Mit kleinen Kindern in die Kirche: 5 Tricks

Mit kleinen Kindern in der Kirche, das ist oft kein einfaches Unterfangen. Tricks, um Eltern, Kindern und anderen Gottesdienstbesuchern die Lust am gemeinsamen Feiern zu erhalten.

Wenn das der liebe Gott sieht – Kirchenchaos pur! Die einen stärken sich an der Heiligen Kommunion, während sich die anderen Maisbällchen auf der Zunge zergehen lassen, eine rheumatische Kniebeuge trifft auf kindlichen Bewegungsdrang und salbungsvolle Worte aus des Priesters Mund werden von einem trotzigen Schreianfall begleitet. Herein, herein! Es ist wieder einmal Sonntag!

Aber wer und was gehört in den Gottesdienst? Und was ist unangebracht? Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Nicht jeden Sonntag und an allen Orten feiern wir Krabbelgottesdienst und können zeigen, dass wir zippel-zappel-fröhlich sind.

Alltag in der Kirche

Ganz im Gegenteil! Die Mehrzahl der treuen Messbesucher ist dem Krabbelalter bereits entwachsen und da verteidigt schon einmal eine Stammplatzbesetzerin ihr Recht auf Ruhe und Besinnung mit vorwurfsvollen Blicken in Richtung der Eltern.

Was das Miteinander der Generationen angeht, ist es nur allzu menschlich, dass es in der Heiligen Messe nicht heiliger zugeht als draußen auf der Straße.

Konfliktpotential ist vorhanden, wenn auch beschränkt auf eine Stunde.

Kinder annehmen, Erwachsene respektieren

Es gibt jedoch einige Tricks, wie wir im Kirchenalltag gut miteinander auskommen können. Das Mitfeiern der Heiligen Messe ist möglich, selbst wenn es in so mancher Kirche gar nichts gibt, was darauf hindeutet, dass hier jemals schon an Kinder gedacht wurde.

Trick #1: Leise Spielsachen

Nimm Spielzeug mit, das keinen Lärm macht – keine Glöckchen, Rasseln, Quietschtiere und nicht das Buch mit der begehrten Knisterseite. Auch kein Holz- oder Plastikspielzeug, denn das scheppert, wenn es auf den Boden fällt. Selbst der Schlüsselbund wird zum Reizthema, wenn er zum hundertsten Mal auf den Marmor klirrt. Eine Stunde lang halten es die Kleinen locker mit „leisen“ Spielsachen aus: Stofftiere, Gummigreiflinge, die Kuschelwindel höchstpersönlich und notfalls darf auch eine Taschentuchpackung abgelutscht werden. Das jedoch besser erst gegen Ende der Messe, denn wehe, man muss dem Schleckermäulchen die durchnässte Packung wieder abnehmen – Schreianfall vorprogrammiert!

Trick #2: Fingerfood

Halbvormittags ist Jausenzeit, und ein kleines Häppchen hilft manchmal auch über eine kleine Frustration hinweg. Was spricht gegen handliche Maisbällchen und Kleinkinder-Fingerfood? –  Nichts! Kleingeschnittenes hat sich dabei bewährt, denn so hält sich die knusprig-feuchte Bröselspur quer über die Kirchenbank in Grenzen.

Geruchsneutrales geht vor, denn es mag nicht jeden in Verzückung versetzen, wenn sich Weihrauchduft mit dem von Banane mischt und von hinten her ein Hauch Wurstbrot nach vorne zieht.

Irgendwann kommt schließlich jedes Kind in das Alter, in dem es eine Stunde ohne Essen durchhalten kann. Mutti muss dann ihren Fünfjährigen im Gottesdienst nicht mehr mit zisch-frischem Fanta und Laugenbrezerl bei Laune halten (schon erlebt!).

Trick #3: Bücher als Selbstlektüre

Gib deinen Kindern die Chance, Stille zu erfahren. Fang erst gar nicht damit an, die Messe zu einer Vorlesestunde im Flüsterton werden zu lassen und schwafle ihnen nicht die Ohren voll, um sie vom Reden oder Raunzen abzuhalten. Bücher sind willkommen, in dieser einen Stunde aber eher als Selbstlektüre zu verstehen. Eine Tasche mit Pixi-Büchern birgt immer etwas Spannendes. Kinder verstehen irgendwann, dass es im Leben eine Zeit zum Vorlesen und eine Zeit zum Selberschauen gibt.

Die eine oder andere philosophische oder gaaanz wichtige Frage beantworte leise und in aller Kürze, schließlich hast du an der Kirchentür kein Schweigegelübde abgelegt, bist aber auch nicht auf ein Plauderstündchen eingekehrt.

