Mamaglück und Arbeitslust – Teresa, die Ärztin
Es gibt Mamas, die sowohl in der Arbeit als auch zuhause „am richtigen Platz“ sind. In der Serie „Mamaglück und Arbeitslust“ geht es heute um Teresa. Sie ist Turnusärztin in Karenz und hat zwei Töchter (3 Jahren und 4 Monate alt).
Liebe Teresa, herzlichen Glückwunsch zu eurem Baby. Du bist nun wieder zuhause in Karenz. Wie geht es dir?
Ich merke, als Mama gibt man wirklich alles und ich bin ziemlich müde. Doch es ist auch sehr schön mit meiner Familie. Meine zwei Töchter sind schon ein tolles Team. Nach der Karenzzeit bei unserer ersten Tochter habe ich 1,5 Jahre Vollzeit gearbeitet. Jetzt zuhause lebe ich wieder ein ganz neuen Alltag, der anders, aber nicht weniger anspruchsvoll ist.
Du bist wieder zur Arbeit gegangen, als eure ältere Tochter 1 Jahr alt war. Ist es als Ärztin wichtig, schnell wieder arbeiten zu gehen?
Ich würde sagen, nicht um jeden Preis. Es gibt durchaus Mütter, die länger zuhause bleiben. Es ist, glaube ich, nicht um so viel wichtiger als in anderen Berufen.
Man muss die Familie als System sehen. Es muss insgesamt passen. Es gibt keine pauschalen Lösungen.
Möglich war dies bei uns, weil mein Mann auf Lehramt studierte. Als unsere erste Tochter ein Jahr alt war, bin ich wieder arbeiten gegangen und sie war mit meinem Mann immer wieder mit auf der Uni. Sie waren beide sehr entspannt. Mit unserer Tochter ging das, da sie einen ruhigen Charakter hat. Sie hat dort gemalt und gegessen. Mit ihnen hat das gut funktioniert. Als sie zwei Jahre alt war, ging sie dann in die Kinderkrippe, aber maximal vier Tage.
Früher wäre es für mich undenkbar gewesen, ein Jahr nach der Geburt wieder arbeiten zu gehen. Aber ich finde, man muss die Familie als System sehen. Es muss insgesamt passen. Es gibt keine pauschalen Lösungen. Man muss immer auf die jeweilige Situation achten. Für uns hat es insgesamt gut gepasst.
Nun bin ich sehr dankbar, dass meine Größere soviel Zeit mit ihrem Papa verbringen konnte. Als Mama hat man die Beziehung sowieso. Aber die Kind-Vater-Beziehung ist etwas Besonderes, die in vielen Familien leidet. In diesen Jahren sind die beiden ein gutes Team geworden.
Wie war für dich der Wiedereinstieg in den Beruf nach der ersten Karenzzeit?
Meine erste Turnusstelle war in einer Kinderklinik. Dort war es herausfordernd, aber nicht stressig und es hat mir dort sehr gut gefallen. Die Arbeitszeiten waren auch toll, nämlich von 7.00 bis 15.00. Da hatten wir als Familie dann den Nachmittag gemeinsam. Außerdem entdeckte ich wieder ein eigenständigeres Leben: In der Arbeit habe ich es wirklich genossen, wieder Teresa zu sein und nicht nur Mama. Kleinigkeiten, wie alleine aufs Klo zu gehen, schätzte ich wieder sehr. Andererseits dachte ich schon manchmal: ´Hoffentlich geht es ihnen gut.´ Aber ich lernte, Vertrauen in meine beiden zuhause zu haben.
Hast du als Ärztin familienfreundliche Arbeitsbedingungen erlebt?
Mein Beruf ist gar nicht so familienunfreundlich. Wenn man viele Nachtdienste hat, ist es natürlich anstrengend, aber man hat auch den nächsten Tag frei. Der Berufsalltag unterscheidet sich von Ärztin zu Ärztin sehr; jede Position ist unterschiedlich. Aber bei mir waren sie sehr entgegenkommend: Nach 2 Monaten Vollzeit, durfte ich in Teilzeit wechseln. Das hätte mir der Arbeitgeber noch nicht erlauben müssen, aber er hat es gemacht. Mein Mann und ich wollten schauen, wie es uns geht, wenn wir beide Teilzeit arbeiten. Aber wir bemerkten, dass das sehr stressig war. Man arbeitet ja immer mehr als 20 Stunden und es gab gleich mal viel mehr zu organisieren.
