(Kein) Sex in der Ehe?! Teil 2
Im zweiten Teil wollen wir vor allem auf die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Sexualität von Mann und Frau eingehen und ein wenig über die Natürliche Empfängnisregelung sprechen.
Die Wichtigkeit der Kommunikation für eine erfüllte Sexualität in der Ehe wurde bereits angesprochen. Doch auch der Kinderwunsch war Thema. Seit es üblich geworden ist, Verhütungsmittel zu verwenden wenn kein Kinderwunsch besteht, geht die Häufigkeit von Sex zurück.
Neue Studien zeigen, dass junge Menschen noch nie so wenig sexuell aktiv waren. Ist das nicht paradox?!
Wir wissen, dass diverse hormonelle Verhütungsmittel das Lustempfinden der Frau mindern und interessanterweise gibt es auch Studien, dass es Männern genau so geht. Also scheint die vermeintliche Freiheit durch Verhütung eigentlich die gegenteilige Folge zu haben. Wir wissen auch, dass alles was immer verfügbar ist, irgendwann nicht mehr interessant ist.
Verhütung und Natürliche Empfängnisregelung
Wir erleben umgekehrt, dass Paare in Ehekrisen, die die NER (Natürliche Empfängnisregelung) kennen lernen, sich ganz neu ineinander verlieben und plötzlich eine Sexualität erleben, die erfüllender ist als je zuvor! Eines der Hauptargumente gegen die NER ist die empfohlene Enthaltsamkeit während der fruchtbaren Tage, wenn kein Kinderwunsch besteht. In jedem Zyklus gibt es einige Tage, an denen wir aufeinander warten – und hier stellt sich ein Phänomen ein, das Paare nach vielen Jahren mit Verhütung oft überrascht:
Durch das nicht-ständig-verfügbar-sein, ist Sex nicht mehr alltäglich, normal und Routine. Es ist wieder spannend, es prickelt wieder, die Vorfreude steigt!
Außerdem haben die meisten Frauen das Gefühl, dass sie nicht mehr einen Teil von sich „abschalten“ müssen um geliebt zu werden. Sie fühlen sich oft weiblicher, können sich besser annehmen und das wirkt sich äußerst positiv auf die Beziehung aus.
In diesen enthaltsamen Tagen stehen andere Liebessprachen am Programm (Zeit zu zweit, gemeinsame Hobbies, Einladungen, …) und die Nähe als Paar intensiviert sich. Nach dieser kurzen Zeit ist das sexuelle Einswerden prickelnd und besonders, wie zu Beginn!
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Wir beobachten bei Paaren die nicht schwanger werden wollen oft einen gewissen Druck. Die Verhütung muss auf jeden Fall sicher sein, andererseits gibt es keine einzige Verhütungsmethode, die zu 100% sicher ist. (Lediglich in der Zeit nach dem Eisprung, wenn sie mit der NER ausgewertet wird, hat diese 100%ige Verlässlichkeit!) Das macht viele unsicher.
Hier sollte das Paar in jedem Fall überlegen, was geschehen würde, wenn das Verhütungsmittel versagt und doch eine Schwangerschaft eintritt. Könnten wir das Kind als Geschenk annehmen? Kinder sind nie komplett planbar! Außerdem gilt: Es ist nie einer alleine verantwortlich oder „schuld“. Auch deshalb empfehlen wir die NER so gern weiter, weil beide Partner gemeinsam die Verantwortung tragen und so die Verlässlichkeit gemeinsam festlegen!
Männer und Frauen sind unterschiedlich
Auch das ist keine neue Erkenntnis, aber oft der Grund, warum Sex in der Ehe seltener wird. Hier werden natürlich auch Klischees bedient und sollte das bei manchen Paaren anders sein, bestätigen natürlich die Ausnahmen die Regel! Jedes Paar hat seine eigene Dynamik, auch sexuell und emotional.
Ein großer Unterschied ist, dass Frauen Erregung anders erleben als Männer.
