9-Tage-Gebet für ein versöhntes Miteinander
Wir erleben eine Zeit großer Belastungen. Die aktuelle Gesundheitskrise fordert und überfordert viele Menschen. Vor allem aber ist zurzeit das Miteinander auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Die Debatte um die Angemessenheit von Maßnahmen zur Covid-Bekämpfung hat Gräben aufgerissen. Es ist Zeit zur Abrüstung der Worte und Gesten – und Zeit für mehr Stille und Gebet. Die hier vorgeschlagene Novene (9-Tage-Gebet) ist eine konkrete Hilfe dazu und kann Zuhause gebetet werden. Sie geht von Texten des Propheten Jesaja aus, der in einer ähnlich belasteten Zeit gelebt hat.
1. Beim Namen gerufen
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. Wenn du durch Ströme schreitest, reißen sie dich nicht fort. (Jesaja 43,1-2)
Impuls
Jeder von uns ist ein einzigartiges Geschöpf Gottes – persönlich beim Namen gerufen und für immer in seine Hand geschrieben. Zugleich sind wir eingebettet in ein größeres Wir, das uns trägt und herausfordert. Wir beten für alle, die sich persönlich nicht mehr wahrgenommen oder verstanden fühlen. Besonders beten wir für jene, die durch Meinungsströme mitgerissen werden.
2. Zum Aufstehen ermutigt
Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt den Verzagten: Seid stark, fürchtet euch nicht! (Jes 35,3-4)
Impuls
Mut tut gut. Mutlosigkeit lähmt. Unsere Welt braucht Menschen, die der Verzagtheit trotzen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Manchmal ist eine mutige Umkehr notwendig. Wir beten für alle, die verzagt und resigniert aufgeben wollen. Und wir beten, dass wir einander unablässig zum Aufstehen und Weitergehen ermutigen.
3. Von Angst befreit
Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand ergreift und der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, Ich habe dir geholfen - Spruch des HERRN. (Jes 41,13)
Impuls
Viele Ängste prägen unser Leben – Ängste zu versagen, Gesundheit oder Ansehen zu verlieren. Im Blick auf Gottes Hilfe wächst neues Vertrauen, befreiend und heilsam. Wir bitten für alle, die von massiven Ängsten besetzt sind. Wir beten, dass es uns gelingt, einander die Hand zu reichen und zu begleiten – durch alle Schwierigkeiten hindurch.
4. Freude über Gottes Rettung
An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. (Jes 25,9)
Impuls
Eine Gesellschaft ohne Freude ist wie ein Vogel ohne Flügel. Auch inmitten vieler Probleme kann es eine Fröhlichkeit des Herzens geben. Manchmal braucht es die Entscheidung zur Freude. Wir beten für alle, bei denen Verbitterung Einzug gehalten hat, dass sie zu neuer Lebensfreude finden. Ebenso beten wir für Kinder, dass sie in herzlicher Freude aufwachsen können.
5. In der Schule des Friedens
Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden. … Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. (Jes 2,4)
Impuls
Böse Worte, Vorwürfe und Unterstellungen sind gefährlicher als ein scharfes Schwert. Zuhören und die Bitte um Entschuldigung können Wunder wirken. In der Schule des Friedens. Wir beten, dass wir in unseren Familien, im Freundeskreis und bei der Arbeit mit Meinungsverschiedenheiten gut umgehen können. Wir beten um Versöhnung und Heilung.
6. Neuanfang mit Gottes Hilfe
Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Wasserteich und das ausgetrocknete Land zu sprudelnden Wassern. (Jes 41,18)
Impuls
Gott lässt Neues aufblühen. Wir sind nicht dazu verdammt, Ärger, Verletzungen und Lasten für immer mitzutragen. Wir sind dazu berufen, füreinander frisches Quellwasser zu sein. „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Hl. Johannes XXIII.)
7. Mit Gottes Geist begabt
Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des HERRN ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. (Jes 11,1-2)
Impuls
In einer verunsicherten Welt ist es besonders wichtig, klug und besonnen zu handeln und um Gottes Geist zu beten. „Geistlose kann man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.“ (Maria von Ebner-Eschenbach) Gott, sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu. Sende ihn aus über Jung und Alt, über Mutige und Verzagte, über Gesunde und Kranke. Wir brauchen deine Hilfe!
8. Von Gottes Wort geführt
So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst. (Jes 48,17-18)
Impuls
„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, es hat Hoffnung und Zukunft gebracht, es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“ (GL 450) Barmherziger Gott, du hast ein befreiendes und heilendes Wort für jeden Menschen. Öffne unsere Herzen, damit wir hören und verstehen lernen – bereit für die Aufgaben, die Du uns zumutest.
9. Gerechtigkeit wird wachsen
Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der HERR, erschaffe es. (Jes 45,8)
Impuls
Gerechtigkeit ist Gottes Geschenk, der einzige Weg zu einem nachhaltigen Frieden für unsere Welt. Respekt und Bescheidenheit sind die wichtigsten Haltungen auf diesem Weg. Wir beten für alle, die unter Ungerechtigkeit leiden oder nicht geachtet werden. Und wir bitten um den langen Atem Gottes für alle, die sich für mehr Fairness und Gerechtigkeit einsetzen.
Stille schenken
Für einen besseren Zusammenhalt angesichts zunehmender gesellschaftlicher Verwerfungen und Verhärtungen setzt sich die Social-Media-Initiative "10 Minuten Stille schenken" der Wiener Akademie für Dialog und Evangelisation ein. Als Ergänzung ruft die Initiative dazu auf, "zumindest 10 Sekunden unserer Zeit in diesen Dezembertagen denjenigen in Stille zu schenken, denen es in der momentanen Situation besonders und vielleicht existenziell schlecht geht". Jeder kann mitwirken in Form eines kurzen, 10-sekündigen Selfie-Videos, das die jeweilige Person schweigend zeigt. Gepostet werden sollte das Video dann auf Instagram, versehen mit dem Hashtag #stilleschenken. Bereits daran teilgenommen haben namhafte Vertreter von Politik und Gesellschaft, beispielsweise Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bischof Hermann Glettler.
Rosenkranz-Gebet
Über Novene und Stille schenken hinaus lädt Bischof Hermann dazu ein, in der Adventzeit den Rosenkranz zu beten. Dieses "Perlengebet" – der Rosenkranz hat als Hilfsmittel eine Schnur oder Kette mit 59 Perlen und einem Kreuz – gibt Kraft für den Alltag, Trost in Krankheit, Trauer und Leid. Es ist uralt, geht bis zu den Anfängen des Christentums zurück.