Wenn die Party eskaliert…was tun?
Ein Anruf, der das kleine „Weltbild“ der eigenen Tochter gegenüber ins Wanken bringt. Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Oder doch lieber in Panik ausbrechen?
Oder ganz einfach mit voller Strenge reagieren und gleich beim Telefonat Drohkulissen wie monatelangen Hausarrest aufbauen? So richtig ist man im ersten Moment jedenfalls nicht vorbereitet.
Also einmal tief durchatmen.
Sich alles in Ruhe anhören. Sich versuchen einen Reim darauf zu machen auf das, was die Tochter (15) aufgebracht ins Telefon stammelt. Offenbar war es zu laut, die Polizei kam und auch etwas Alkohol war im Spiel. In einem Alter, wo das eigentlich noch keine Rolle spielen sollte. Doch man hält die Entrüstung über letztere Tatsache zurück und versucht sich in Schadensbegrenzung. Zumindest in rhetorischer Hinsicht.
Dann das vor Ort Gespräch, wenn man die Tochter abgeholt. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Man kann wieder beruhigter reden. Selbst ist man zwar noch aufgebracht, aber schon deutlich ruhiger und klarer im Kopf. Jetzt heißt es „richtig“ reagieren. Zwar zuhören, aber auch zugleich signalisieren, dass das nicht in Ordnung war. Und sich auf gar keinen Fall wiederholen sollte.
Zuhause dann gibt es noch ein wenig mehr Klarheit.
Und natürlich die erste Standpauke. Was sie sich dabei gedacht habe? Warum sie nicht einfach gegangen sei und mit den anderen nichts mehr zu tun gehabt haben wolle, als alles so entglitt? Zugleich lobt man aber zwischen den Zeilen, dass sie ihre Freundin nicht im Stich gelassen hat.
Dann geht es an die Konsequenzen.
Am besten am Tag danach. Wenn der klare Kopf auf beiden Seiten, aber vor allem auf der elterlichen Seite wieder da ist. Über Nacht hat man nachgedacht. Gemerkt, dass man auch die eine oder andere ähnliche Geschichte in einem ähnlichen Alter erlebt hat.
Und sich gefragt, wie die eigenen Eltern reagiert haben.
Meine Erinnerung: Sie haben auf mich relativ verständnislos gewirkt. Ganz so, als ob sie nie „selbst jung“ gewesen wären. Das will ich, das wollen wir – meine Frau und ich – eigentlich anders machen. Aber nicht auf der Kumpel-Ebene, auf der alles allzu schnell verziehen oder zur Seite geschoben wird. Es braucht nämlich dennoch, da sind wir uns sicher, Klarheit und Strenge, im Sinne einer deutlichen Haltung, die auch nicht verrückbar ist.
Dann geht es an die Vereinbarungen, an die Konsequenzen. Alles wird schriftlich festgehalten. Besprochen. Mit Klarheit und auf Augenhöhe. Aber so, dass klar ist, wer welche Rolle einnimmt. Wer Vater und Mutter und wer Tochter ist. Aber alles respektvoll, liebevoll und nachhaltig. Sodass klar ist, dass man daran interessiert ist, sie zugleich zu schützen und dennoch nicht daran zu hindern, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.