Üblicherweise sind Männer sehr schnell erregt – vergleichbar mit einem Strohfeuer. Der kleinste Gedanke oder Hinweis auf Sex entzündet die Lust. Bei Frauen dauert es oft länger, bis sie so erregt sind, dass Sex für sie angenehm wäre. Das gleicht einem Holzkohlefeuer, das geduldig geschürt wird. Wenn also der Mann anfangs die Aufmerksamkeit darauf richtet die Frau zu erregen, wird die Vereinigung für beide erfüllend.
Ein weiterer Unterschied ist der Orgasmus
Während die meisten Männer am Ende der sexuellen Vereinigung zum Höhepunkt kommen, ist das bei Frauen nicht unbedingt so. Manche Frauen erleben regelmäßig einen Orgasmus, andere nur manchmal, manche auch gar nicht. Ebenso gibt es Frauen, die nicht durch das eigentliche Einswerden einen Höhepunkt erleben, aber sehr wohl durch andere Stimuli.
Die meisten Männer würden Sex ohne Orgasmus nicht als befriedigend empfinden, für viele Frauen ist aber der Sex auch ohne Orgasmus erfüllend. Wenn die Frau selten oder nicht zum Orgasmus kommt – oder auch der Mann in manchen Fällen keinen Höhepunkt erleben kann, stellt sich oft das Gefühl beim Partner ein, dass es nicht „gut genug“ ist. Dadurch können Ängste oder auch eine unbewusste Vermeidungshaltung entstehen.
Auch hier hilft: darüber sprechen. Vor allem, wie und wann Sex als erfüllend erlebt wird und was dafür (nicht) unbedingt nötig ist.
In einem Punkt gibt es noch einen wesentlichen Unterschied, wie Männer und Frauen überhaupt zu Sex stehen: Für Männer ist Sex oft Entspannung, für Frauen geht Sex meist nur wenn sie entspannt sind.
Entspannung und Hingabe
Wenn Männer beim Sex Erfüllung erleben, empfinden sie es als Bestätigung und Zeichen der Liebe. Danach ist es ihnen möglich, über Emotionen zu sprechen. Bei Frauen ist es eher umgekehrt, sie müssen oft erst entspannen, sich angenommen und geliebt fühlen, bevor sie sich hingeben können.
Wie also kann das überhaupt funktionieren? Wir glauben, dass das eine Hilfe sein kann, die Bedürfnisse des Partners zu verstehen. Männer wollen durch Sex entspannen und brauchen davor nicht unbedingt lange Liebesbezeugungen, was nicht heißen soll, dass der Sex für sie kein Ausdruck ihrer Liebe wäre. Frauen hingegen möchten davor den Ballast des Tages abladen, um dann entspannt die Nähe genießen zu können.
„Truhe oder Schreibtisch“
Bei einem Vortrag haben wir einmal die Begriffe von „Truhe und Schreibtisch“ gehört. Der Mann ist ähnlich wie ein Schreibtisch: Jeder Bereich seines Tages und Lebens hat eine eigene Schublade, die nach Beendigung der Tätigkeit wieder geschlossen wird. So ist er auch nach einem Konflikt in der Familie, Stress in der Arbeit und einem Stau auf dem Heimweg bereit für Sex, denn schließlich ist das eine andere Schublade.
Eine Frau ähnelt hingegen einer Truhe, in die alles eingefüllt wird und erst wenn das Chaos darin beseitigt ist, kann sie sich dem nächsten Teil widmen.
Also, ist Sex in der Ehe ein Mythos oder ist es der Kleber, der zusammen hält?
Guter, erfüllender, regelmäßiger und wieder aufregender Sex erfordert Beziehungsarbeit, Verständnis für die Unterschiede und immer wieder einen Schritt auf den anderen zu zugehen. Auch nach langer Zeit ohne Sex oder mit Problemen lohnt sich der Weg – für eine glückliche Ehe, die hält!