Erziehung ist (k)ein Kinderspiel - Du verhältst dich wie ein Blödmann
Jochen, 6 Jahre, ist des Öfteren außer Rand und Band, benimmt sich bockig, albern, ärgert das Baby. Die Mutter: „Du führst dich schon wieder auf wie ein Blödmann!“ Unbedachte Worte verletzen, verhärten die Situation, weil sie nur Vorwürfe und einen negativen Stempel enthalten. Das macht den Buben unsicher, wird durch Albernheiten überspielt oder durch Aggressionen kompensiert – ein Teufelskreis.
Ein positives Selbstbild vermitteln
Jochen braucht Grenzen, aber mit Klarheit und Verständnis, die ihm Halt und Hilfe bieten, sein angeknackstes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Man muss ihm ein positives Bild seiner selbst vermitteln, nicht ständige Dämpfer. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie nur Kritik und beleidigende Aussagen hören?
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie nur Kritik und beleidigende Aussagen hören?
Seit der Geburt der kleinen Schwester steht sie im Mittelpunkt. Jochen braucht positive Aufmerksamkeit, muss als Großer gewürdigt und ernst genommen werden, mit mehr Rechten, aber auch mehr Pflichten. Der Vater sollte sich verstärkt um Jochen kümmern und damit gleichzeitig die Mutter entlasten. Man sollte darauf achten, dass Jochen nicht den Eindruck bekommt, dass er gegenüber dem Baby immer die „zweite Geige“ spielen muss. Die Eltern könnten z.B. auch die Verwandten bitten, zuerst den Großen zu begrüßen, anstatt ihre Aufmerksamkeit gleich der süßen Kleinen zuzuwenden.
Klarheit mit Verständnis
Man muss Jochen auch im Voraus sagen, was man von ihm erwartet und ihm klare Anleitungen geben, damit er sich darauf einstellen kann. Seine Bedenken und Einwände müssen ernst genommen und ausgeräumt werden, bevor man etwas beginnt. Hinterher helfen Nachbesprechungen, die ihn reflektieren und Einsicht entwickeln lassen. Eltern sollten gut beobachten und ihm seine positiven Seiten vor Augen führen, vor allem wenn er es am wenigsten erwartet. Jochen braucht „Vitamin C“ für seine Seele.
Verständnis für emotionale Wechselbäder
Jochen braucht Verständnis für seine emotionalen Wechselbäder, z.B. „Du musst einen ordentlichen Wutstau gehabt haben, als du plötzlich hingingst, und scheinbar grundlos die Kleine erschreckt hast.“ Nach beschreibenden, aber nicht bewertenden oder gar beleidigenden Konfrontationen muss man Jochen Gelegenheit geben, sich zu äußern und darauf eingehen, ohne dass er sich verhört oder ins Eck gedrängt fühlt.
Bewusstest Gespräch suchen, anstatt halbherzig zu kommunizieren.
Beim Grenzen setzen bitte beachten: Wenn man die Erfahrung hat, dass Jochen nicht sofort reagiert, wenn man ihm etwas sagt, hilft es nicht, ihm von weitem etwas zuzurufen und sich dabei selbst durch sein Ignorieren lächerlich zu machen.
Durch Umsicht vorbeugen
Eltern brauchen Umsicht und müssen rechtzeitig auf die Bremse steigen, ihn auch beim Freundinnenklatsch nicht aus den Augen verlieren, sondern zwischendurch immer wieder Aufmerksamkeit schenken und dann erst weiterreden.
Wenn sich schlechte Gewohnheiten eingeschlichen haben, kann man bei Elternbildungsseminaren lernen und üben, wie einfühlsames Zuhören geht, wie man wirkungsvolle Ich-Botschaften sendet und in Konfliktsituationen konstruktiv reagiert. Es wird sich lohnen, denn das Leben mit Kindern wird schöner und entspannter. Kompetente Erziehung lässt Kinder gedeihen und bringt Eltern Stolz und Freude.