Meine Top 3 (Erziehungs-) Ziele
Erst kürzlich saß ich abends im Wohnzimmer zwischen liegengebliebenen Spielsachen und wurde mir über diverse „Erziehungsbaustellen“ bewusst. Ich hatte das Gefühl, bei unzähligen Punkten „hinterher“ zu hinken.
Warum hatte ich nicht schon alles mit den Kindern weggeräumt? Und wie konnte es sein, dass die beiden vermutlich je 10 Essiggurken, aber maximal 2 Bissen Brot zu Abend gegessen hatten? Die Liste an Inkonsequenz und mütterlichen "Baustellen" war lang.
Ich musste etwas unternehmen! Nur, wo anfangen?
Ganz von vorne, nein! hinten anfangen
Vielleicht kennst du diese Abwärtsspirale, wenn eine kleine negative Sache oder Begebenheit plötzlich 10 andere Ärgernisse ins Gedächtnis ruft und die gesamte Ladung über dich schwappt. Mir passiert das relativ oft.
Mein Mann (der es dann leider auch öfter abbekommt) hat mich einmal darauf aufmerksam gemacht und somit bemerke ich es zumindest meistens, bin aber nicht davor gefeit.
An jenem besagten Abend zeigte sich wieder die äußerst umfangreiche Palette an Dingen, die es zu beackern galt: meine Tochter grüßt nicht so, wie ich das gerne hätte, sie spült auch nur sehr selten nach dem Klogehen runter, nimmt ihrem Bruder die Sachen weg und statt „ja“ oder „okay“ zu sagen, höre ich derzeit hauptsächlich „ich will aber nicht“, während mein 1,5 jähriger wortlos, aber umso imposanter richtige Wutanfälle bekommen kann.
Also gut: ich will etwas verbessern, aber ich sollte mich dabei nicht in Details bzw. Nebenschauplätzen verlieren. Ich muss erstmal klar definieren, wo die Reise hingehen soll.
Was möchte ich denn mit meiner Erziehung erreichen? Was ist eigentlich das Wichtigste?
Meine Top 3 Erziehungsziele
So ganz konkret habe ich es mir noch nicht überlegt, was ich mit meiner Erziehung, mit meiner Zeit mit den Kindern "bewirken" möchte. Also versuche ich, einen Blick von "außen" einzunehmen. In diese „Metaebene“ zu kommen, ist nicht einfach.
Also setze ich mich hin und überlege. Schwarz auf Weiß und zu Papier gebracht, definiere ich die 3 folgenden Hauptziele, die ich meinen Kindern auf jeden Fall mitgeben möchte und ihnen am meisten wünsche:
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#1: Innige Beziehung mit Gott - Glaube als Lebenssinn und -basis
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#2: Selbstliebe und Authentizität also „so sein, wie sie gedacht sind“ – dazu gehören Mut & Selbstbewusstsein
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#3: Liebende und hingebungsvolle Menschen - echte Beziehungen leben
Das hilft mir nun, auch meine Hauptaufgaben klarer abzustecken.
Wo muss ich wirklich mehr Herzblut und Energie reinstecken und worüber kann ich hinwegsehen?
Hier habe ich euch ein paar Anregungen zu den Punkten zusammengestellt:
Ad #1: Beziehung mit Gott
- Gott zum Mittelpunkt machen, indem wir „Danke Jesus“ sagen, wenn wir uns freuen
- da, wo wir aneinander geraten, den Heiligen Geist lautstark einladen
- wenn die Kinder mitbekommen, dass es jemandem nicht gut geht, für diese Person beten
- am Morgen den Tag Gott gemeinsam anvertrauen
- oft gemeinsam beten und singen
- sich mit anderen Mamis und Familien an Gott wenden, in die Messe gehen
- Bücher und Bilder nutzen, die von Gott erzählen
- nicht müde werden zu sagen, wie sehr Gott das Kind liebt
- „Rede und Antwort stehen“ (falls keine gute Antwort parat ist, sich erstmal selber mit Themen beschäftigen und dem Kind etwas später, aber dann überlegt, antworten)
Einfach positive Momente und Möglichkeit für Gottesbegegnungen schaffen: Ich selbst hatte mein erstes, ganz konkretes Erlebnis mit Gott in der Volksschule, einfach so beim Vater-Unser Gebet in der Sonntagsmesse. Damals wusste ich nicht, wie mir geschieht, aber ich weiß noch, wie absolut überwältigt ich war von der Liebe, Geborgenheit und Freude, die mich auf einmal überkamen.
