Fastenzeit als Familie leben und warum sie nichts mit einer Diät zu tun hat
Interessanterweise empfindet man nach der Faschingszeit immer ein wenig Wehmut, wenn die Fastenzeit beginnt. Was hat es damit auf sich und wie kann man sie selbst den Kleinsten näher bringen?
Fasten meint in der Tradition eine Zeit des Verzichtes und der Buße. Es ist ein Zeichen der Umkehr. Warum ist Umkehr für uns alle immer wieder ein Thema? Na, weil keiner von uns perfekt ist. In unserer Unperfektheit verletzen wir gelegentlich Gott und unseren Nächsten, sowohl absichtlich, als auch unbeabsichtigt. So zu tun, als ob es das nicht gäbe, würde bedeuten Ich-zentriert zu leben, ohne Rücksicht auf andere. Wir sind aber zur Gemeinschaft berufen. Gott selbst möchte mit uns Gemeinschaft leben und er möchte, dass wir mit anderen leben. In der Familie wird diese Berufung besonders spürbar – wir leben miteinander und füreinander. Buße ist also das Sich-bewusst-Werden, dass wir nicht in der Liebe geblieben sind, dass wir andere mit Gedanken, Worten und Taten verletzt haben und dann eine Reue genau darüber. Darauf folgt das Bemühen um die Wiederherstellung unserer Beziehung zu Gott und zum Nächsten.
Niemand von uns ist perfekt. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Umkehr und Versöhnung.
Bildlich gesprochen könnte man sagen, ich wende mich wieder Gott zu und meinem Nächsten und schaue sie an, gehe auf sie zu, nachdem ich mich von ihnen entfernt hatte. Die Fastenzeit ist daher in erster Linie eine Zeit der Umkehr und Versöhnung. Eigentlich tut uns das sogar sehr gut, wenn wir uns die Zeit nehmen, den Blick auf unser Verhalten anderen gegenüber zu richten. Manchmal schleichen sich kleine Lieblosigkeiten einfach so ein im Alltag und fallen einem dann gar nicht mehr auf. Mit unseren Kindern gehen wir in der Fastenzeit genau dieses Thema an. Jesus ist gekommen, um sich ganz zu schenken und das wiedergutzumachen, was wir aus uns selber gar nicht können, in dem er unsere Schuld übernimmt und mit seinem Blut den Schuldschein bezahlt.
Alles beginnt mit dem Aschenkreuz
Am Aschermittwoch zeichnet der Priester uns das Aschenkreuz auf die Stirn. Bedenke Mensch: Staub bist du und zu Staub wirst du. Der Mensch ist vergänglich - zumindest sein Körper und seine Zeit auf Erden haben ein Ablaufdatum. Es gilt also, sich dessen bewusst zu werden. CARPE DIEM ist die logische Schlussfolgerung – nutze den Tag zum Guten, zur Versöhnung und verschwende keine Zeit auf einem Egotrip, sondern auf dem Weg der Gemeinschaft.
Warum fasten wir dann eigentlich?
Auch Jesus hat immer wieder, aber vor allem bevor er sein öffentliches Wirken begann, gefastet. Das Fasten, als der Verzicht auf etwas, schärft unsere Sinne. 40 Tage war Jesus fastend in der Wüste, um sich mit seinem ganzen Sein auf Gottes Stimme konzentrieren zu können, Ihn durch allen Lärm der Welt zu hören, Ihn selbst im größten Durcheinander zu sehen und ganz aus Ihm zu leben. Wenn wir also in der Fastenzeit auf etwas verzichten, versuchen wir unsere Sinne vor allem für Gott und das Wichtige in unserem Leben zu schärfen.
Können Kinder schon fasten?
Sie müssen nicht. Aber den einen oder anderen Verzicht zu lernen, stärkt sie auch für andere Situationen im Leben und die Vorfreude auf etwas, dass man nicht immer selbstverständlich zur Verfügung hat, ist auch etwas Wunderbares. So eine Schoko, auf die man sich schon länger gefreut hat, schmeckt doppelt so gut.
Wir sprechen uns als Familie immer ab, was denn für alle vorstellbar wäre. Die Kinder sind da ganz kreativ und zu Beginn noch sehr großzügig, bis man sie daran erinnert, dass dies 40 Tage bedeutet. Da wird dann doch nochmal gründlich überlegt und man kommt auf Dinge wie: Wochentags keine Süßigkeit mit der Ausnahme von einer Sache am Sonntag (der Sonntag ist ja kein Fasttag) oder weniger Fernsehen, keine Limos oder ähnliches.
Fastenzeit ist nicht nur ein WENIGER VON, sondern auch ein MEHR...
Uns ist ganz wichtig, dass die Fastenzeit nicht nur ein „Weniger-Von-Etwas“ ist, sondern auch ein MEHR von Dingen und Aktivitäten mit Qualität: z.B. mehr Zeit für Familie, mehr Zeit für Gebet, mehr gute Taten, mehr Lachen miteinander, mehr Zeit für Kranke oder Einsame, mehr Zeit für „wie wunderbar hat Gott mich gemacht“. Das Überlegen, welche Wichtigkeit ich in dieser Familie und in dieser Welt habe und das Gott so viele Gaben und Talente in mich hineingelegt hat, stärkt die Kinder ungemein. Diese Gaben und Talente darf ich für Gott und für meine Familie einsetzen. Und dann wird klar, warum es manchmal etwas weniger vom Fernsehen, von Süßigkeiten, von Streit, von Smartphone und Tablet braucht - damit wir Zeit haben für diesen Blick.
Die Fastenzeit ist wirklich eine Gnadenzeit – wir dürfen ganz bewusst einen Schritt heraustreten aus den Gewohnheiten des Alltags und ein wenig entschleunigen. Das ist wichtig für den Blick auf das Kreuz. Denn dort hängt die größte Liebeserklärung, die es je gab. Gott schenkt uns seinen Sohn, der aus Liebe zu uns stirbt. Wie geliebt wir sind, können wir nur erahnen. Als Familie dürfen wir uns auf den Weg machen, auf den Weg zum Kreuz. Denn dahinter wartet für uns alle die Frohbotschaft der Auferstehung.
Jesus lebt – und wir mit ihm!!
Kleiner Tipp: Wie können wir als Familie die Fastenzeit gestalten? Dafür gibt es jetzt einen Fastenbegleiter aus dem Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg, der uns die 40 Tage auf Ostern hin begleitet. Zu finden als Download auf ehe-familie.at, viel Freude damit.