Ich bin gerne Mama! Teil 2/2

Im ersten Teil zu diesem Thema habe ich vor allem darüber berichtet, wie ich durch die Mutterschaft ein neues Selbstbewusstsein und Erfüllung entwickelt habe. Nun möchte ich auf den 2. Aspekt blicken:

 

#2. Für mich ist Mutterschaft horizonterweiternd: sie hat mir viel neue Erkenntnis über mich und das Leben gebracht.

Mein Beichtvater nannte es einmal, „zu leben“ statt „zu funktionieren“.

Genau das könnte die Zusammenfassung meiner Erkenntnisse sein. Denn das Mutter-Sein hat mich über den Tellerrand des „Abarbeitens“ und „Abhakens“ schauen lassen. Es hat sehr viel bewirkt in mir und mich das Wesentliche des Lebens neu überdenken lassen. Denn „zu funktionieren“ kratzt nur an der Oberfläche, während „zu leben“ in die Tiefe geht. Da, wo ich lebendig bin, wo ich mit mir verbunden bin und eben oft auch verbunden mit meinen Liebsten, da ist das Leben in seiner Pracht.

Ich weiß noch genau, wie mich, kurz nachdem unsere Ältere geboren wurde, immer wieder ziemliche Verzweiflung überkam und ich das Gefühl hatte, „ich müsse mich von mir und meinem Leben – bis dahin sehr selbstbestimmt und abwechslungsreich - verabschieden“. Mein Gott, wie viel Nerven hat ihr Bauchweh jeden Abend in den ersten Wochen gekostet und wie viel (oft nicht vorhandene) Geduld habe ich gebraucht, dass sie endlich schläft! Einfach wieder mal spontan losziehen, einfach mal gaaaanz entspannt mehr als 1,5 Stunden verbringen und das auch noch, ohne ständig zu überlegen, ob zuhause eh alles gut ist. So ging es mir. Doch immer mehr wurde aus dem Abschied ein Willkommenheißen bzw. eine Wiederentdeckung. Denn mein Mami-Dasein ist selbstbestimmt und abwechslungsreich, nur eben anders.

Selbstbestimmt

Statt die äußere Freiheit zu haben, „vogelfrei“ und losgelöst zu tun und zu lassen, was ich will (früher waren das Reisen, Sport usw.) habe ich meine innere Freiheit besser ausgebaut.

Nun lebe diese (wie ich glaube sehr viel wichtigere) innere Freiheit, „mich auf etwas einzustellen“, bewusster und nutze sie besser. Viktor Frankl ist hier in meinem Hinterkopf, der ja auch durch seine Zeit im KZ zur Erkenntnis kam, dass uns Menschen eben immer und überall die Freiheit bleibt, wie wir uns zu den äußeren Umständen innerlich einstellen.

Ich bin „selbstbestimmter“ geworden, weil die Verantwortung über einen neuen Erdenbürger so groß ist.

Recht schnell wurde offensichtlich, dass ich die Bedürfnisse meines Kindes erst gut stillen kann, wenn ich meine eigenen Bedürfnisse ernst nehme (und überhaupt mal benennen kann). Davor habe ich meine Bedürfnisse und Grenzen nicht so genau anschauen „müssen“. So bin ich oft darüber hinweggefahren.

Als Mama kann ich mein Leben in gewisser Weise mehr bestimmen, weil ich besser weiß, was ich brauche und mehr zum Kern gekommen bin, als im Äußeren zu bleiben. Da hat bestimmt diese Überforderung am Anfang ihren Beitrag geleistet. Ich hätte niemals die Küche im absoluten Chaos hinterlassen, bevor unsere Tochter geboren wurde. Aber als sie da war, merkte ich, dass ich ihren Mittagsschlaf auch für mich als Ruhezeit nutzen sollte. Und so ging es auch für mich ab ins Bett oder mit Kaffee und Beinen hoch auf die Couch. Erst wieder mit wachem Kind machte ich mich ans Aufräumen.

