sich bei diesem Verhalten nicht um einen Machtkampf, sondern einen Lernprozess handelt, ist es vielen Eltern leichter möglich liebevoll und zugleich souverän zu reagieren und Geduld zu haben. Hilfreich ist auch eine zuversichtlich Haltung, Kinder funktionieren – glücklicherweise – nicht auf Knopfdruck und brauchen Zeit und Wiederholungen zum Lernen.
Die Sache mit dem Loben
Wenn’s dann mal gut klappt, müssen Eltern sich nicht vor echtem Lob fürchten. Obwohl sich auch hier einschlägige Erziehungsratgeber – die vor dem Loben warnen – gut verkaufen. Wir dürfen unseren Kindern beruhigt zeigen, was uns gefällt. Was uns nicht gefällt, zeigen wir ihnen ja auch 😉 Wichtig ist, Lob nicht manipulativ und/oder überbordend einzusetzen. Echte, authentische, positive Rückmeldungen haben noch keinem Kind geschadet. Erwachsenen übrigens auch nicht 😉 Nächste Woche beschäftigen wir uns mit der Vorstufe zum Konstruktionsspiel und dem „Alles-wird ausgeräumt-und ausgeleert-Blues“, sei dabei 🙂