Ad #2: Selbstliebe und Authentizität
- "Du und ich - wir beide sind wertvoll!" - Wertschätzung für das Kind und sich selbst zeigen und das Kind ermutigen, sich selbst „wahrzunehmen“ und Bedürfnisse zu spüren
- Fehler zulassen, mehr auf das Bemühen als auf das "Ergebnis" schauen
- Freiräume schenken, damit das Kind selbst entscheiden darf und herausfindet, was es wirklich gerne tut
- dem Kind bewusst vertrauen und Dinge zutrauen, ausprobieren lassen ohne ständig „Achtung“ und „Vorsicht“ zu schreien
- vorleben, sich selbst treu zu sein, auch wenn es andere Erwartungshaltungen gibt
- sich gemeinsam mit dem Kind unter Gottes Blick und nicht unter den Blick der anderen stellen
- die eigenen Vorstellungen und Erwartungen hinterfragen, in die ich mein Kind vielleicht unabsichtlich hineinzwänge
Ad #3: Liebende und hingebungsvolle Menschen werden
- Werte hochhalten: die Wahrheit sagen und diese auch einfordern (selbst wenn das Kind etwas Schlimmes gesteht – erstmal loben, dass es wahrhaftig war, bevor über das Fehlverhalten gesprochen werden kann)
- sich die schönen Dinge zuzusagen - das, was man aneinander gerne hat
- die Kinder ermutigen, ihre Freude über andere auszudrücken und auch darüber zu sprechen, was sie nicht gerne haben
- die Kinder ermutigen, sich zurückzunehmen, ihnen auch Frustration zutrauen, wenn es das gewünschte Stück Kuchen nicht sofort bekommt
- Aufmerksamkeit gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen - wie können wir helfen oder jemandem etwas Gutes tun?
Was daraus folgt
Im Anbetracht dieser meiner drei Top Ziele, verlieren viele andere ihren Stellenwert: Aufräumen, gutes und nahrhaftes Essen oder überhaupt die Gesundheit. Diese sind bestimmt alle wichtig, aber kommen eben, wenn ich es genauer betrachte, weiter hinten auf meiner Prioritätenliste.
Das Thema Essen ist im Familienalltag zwar ständig präsent, aber nicht unter den Top 3. Hier mache ich mir definitiv zu viel Stress und könnte die investierte Energie direkter für meine Hauptziele nutzen.
Klar, aufgeräumte Wohnzimmer und gesunde Kinder haben wir alle am liebsten. Hier können wir aber viel gelassener werden und das Chaos bewusst ein bisschen mehr übersehen.
Wenn wir das nächste Mal kranke Kinder zu Hause haben, können wir sie spüren lassen, dass die Krankheit ihnen gerade dabei helfen kann, ihre Grenzen und Schwächen zu spüren. Das gelingt leichter mit einer Extraportion Liebe und Fürsorge ;-)
Fazit
Meine 3 Top-Erziehungsziele ließen sich noch um viele Ideen erweitern. Aber das allerwichtigste, so ist mir in meinen Überlegungen klar geworden, ist das VORLEBEN! Vieles kann man verbessen - ich fange am besten bei mir an!
Eine Sache berührt mich bei alldem am meisten: Das, was ich mir als meine Top3 Prioritäten herausgefunden habe, finde ich 1 zu 1 in der Bibel wieder. Nicht nur als Erziehungs- sondern als Lebensziel für meine Kinder, für mich, ja für alle Menschen:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ (Matthäus 22,36)