Kein Bock auf Schule? – Motivationstipps für das neue Semester
Muffig sitzt mir mein Sohn gegenüber, schleudert den Tintenkiller über den Tisch und gibt mir mit jeder Geste zu verstehen, dass er null Bock hat, die Fehler in seiner Hausaufgabe auszubessern. Manchmal spiegle ich seine Unlust etwas übertrieben oder rege mich im Spaß über die „bösen Füllfedern“ auf, die Rechtschreibfehler nicht schon automatisch ausbessern. Sobald ich geschafft habe, ihn zum Lachen zu bringen, ist der Spuk vorbei.
Wir führen keinen Machtkampf mehr und alles geht einen Tick leichter.
5 Tipps für neue Motivation
Doch was sagt die Expertin dazu? Wie können wir unsere Kinder wieder motivieren, wenn gar nichts mehr geht? Im Gespräch mit Christina Tomp, Lerncoach und Kinder-Mentaltrainerin, Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
1. Break – Raus aus der Situation
Wenn selbst Humor nicht mehr hilft, um dem Machtkampf zu entgehen, gibt es nur eine Lösung, „Raus aus der Situation!“. Geht gar nichts mehr, führt nichts zu einer Lösung? Eine klare Unterbrechung wirkt hier oft am besten. „Wie geht es Dir? Mir brummt schon der Kopf! Ich brauch eine Pause.“ Um dann neu zu beginnen. Denn Druck erzeugt nicht nur Gegendruck. Auch das Gehirn ist nicht aufnahmefähig, da es unter hohem Stress auf „Überlebensmodus“ umschaltet. Gehirngerechtes Lernen funktioniert am besten in einem Umfeld, indem sich das Kind wohlfühlt.
2. Lernsituation beleuchten
Der Versuch mit den Augen des Kindes zu sehen, ist manchmal sehr erhellend. Wobei natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf, dass jeder Mensch anders empfindet. Doch einmal ganz ehrlich! Könnten wir uns konzentrieren, wenn uns jemand ständig über die Schulter schaut oder alle 2 Minuten nachfragt, wie weit wir sind? Würden wir uns wohlfühlen, wenn wir Hunger und Durst haben? Wären wir fähig, auf einem voll geräumten Schreibtisch den Fokus auf die Arbeit zu halten?
Gibt es Ablenkungen wie die Whatsapp-Gruppe am Handy? Lenken gerade kleine Geschwister ab oder der Fernseher, der nebenbei läuft? Ist die Ursache für die fehlende Konzentration einmal gefunden, kann die Lernsituation einfach und klar zum Besseren verändert werden.
3, In neue Rollen schlüpfen
„Meine Tochter hatte die Angewohnheit, in manchen Situationen furchtbar zu trödeln.“, erzählt Tomp aus dem Familienalltag. „Bis ich sie eines Tages fragte, wie ihre Superheldin die Schultasche einräumen würde. Und flugs war dies in kürzester Zeit erledigt!“
Diese Methode kann individuell angepasst werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Seien es Superhelden, Tiere oder Puppen, stellt euch einfach vor, wie es wäre, sich wie ein/e „ … “ zu konzentrieren oder so flott wie ein/e „ … „ zu arbeiten.
4. Lernvertrag aufsetzen
Wenn es um die Übernahme von mehr Eigenverantwortung geht, empfehle ich, einen Lernvertrag mit dem Kind abzuschließen. Zum Beispiel in folgender Form. „Ab … darf ich nach dem Essen eine Stunde spielen und ab … mache ich selbstständig meine Aufgabe.“ Unterschrift von Kind und Eltern besiegeln den Vertrag. Hier geht es darum, dem Kind die Verantwortung und damit verbunden auch die Handlungsfreiheit zurückzugeben und offiziell zu übertragen. Klappt es einmal nicht, können die Eltern auf den freiwillig unterschriebenen Vertrag hinweisen, statt ständig zu ermahnen.
5. Lernthemen auslagern - Hilfe annehmen
Ist die Lernsituation emotional schon sehr festgefahren, hilft es zu überlegen, wer die Hausübungen oder Korrekturen mit dem Kind übernehmen könnte. Bringt der Vater mehr Geduld und Verständnis für Mathematik auf? Vielleicht übernimmt ein Großelternteil gerne das Lesetraining? Oder gibt es ältere Kinder bzw. Studenten in der Nachbarschaft, die aushelfen können?
Manchmal reichen auch nur einige wenige Stunden bei einem professionellen Lerntraining. Wichtig ist es, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, um aus dem Teufelskreis herauszukommen und die Schulaufgaben entspannt absolvieren zu können.
Christina Tomp, Lerncoach und Kinder-Mentaltrainerin, Mutter