Manchmal brauche ich Zeit für mich allein
Seit ich weiß, dass ich immer wieder Zeit für mich allein brauche, geht es mir besser. Auch wenn die Kinder das nicht verstehen, akzeptieren sie es.
Kinder müssen es nicht verstehen. Sie werden es aber akzeptieren, wenn wir Mamas uns konsequent ab und zu Zeiten für uns allein einplanen. Klar wäre es praktisch und nett und wunderbar, wenn man als Mama ständig rund um die Uhr verfügbar wäre. Solange die Kinder Babys sind, ist das zum Teil auch notwendig. Aber wenn sie größer werden, können sie schon mal ein paar Stunden ohne uns auskommen, auch wenn sie manchmal das Gegenteil behaupten oder Trotzaktionen starten.
„Fürchtest du dich nicht?“
Ich saß vor kurzem mit meinen beiden Jüngsten auf die Couch gekuschelt und wir schauten Fotos an. In den vergangenen Wochen war einiges los. Wir freuten uns beim Betrachten der Bilder nochmal an den verschiedenen Ereignissen. Ein netter Besuch bei Freunden, Saras Erstkommunion, der Muttertag,… viele Fotos, auf denen wir als ganze Familie zu sehen waren. Dazwischen eines, das mich alleine zeigte, auf einem Berggipfel. Gregor stellte fest: „Mama, da bist du ja ganz allein!“ „Ja!“, erwiderte ich. „Manchmal bin ich gern allein.“ „Aber fürchtest du dich da nicht?“, bohrte er nach. „Nein, Gregor. Diesen Berg kenne ich sehr gut. Ich hab keine Angst.“
Wir schauten weiter. Einige Minuten später meinte Sara: „Mama, nächstes Mal können wir ja mit dir auf den Berg kommen.“ Ah, das Thema beschäftigte sie immer noch. „Ja, gerne nehme ich euch wieder einmal mit. Vielleicht machen wir einen Familienausflug. Aber weißt du, manchmal brauch ich auch einfach ein bisschen Zeit für mich. Da bin ich froh, wenn ich mal ein paar Stunden allein unterwegs sein kann, ohne mit jemandem zu reden.“ Sara schaute mich etwas verständnislos an.
„Wird dir da nicht langweilig?“ „Oh, nein. Mir wird allein nicht so schnell fad. Ich denke viel nach und rede auch ein wenig mit Gott.“
Kinder akzeptieren meine Zeit für mich
Mit dieser Erklärung waren sie zufrieden. Verstanden haben sie es sicher nicht, aber akzeptiert. Das ist die Hauptsache. Ich möchte, dass sie wissen, dass ich grundsätzlich gerne mit ihnen zusammen bin. Ich mag meine Familie und unseren Alltag. Allerdings ist es für mich manchmal sehr anstrengend, rund um die Uhr unter Leuten zu sein. Manche Menschen beziehen Energie davon, von anderen Menschen umgeben zu sein. Bei mir ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn ich ständig unter Leuten bin, werde ich „unrund“ und fühle mich ausgelaugt. Anfangs dachte ich, etwas stimmt mit mir nicht. Ich sollte glücklich sein, ständig von meinen Lieben umgeben zu sein. Aber dann habe ich nach und nach verstanden, wie ich ticke und dass das auch ok ist. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Seit ich das Bedürfnis verstanden habe, Dinge allein zu tun, nur für mich, und auch dafür sorge, geht es mir viel besser damit. In den ersten Jahren als Mama, wo die Kinder noch klein waren, gab es nur selten Gelegenheit dazu. Nun wird es organisatorisch etwas leichter, dass ich mich mal für ein paar Stunden ausklinke, um aufzutanken. Danach bin ich viel ausgeglichener und genieße das Zusammensein mit den anderen wieder mehr.
Ich schaue nun nochmal das Foto an, auf dem wir als ganze Familie in Tracht zu sehen sind. Wie nett wir da alle aussehen! Ich freue mich, Teil dieser wunderbaren Familie zu sein. Schnell drucke ich das Foto aus, um es mir über den Schreibtisch zu hängen. Dann klicke ich zurück auf das Foto, das mich am Berg zeigt. Auch dieses Foto ist wichtig für mich. Auch das bin ich. Der Drucker spuckt ein zweites Foto aus. Ich hänge die beiden nebeneinander auf. Maria als Mama und Maria allein. Beides ist wichtig für mich und Teil meines Lebens. Ich danke Gott, dass er mich so vielseitig geschaffen hat und mir immer wieder neu Gelegenheit zur Freude schenkt – allein und mit anderen.