Wie schaffst du im Arbeitsalltag den Übergang von Familie zu Beruf bzw. von Beruf zu Familie? Kannst du schnell umschalten von einer Rolle in die andere?
Das ist eine sehr spezielle Frage. Es gibt schon immer wieder Patienten, die mich innerlich mehr beschäftigen. Im Lauf der Zeit, bin ich draufgekommen, ich bin keine Weltmeisterin im Abgrenzen. Das kann ich nicht, aber ich will es auch nicht. Wenn mich Erlebnisse im Krankenhaus auch zuhause beschäftigen, sage ich mir: „Das darf sein.“ Wichtig ist nur, einen Weg zu finden, wie man das wieder loslässt. Ich atme oft gut durch und mache dann wieder etwas anderes.
Gibt es noch Zeit für dich selbst?
Momentan nicht. Aber im Herbst habe ich einen Mama-Auszeit Yogakurs begonnen und anschließend mit Schwangerschaftsyoga weitergemacht. Es hat mich über zwei Jahre gekostet, mich dazu durchzuringen. Doch ich sehe, dass ich es wert bin, einmal in der Woche einen Abend für mich zu haben. Das ist ein Abend, an dem man nicht an die Alltagsrituale denken muss. Ich finde Rituale wichtig, aber für mich sind die täglichen Aktivitäten zu einer ähnlichen Zeit z.B. Abendessen, Zähne putzen, Pyjama anziehen … auch anstrengend.
Zeit für mich selber bleibt nicht einfach so über. Die muss man sich ein bisschen erkämpfen – egal ob man arbeiten geht oder daheim ist.
Zeit für mich selber bleibt nicht einfach so über. Die muss man sich ein bisschen erkämpfen – egal ob man arbeiten geht oder daheim ist. Das größte Problem stellt man sich dabei aber oft selber, weil schnell ein schlechtes Gewissen kommt. Doch man muss sich auch bewusst sein: Den Kindern geht es immer so gut, wie es der Mama gut geht. Man sieht es oft gegensätzlich, als ob die Kinder leiden würden, dabei ist es ein Zugewinn, etwas für sich alleine zu tun.
Gibt es Tricks zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Es kann nur über längere Zeit gut funktionieren, wenn der Mann auch mithilft. Wenn es die alleinige Aufgabe der Mutter ist, Kinder, Kinderbetreuung, Beruf usw. unter einen Hut zu bringen, geht ihr schnell die Kraft aus.
Man muss auch mutig sein: Auch wenn sich Ideen herausfordernd anhören, sollte man sie ausprobieren.
Daher finde ich es wichtig, auch immer wieder gemeinsam zu reflektieren und Resümee zu ziehen, ob die derzeitigen Lösungen und Aufteilung der Aufgaben passen. Und dann muss man auch mutig sein: Auch wenn sich Ideen herausfordernd anhören, sollte man sie ausprobieren. Wenn die Umsetzung nicht klappt, kann man es wieder ändern. Aber es wäre schade, von Anfang an zu sagen, dass es nicht geht.
Wichtig ist natürlich auch, sowohl dem Kind als auch den Betreuungspersonen zuzugestehen, dass sie es gut schaffen. Du musst dich sicher fühlen, dass es passt.
Gibt es etwas, was du Mamas in Karenz sagen möchtest?
Finde heraus: Welche Mama bist du? Es gibt Mamas, die wirklich gerne Mamas sind und es voll genießen daheim zu sein. Das muss jede für sich selber entscheiden. Bei mir war es so, dass ich sehr gern arbeiten gegangen bin und mich auch wieder darauf freue. Die Zeit jetzt genieße ich trotzdem sehr.