Jahresrückblick 2023 – Ein Familienritual im Sinne der Biographiearbeit

Biographiearbeit bezieht sich auf den Prozess, in dem Menschen ihre Lebensgeschichte reflektieren, Erfahrungen verarbeiten und den Sinn ihres Lebens erahnen. Die Arbeit an der eigenen Vergangenheit ermöglicht es, die eigene Entwicklung zu verstehen sowie ein positives Selbstbild zu entwickeln. Dabei bilden vor allem Erinnerungen, die gemeinsam geschaffen wurden, einen wertvollen Teil der Identität von Kindern, die sich stärkend auf ihr Selbstwertgefühl auswirken.

Der Jahresrückblicksbaum

Das gemeinsame Gestalten eines Baumbildes bietet eine spielerische und kreative Möglichkeit, sich gemeinsam an die schönen, aber auch belastenden Erlebnisse des letzten Jahres zu erinnern, diese gut zu verarbeiten und das vergangene Jahr zu reflektieren.

Ihr benötigt dazu nur Fotos sowie andere gesammelte Erinnerungen, Bunt- und Seidenpapier, Scheren, Filzstifte und Uhu.

Vorbereitung:

  1. Zeichnet oder klebt einen Baum auf einen großen Karton (A3 oder A2). Ein Stamm mit Wurzeln und 12 kahlen Ästen reicht dabei aus. Jeder Zweig steht dabei für einen Monat im alten Jahr.
  2. Schneidet Blüten und Blätter aus Buntpapier aus, groß genug, um später darauf Notizen zu schreiben. Habt ihr nicht so viel Zeit zur Vorbereitung reichen auch runde und ovale Haftnotizen.
  3. Bereitet gewuzelte Kugeln aus Seidenpapier vor.
  4. Je nach Alter der Kinder könnt ihr ein gemeinsames Plakat für die ganze Familie gestalten, bei dem sich auch die Kleinsten einbringen können oder jeder bastelt sein eigenes Bild.

Jeder Teil des Baumes steht für einen bestimmten Bereich in unserem Leben.

  • Wurzeln: Überlegt gemeinsam, was euch und eurer Familie Halt gibt. Schreibt auf, wovon ihr Kraft und Hoffnung schöpft. Verstärkt eure Wurzeln mit Strichen, Bildern oder Worten, je nach Alter der Kinder.
  • Stamm: Der Stamm steht symbolisch für uns, unsere Grenzen, aber auch Beziehungen mit der Umwelt. Reflektiert eure persönlichen Bedürfnisse, benötigt ihr mehr Kontakt mit Freunden und der Familie oder mehr Zeit für euch selbst? Wie könnt ihr euch als Familie diesbezüglich unterstützen? Schreibt in den Stamm, welche neuen Freunde ihr gewonnen habt und was ihr euch für 2024 wünscht. Das Bewusst werden der eigenen Bedürfnisse und Reflektieren über Freundschaften fördert das soziale Verständnis bei Kindern.
  • Äste: Die Äste stehen für Weiterentwicklungen, die im letzten Jahr geschahen. Welche körperlichen, aber auch psychischen und sozialen Wachstumsschübe gab es? Habt ihr es geschafft, vor einer Gruppe ein Referat zu halten, wart ihr das erste Mal ohne eure Eltern auf einem Sommerlager oder könnt ihr jetzt Fahrrad fahren? Welcher Erfolg war besonders wichtig für euch? Jeder der zwölf Äste steht dabei für einen Monat, schreibt zu den passenden Ästen eure Erfolgserlebnisse. Was möchtet ihr gerne 2024 lernen/erreichen? Unterstützt eure Kleinen dabei, zu erkennen, was sie im letzten Jahr geleistet haben. Dies fördert das Selbstbewusstsein.
  • Erlebnisse festhalten: Die Blüten und Blätter repräsentieren das Klima. Habt ihr das Jahr frostig oder warm und schön erlebt? Beim Aufkleben der Blüten und Blätter könnt ihr gemeinsam positive und traurige Erlebnisse teilen. Schreibt in jede Blüte ein schönes Abenteuer des vergangenen Jahres und klebt sie auf die Äste. Nun notiert auf den Blättern, welche Momente traurig und ärgerlich waren. Beschäftigen sie euch immer noch, oder seid ihr dabei, sie loszulassen? Je nachdem könnt ihr die Blätter auf die Äste oder bereits abgefallen neben den Baum auf den Boden kleben. Mittels der abgefallenen Herbstblätter können Kinder auch traurige Momente verarbeiten und verstehen, dass diese Teil des Lebens sind.


Schatztruhe der Erinnerungen

Eine weitere Idee ist eine Schatztruhe der Erinnerungen. Sammelt Fotos, Karten und Briefe sowie Eintrittskarten und kleine Gegenstände von Ausflügen in einer schön bemalten oder beklebten Schachtel. Zusammen durchgesehen und besprochen ist dies nicht nur ein schönes Ritual, sondern eine Kraftquelle für das kommende Jahr.
Warum „Erinnern“ wichtig ist

Durch den kreativen Ausdruck beim Jahresrückblick-Baum sowie der Schatztruhe können selbst die Kleinsten spielerisch ihre Emotionen ausdrücken, schwere Momente verarbeiten und positive Erlebnisse in ihrem Herzen bewahren. Das gemeinsame Besprechen eurer Erlebnisse schenkt euch mehr Verständnis füreinander und stärkt euren Familienzusammenhalt.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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