Geburtstag: Geschwistergeschenk oder gar Gemeinschaftsgeschenk? Wie umgehen mit dem Geschwisterkind?

Anlass war der erste Geburtstag der Kleinen. Die ältere Schwester war grantig. Sie verhielt sich aggressiv und war selbst zu Oma und Opa abweisend und – sofern das ihr vierjähriger Mund zuließ – gemein. Die ganze Familie war überrascht. So kannten wir die Schwester nicht, liebt sie doch die Kleine über alles. Und dann kam natürlich die Frage: Wie damit umgehen? Warum fühlt sie sich so benachteiligt? Hätten wir ihr auch Geschenke mitbringen sollen?

Hätte ein „Geschwistergeschenk“ für gute Laune gesorgt?

Es gibt im Leben der Kinder Ereignisse, die in diesem Moment oder an diesem Tag nur einem der Geschwister zuteil werden und somit steht nur eines der Kleinen im Mittelpunkt: Geburtstage, erster Kindergartentag, erster Schultag, die Zahnfee kommt, etc. Diese Gelegenheiten werden wohl immer für gefühlte ‚Ungerechtigkeiten‘ sorgen, weil sich die anderen Kinder zurückgewiesen fühlen könnten. Das ist ein unangenehmes Gefühl, das sich in Trauer, Wut, aggressiven Verhalten oder Schmollen äußern kann.

Geschenke sind kein Ersatz für Aufmerksamkeit und Zuwendung

Ich glaube, dass wir den Kindern nichts Gutes tun, wenn wir ihnen negative Gefühle nehmen wollen, indem wir ein Geschenk machen oder sie mit etwas „materiellem“ befriedigen. In Wirklichkeit geht es ja nicht darum, eine weitere Kleinigkeit zu besitzen. Es geht um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe.  Und da hilft kein „Ersatzgeschenk“. Es muss also keine „Geschwistergeschenke“ zum Geburtstag geben und keine zweite „Schultüte“ für das dreijährige Kind, das mit dem Kindergarten anfängt.  Man könnte dem Dreijährigen jedoch an seinem ersten Kindergartentag eine „Kindergartentüte“ mit entsprechendem kleinem Inhalt geben, als Zeichen, dass es auch etwas Neues beginnt und das es, so wie bei dem Großen, gesehen und anerkannt wird.  

Erklären, reden und Kontakt suchen mit dem ‚unglücklichem Kind‘

Am Geburtstag oder am ersten Schultag wird sich naturgemäß alles um ein Kind drehen. Das kann man dem anderen Kind gut erklären. Kinder beziehen das Verhalten anderer schnell auf sich, wenn sie nicht verstehen, was oder warum etwas passiert. Das kann zur Eifersucht führen.

Mutter aufwacht Tochter im Bett morgens

Wenn wir Eltern jedoch erklären, dass sie ja auch Geburtstag haben  und dann ebenfalls ihren Ehrentag feiern dürfen, mildert das das Gefühl der Ungerechtigkeit. Ich denke, es hilft, die Gemeinschaft herauszustreichen („Wir alle feiern zusammen“; „Die ganze Familie kommt zu uns und wir feiern gemeinsam“), damit auch das Nicht-Geburtstagskind das Gefühl hat, dazu zu gehören. 

Damit sich keine der Schwestern benachteiligt fühlt, wird der Geburtstag bei uns zuhause grundsätzlich nach dem selben Schema gefeiert, mit Geschenken und der Taufkerze am Frühstückstisch, einem Luftballon und dem Geburtstagslied. 

Bei der Geburtstagsfeier mit Freunden ist es naturgemäß so, dass sich die Spiele und die Anzahl der Gäste unterscheiden, weil eine Dreijährige und eine Sechsjährige nun mal anders feiern. Da versuche ich immer den Wünschen des Geburtstagskindes hinsichtlich Spielen, Kuchen und Deko nachzukommen. Jedes darf sich eine Farbe der Servietten, Ballons und Tischdecke wünschen – das vermittle ich auch dem Geschwisterkind und erinnere es immer wieder daran, dass es auch bald Geburtstag hat und dann darf es diese Dinge bestimmen. Den Geburtstagskuchen backen wir beispielsweise alle zusammen, ich versuche also schon im Vorfeld die Kinder ins Boot zu holen, wir freuen uns gemeinsam auf den Geburtstag.

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Bei der Kinderparty selbst wird das Geschwisterkind ganz selbstverständlich zum ‚Gast‘. Es darf natürlich alle Spiele mitspielen, Kuchen und Süßigkeiten essen und tanzen und singen. Das hat bisher ohne großen Boykott oder Streit unter den Geschwistern funktioniert.

Was können wir Eltern tun?

Darauf vorbereitet sein, dass das Geschwisterkind am Geburtstag der Schwester oder des Bruders sich plötzlich auffällig verhält. Und dann mit Verständnis und Geduld für das „Nicht-Geburtstagskind“ da sein, dem Kind zuhören, Rückhalt geben und es miteinbeziehen. Gleichzeitig signalisieren, dass es einfach Situationen im Leben gibt, in denen man nicht die Hauptperson ist und in denen jemand anderer im Mittelpunkt steht. Das dem Kind zu vermitteln ist natürlich schwer. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass es notwendig ist und das Kind lernt, dass es nicht schlimm ist, wenn es einmal nicht im Mittelpunkt steht.
„Wir haben dich nicht vergessen und haben dich immer lieb (- auch wenn heute dein Geschwister die Kerzen ausblasen darf).“
Ein Geschwistergeschenk wird die Eifersucht an diesem Tag kaum mildern. 

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