Trick #4: Kirche nicht zum Turnsaal machen

Lass die Kinder in der Kirche gehen, aber nicht laufen. Sie ist kein Turnsaal, so wie das Küchenkastl kein Klettergerüst ist und das Klo kein Waschbecken. Zwar sind unsere Kleinen von all dem grundsätzlich fest überzeugt, doch dürfen wir ihnen die Augen für die Realität öffnen.

Ein Erkundungsgang führt am besten in die Seitenaltäre oder bis in die hinteren Drittel des Mittelganges, aber nicht viel weiter. Die Verlockung jeglicher Stufen, auch der des Altares ist groß. Allerdings stellt Papas Po, wenn er seinen kleinen Streuner wieder herunterholt, für die Mehrheit der Messbesucher nicht das ideale Zentrum ihrer Anbetung dar.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein kleiner Pfarrerfan, der still und staunend am Fuß der Altarstiegen kniet. Das Mädchen, das in seine Welt versunken bis ganz nach vor nur auf die weißen und nicht auf die schwarzen Bodenfliesen tritt oder der kleine Bruder, der sich fasziniert in die Schar der Ministranten begibt, um ehrfürchtig dabeizustehen. Szenen wie diese erwärmen viele Herzen und steigern das Wohlbefinden.

Trick #5: Sitzplatz strategisch wählen

Wenn dein Kind einen Schrei-, Lach- oder Redeanfall bekommt, geht kurz nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Kinderlärm ist nichts Schlechtes und gehört dazu! Bedenke aber, dass du dich in einer besonderen Situation befindest, die dir besondere Fähigkeiten verleiht. Kleinkindeltern alleine ist es nämlich vorbehalten, neben schreienden Kindern noch etwas zu hören, zu reden oder sich konzentrieren zu können. Der Rest der Welt  kann das nicht – egal wie viele Kinder die Leute hatten. Achte darauf, dass du strategisch optimale Sitzplätze wählst, die dir das Rausgehen ohne viel Umstände ermöglichen, sprich Randlage oder fußfrei. Du musst nicht flüchten, nicht rennen – bitte nur kein Stress und stolpere nicht über deine eigenen Erwartungen!

Suche messwürdigen Schrittes einen Ort, an dem sich dein Kind ein wenig ausheulen kann.

Ihr versäumt nichts von der Messe, denn Gott sagt nicht bei der Kirchtür leise „Servus“. So, wie ich ihn kenne, geht er mit euch auf eine kleine Auszeit. 

 

Schlimmer geht immer

Alle Tricks angewandt, doch plötzlich war sie da: Die Phase, in der nichts mehr half! Unser Jüngster schlitterte gerade im Gottesdienst von einem Malheur ins Nächste und ließ keine Peinlichkeit aus: Das Singen falscher Lieder (Selbstkomponiertes zum Thema „Gacki“) zum falschen Zeitpunkt in falscher Lautstärke, permanente Besteigungsversuche der Altarstufen und konsequentes Hämmern auf Bänke und barocke Kostbarkeiten aller Art. Saß er auf dem Schoß, wollte er „leine“ sitzen, saß er alleine, musste er dringend wieder auf den Schoß – oder gar aufs Klo, obwohl er Windeln trug. So ging es gefühlte siebenhundert Mal pro Messe. Immer fiel ihm etwas Neues ein. Ich verbrachte mehr Zeit vor der Kirche als drinnen, sah mich öfter im brodelnden Schlot eines Vulkans als hinaufziehend auf den Berg unseres Herrn. Mein Messbesuch entwickelte sich zum reinsten Schimpfmarathon und bei Worten wie „Sonntagsruhe“ oder „Kraftquelle“ stieg ich vollends aus. Unser kleiner Messe-Crasher hat damals wohl gedacht, Kirche ist, wenn die Eltern extrem schlecht drauf sind und verstand Gott und die Welt nicht mehr.

Trick #17: Für den Notfall

Unsere Lösung: Wir haben uns aufgeteilt. Einer ging in die Frühmesse, der andere mit den kirchentauglichen Kindern in den Zehn-Uhr-Gottesdienst. Der kleine Störenfried durfte zu Hause ohne Vorwürfe ein paar Wochen reifen und zur Besinnung kommen. Vielleicht war es auch ein halbes Jahr. Jedenfalls hat alles bestens funktioniert, als wir wieder gemeinsam einmarschierten.

Fazit: Es gehören immer zwei dazu – wie so oft im Leben

Eltern sind eingeladen über die eigene Kirchbank und den Rand der Wickeltasche hinauszuschauen und außer ihren Kindern auch andere Menschen wahrzunehmen. Allen anderen, egal welchen Alters, sei Offenheit ins Stammbuch geschrieben. Kinder gehören in die Kirche, sie dürfen ein bisschen stören und das Alteingesessene ein wenig herausfordern.

Willkommenskultur hat nämlich genau hier von klein auf ihren Platz!

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Ein Artikel von

Portraitfoto Birgit Linhart

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