Konflikte und Streit mit den Kindern gut durchstehen
Die „Große“ spinnt mal wieder. Die „Kleine“ ist nicht zum ersten Mal grantig. Als Vater – oder natürlich als Mutter – ist man oft mittendrin. Und fragt sie, wo es richtig wäre zu reagieren, ohne selbst „spinnen“ anzufangen oder grantig zu werden.
Im Auge des Orkans. Dieses Bild kommt mir oft in den Sinn, wenn es zuhause mal wieder stürmisch zugeht. Unsere „Große“ konstruiert oft Probleme, um dann in semi-hysterischen Anfälle Gott, die Welt und ihr Leben als sinnlos und schlimm zu verfluchen und unsere „Kleine“ reagiert auf ihre eigenen Probleme oft mit lautem Schweigen und einem passiv-aggressiven Unterton, der besonders mich oft zur Weißglut bringen könnte.
Wie soll da man oder frau ruhig und gelassen bleiben und solche Situationen und Konflikte nicht noch weiter anheizen?
Ein interessanter Aspekt dabei: Kinder sind einem ähnlich.
Nicht nur wegen dem Genmaterial, das bekanntlich weitergegeben wird. Nein: Auch die Verhaltensweisen sind es, die gewissermaßen anerzogen wurden. Die Kinder sind somit – zumindest bis zu einem gewissen Grad – Produkte von Genetik, Erziehung und Einflüssen. Natürlich nicht ohne einen Funken Eigenständigkeit, der ihnen natürlich zugestanden werden muss.
Das ist gewissermaßen beruhigend – oder auch nicht.
Ein gewisser Fatalismus macht sich breit. Die Erkenntnis könnte sein: Man kann machen, was man will, aber letzten Endes machen einem die Kinder ja eh alles nach. Und die Ähnlichkeit mit einem selbst, diese Gewissheit, dass man gewissermaßen selbst für die Probleme und Verhaltensweise des Nachwuchses verantwortlich ist, ist auch nicht gerade tröstend. Was also tun?
Ich plädiere – so problematisch das auch ist – für eine gewisse Gelassenheit und ein unbedingtes Bekenntnis zur Autonomie. Selbst ist man natürlich auch geprägt vom eigenen Elternhaus, der eigenen Kindheit und Herkunft und vor allem den Einflüssen, die in jungen Jahren auf einen eingeprasselte sind. Auch als Elternteil ist man die Summer der einzelnen Teile, die sich leicht addieren und interpretieren lassen. Aber als Mensch, der Gott vertraut, bleibt eben immer auch noch ein wenig „Wunder“ stehen. Ein wenig Unbeschreibbares.
Wie groß oder wie klein dieser Anteil sein mag, ließe sich vortrefflich diskutieren.
Da wir es hier aber mit einer „Rechnung“ zu tun haben, die sich ohnehin nicht auflösen lässt, lässt sich auch rein spekulativ vorgehen und der „Eigenanteil“ der Persönlichkeit möglichst hoch ansetzen. Soll heißen: Man hat immer eine Wahlmöglichkeit, man kann immer auch anders reagieren, es gibt immer auch Auswege und Menschen – Kinder sowie Eltern – können sich ändern und wenn notwendig auch „zusammenreißen“ und ganz anders als üblich reagieren.
Ja, man kann durchaus die Ruhe im Sturm sein und das Auge im Orkan vehement und erfolgreiche verteidigen. Man muss sich nicht vom Strudel der Emotionen des Nachwuchses mitreißen lassen und selbst zum Orkan werden. Ruhe, Gelassenheit und eine gute Dosis Gottvertrauen können regelrecht Wunder bewirken. Vor allem letzteres: Denn damit kommt auch eine „höhere Macht“ mit ins Spiel.
Diese höhere Macht lässt einen im besten Fall innerlich ruhig werden. Weil klar wird, dass man eigentlich nur ein kleiner Mosaikstein in dem ganz großen Plan Gottes ist. Man selbst zwar eine Rolle spielt, aber demütig diese Rolle auch nicht überschätzen sollte.
Es geht darum, das Leben gut zu bewältigen und Schritt für Schritt mit Gott in Richtung "Gelingen" zu gehen.
Das bringt auch die Freude an der Elternschaft auch in schlimmsten Streitmomenten zurück: Gott hat uns gewollt, hat uns so gewollt und es gut so, wie es ist. Wir alle haben Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Wenn wir das an uns selbst akzeptieren, ist es auch deutlich einfacher mit den Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten bei anderen Menschen umzugehen. Und wo könnte es wichtiger sein, diese „Theorie“ in die Praxis umzusetzen als bei unseren geliebten Kindern?