Es mag verrückt klingen, aber durchs Mami-Sein schaue ich besser auf mich – mache Pausen und nehme Ausgleichsmomente.

Ich entscheide insgesamt bewusster, was ich möchte, denn ich bin mehr bei mir selbst angekommen und habe mich inniger kennengelernt.

Abwechslungsreich

Auch abwechslungsreich ist das Mami-Sein. Zumindest in meinem Fall. Denn „obwohl“ ich „nur Zuhause“ bin und mir dadurch ja eigentlich „die Decke auf den Kopf fallen sollte“ (das höre ich meistens, wenn auch etwas verklausuliert), komme ich voll auf meine Kosten. Ich habe die Entscheidung, die ersten 3 Jahre komplett für meine Kinder dazu sein (und sie erst, wenn sie sich gut verständlich machen und sprechen können in Fremdbetreuung zu geben) zum Wohl meiner Kinder getroffen. Aber eben auch zu MEINEM Wohl!

Denn in meinen Augen ist es eine absolut kostbare, lehrreiche und bereichernde Zeit, die uns Müttern geschenkt wird, wenn wir mit unseren Kindern sind und dadurch auch bissl „raus aus dem System“.

Austausch

Ein wichtiger Punkt ist bei mir, dass ich immer ein, zwei „Gleichgesinnte“ für guten (Herzens) Austausch (über sämtliche Themen- auch über die Kinder hinaus) an der Seite habe. Denn sonst wäre es zwischendurch nicht nur „fad“, sondern auch (menschlich) einsam.

Die Basis für meine Woche ist meine Beziehung zu Jesus.

Die durch das Zuhause-Sein gewonnene Gebetszeit ist eine Riesenfreude und durchtränkt meinen Alltag. Ich gehe fast täglich (meistens mit mindestens dem kleinen aber oft auch beiden) in die Messe, ich erfreue mich zahlreicher Apps (Hallow, Thebibleinoneyear) und guter Inputs (Johannes Hartl) oder lese gerade wieder richtig viele gute Bücher.

Ja, wunderbar, dass ich mal einfach so in den Zoo gehen und im Sommer mal zum See fahren kann. Aber eigentlich wunderbar finde ich, die Basics des Lebens neu auszugraben und in ihnen Fülle und Abwechslung zu entdecken: Einkaufen und Kochen nehmen doch insgesamt so viel Zeit in Anspruch. Ich will nicht, dass sie „nur lästiger Nebenschauplatz“ sind.

Beinahe vergessene Hobbies entdecke ich auch wieder: Gärtnern, Malen, Schreiben…nein, es wird mir nicht langweilig. Und das, obwohl ich einen tollen Master gemacht habe und oft gesagt bekomme „es fehle das Intellektuelle“, wenn ich den ganzen Tag nur mit den Kindern bin. Dazu sage ich, dass ich überzeugt bin, dass es keine so abwechslungsreiche Arbeit mit so viel benötigten Kompetenzen, wie das Mami-Dasein gibt. Ich wüsste nicht, wo es so viel Raffinesse, Klugheit, Fingerspitzengefühl und Qualitäten braucht, um diese - uns anvertrauten - Seelen gut ins Leben zu begleiten.

 

Für mich ist Mutterschaft vor allem eine innere Veränderung – vielleicht sogar Selbstfindung.

Es geht dabei um die „Wiederentdeckung“ von dem, was ich als lebenswert, kostbar und erstrebenswert finde.

Ich bin dankbar, dass ich durch diesen neuen Lebensabschnitt wieder mehr Fragen zu meinen eigenen Werten und Prioritäten stelle. Und ich bete weiterhin täglich, dass diese Reise voller Höhen und Tiefen, voller Herausforderung und Bereicherung durch weitere Kinder noch ausgiebiger wird.