Hilfe - wir brauchen die Erziehungsberatung!

Als Kindergartenpädagogin arbeite ich eng mit Eltern und ihren Kindern zusammen. Gegenseitiger Austausch zwischen Kindergarten und zuhause ist wichtig, um das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu unterstützen und die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen.

Manchmal bedarf es jedoch mehr als die pädagogische Fachkompetenz des Kindergartens.

Es wird eine Erziehungs- und Entwicklungsberatung hinzugezogen, welche einen professionellen und objektiven Blick auf die Entwicklung des Kindes werfen kann.

Sorgen und Ängste

Wenn Eltern darüber in Kenntnis gesetzt werden und um die Einwilligungsbestätigung gebeten werden, reagieren sie selten entspannt. Ängste, Sorgen und Unverständnis gepaart mit Ärger machen sich oftmals breit.

Gedanken wie „Mit meinem Kind stimmt etwas nicht!“ oder „Ich bin schuld, ich habe versagt, ich bin eine schlechte Mutter/ein schlechter Vater!“ kommen hoch. Diese ersten Reaktionen sind verständlich, jedoch unbegründet: Eltern reagieren häufig mit diesem Verhalten, da sie denken, ihr Kind wird in eine Schublade gesteckt oder mit einer voreiligen Diagnose abgestempelt.

Zusätzliche Erkenntnisse über die Entwicklung des Kindes

Dabei ist das Hinzuziehen einer externen Fachkraft der Beginn einer weiteren professionellen Beobachtung und eines gemeinsamen Austausches, welches wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung des Kindes gibt.

Je früher ein Kind in seiner individuellen Entwicklung unterstützt wird, desto besser.

Weiters teilt die Entwicklungs- und Erziehungsberatung im Kindergarten nicht nur ihre Erkenntnisse, sondern gibt auch wertvolles Feedback und hilfreiche Tipps an das pädagogische Fachpersonal und an die Eltern.

Möglicherweise kommt die externe Fachkraft auch zu dem Entschluss, dass es momentan gar keine besondere Förderung der Entwicklung bedarf.

 

Möglicher Ablauf

Bevor die Erziehungsberatung eine Kindbeobachtung vornimmt, tauscht sich das Betreuungsteam mit der Leitung intern aus und berät, ob es sinnvoll ist die Erziehungsberatung hinzuzuziehen. Wenn ja, werden die Eltern im Anschluss informiert und nach einer schriftlichen Einverständniserklärung gebeten, bei der in der Regel verankert ist, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden.

Je nach Beratungsangebot des Kindergartens fällt der Ablauf unterschiedlich aus. Nach meinen Erfahrungen tauschen sich die Bezugspersonen des Kindes im Kindergarten vorerst mit der Erziehungsberatung aus und es wird ein Termin vereinbart, an dem das Kind im Kindergartenalltag mehrere Stunden beobachtet wird.

Die Erziehungsberatung hält sich dabei im Hintergrund auf und dokumentiert ihre Beobachtungen.

Im Anschluss bespricht sie ihre Aufzeichnungen mit der Pädagogin/dem Pädagogen und eventuell mit der Leitung. Dabei erhalten die pädagogischen Fachkräfte wichtige Einsichten und Tipps wie sie das Kind im Kindergarten besser unterstützen können.

Wenn die Erziehungsberatung es als wertvoll erachtet, werden auch die Eltern des Kindes hinzugezogen und um ein Gespräch gebeten. Dies geschieht, damit sie sich ein besseres Bild vom Kind und seinem Lebensumfeld machen kann und das Kind besser verstehen lernt.

Wenn es angebracht ist, wird die Erziehungsberatung auch den Eltern bereichernde Ratschläge mitgeben, welche das Kind unterstützen sollen. Wenn die Veränderungen fruchten, bedarf es keine weiteren Gespräche mehr. Wenn das Kind weiterhin Unterstützung benötigt, werden weitere passende Maßnahmen erfolgen. Beispielsweise weitere Gesprächs- und Beobachtungstermine vereinbart.

Oft hilft schon die gute Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und Kindergarten mit dem Wissen, was das betreffende Kind gerade braucht und wie sie es optimal unterstützen können. Manchmal benötigt es noch externe Therapieangebote, wie etwa Ergotherapie, Psychotherapie oder Logopädie.

 

Fazit

Möge dieser Beitrag Vorurteile und Ängste aus dem Weg schaffen sowie mehr Offenheit und Bereitschaft für wertvolle Erziehungsbegleitung und Unterstützung kreieren!

Je nach Kindergarten können auch Eltern von sich aus die Erziehungs- und Entwicklungsberatung kontaktieren - ohne den Kindergarten zu informieren. Das Angebot anzunehmen, um eigene Sorgen und Fragen aus dem Weg zu schaffen, sowie sein Kind gut durch die ersten Lebensjahre zu begleiten, ist ein bereichernder Schritt für alle.

Aus meinen eigenen Erfahrungen als Kindergartenpädagogin kann ich bestätigen, dass das Hinzuziehen der Erziehungs- und Entwicklungsberatung mir persönlich enorm geholfen hat, einzelne Kinder besser zu verstehen und zu begleiten.

Auch die Bildungspartnerschaft mit den Eltern wurde durch den Prozess positiv gestärkt und die Eltern erhielten mehr Klarheit über die Entwicklung und die Emotionen ihres Kindes.

Ich bin unendlich dankbar für mehr Fachexpertise und bereichernde neue Perspektiven einer außenstehenden Fachkraft.

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