Nachhaltig leben als Familie – Finanzielle Unabhängigkeit
Was hat Geld mit Nachhaltigkeit zu tun? Nun, zum einen geht es darum, wofür wir unser Geld verwenden. Und zum anderen finden wir den Gedanken wichtig, nicht nur für Geld zu arbeiten und zu leben.
Viele Gedanken haben wir uns vor unseren Kindern nicht über unsere Finanzen gemacht. Oder noch genauer: bevor wir unser Haus gekauft haben und dann bald Kinder bekommen haben. Bald wurde uns aber klar, dass wir einen Plan brauchen, wo unser Geld hinfließt und auch eine gewisse Sicherheit, falls etwas passiert.
Finanziell abhängig oder frei?
Es hat uns damals beim Hauskauf sehr erstaunt, wie viel Kredit wir bewilligt bekommen hätten. Als Kindergartenpädagogen verdienen wir ja nicht überdurchschnittlich viel, aber die Summe wäre fast das Doppelte von unserer Vorstellung gewesen!
Ich glaube – jetzt im Nachhinein – wir haben damals sehr gut gespürt, dass die hohe Summe uns in eine große Abhängigkeit gebracht hätte. Als wir kurz darauf unser erstes Kind erwarteten und in aller Freiheit überlegen konnten, wie lange wir Zuhause bleiben wollten im Gegensatz zu „wie lange können wir es uns leisten“ und wie viel wir beide anschließend arbeiten wollten, wussten wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten.
Dave Ramsey und die Babyschritte
Erst etwas später wurde uns klar, dass wir unbewusst den „7 Babysteps“ von Dave Ramsey, einem christlichen und vor allem in Amerika sehr bekannten Finanzcoach („Financial Peace University“) gefolgt waren. Ähnliche Bewegungen gibt es aber auch in Europa, da heißt es dann z.B. Frugalisten.
Der erste Schritt ist immer ein ehrlicher Blick auf seine Finanzen und ein möglichst genaues Budget: welche fixen Einnahmen und Ausgaben haben wir? Wo ist Sparpotential da, was müssen wir bewusst ansparen (zB Winterreifen, Schulschikurs, das nächste Auto)?
Dave Ramsey hat den Weg in die finanzielle Freiheit („FIRE – Financially Independent / Retire Early“) dann in folgende Schritte unterteilt:
- Einen „Polster“ von etwa 1000 € ansparen, wobei uns das zu wenig ist – wir hatten von Anfang an die Kosten für etwa drei Monate zur Seite gelegt.
- Schulden (außer Haus) abbezahlen, d.h. alle Kreditkarten, Auto-Kredit, Ausbildungkosten etc. und zwar mit Hilfe des „Schneeballs“. Hier werden die Schulden entweder von niedrigster zu höchster Summe oder von niedrigstem zu höchstem Zinssatz abbezahlt, indem alles Geld, das nicht für die Fixkosten und Lebenserhaltungskosten (Lebensmittel, Treibstoff oder Fahrtkosten..) benötigt wird, zum Abbezahlen der Schulden verwendet wird.
- Rücklage in Höhe von 3-6 Monatsfixkosten (Miete/Kredit, Strom, Wasser, Versicherungen…) ansparen. Unser persönlicher Tipp: dieses Geld wird am besten so angelegt, dass es nicht einfach jederzeit verfügbar ist, sondern wirklich nur im Notfall!
- 15 % des Einkommens in Pensionsvorsorge investieren – das ist ein eher amerikanischer Ansatz, weil das Pensionssystem dort anders funktioniert als bei uns. Dennoch haben wir auch eine private Pensionsvorsorge abgeschlossen.
- Für die Ausbildungskosten der Kinder sparen. Gut, das ist ein Bereich, der zumindest in Österreich derzeit kein großer Kostenfaktor ist, vor allem im Vergleich zu Amerika, wo Uniausbildungen oft im fünf- bis sechsstelligen Bereich kosten!
- Das Heim/Haus (Eigentum) früher abbezahlen. Auch hier wieder ein persönlicher Hinweis: es zahlt sich definitiv aus, einen Hauskredit nachzuverhandeln oder eventuell sogar umzuschulden! Meistens ist ein besserer Zinssatz möglich.
- Vermögen aufbauen und großzügig geben.
Wir sind jetzt bei Punkt 6 angelangt und das durch viel Disziplin, ein Cent-genaues Budget und das genaue Abwägen, auf was wir (nicht) verzichten wollen und können. Trotzdem hatten wir niemals das Gefühl, dass es uns an etwas fehlt! Ganz im Gegenteil, unser Blickwinkel hat sich geändert und wir genießen viele Kleinigkeiten ganz bewusst und fahren auch einmal auf Urlaub, aber eben nicht ins Vier-Stern-Family-Hotel, sondern in eine Ferienwohnung am Bauernhof.
Finanziell unabhängig werden – warum?
Das Ziel ist eigentlich, möglichst jung so finanziell unabhängig zu werden, dass man nicht mehr für Geld arbeiten „muss“. Viele Menschen, die FIRE erreicht haben, arbeiten dennoch, aber oft nicht mehr Vollzeit, sondern selbstständig oder in Jobs, die sie wirklich erfüllen. Manche haben das Ziel, mit ihrem Vermögen anderen zu helfen und z.B. Stipendien zu vergeben.
Es hat mich verblüfft, wie groß die „debtfreecommunity“ oder FIRE z.B. auf Instagram ist! Da sind etliche Leute zwischen 30 und 40 – also in unserem Alter – dabei, die bereits „fertig“ sind oder am besten Weg dorthin. Das widerspricht allerdings der gängigen Meinung, dass man möglichst früh möglichst viel erleben sollte – und funktioniert nur, wenn man wirklich voll dahinter steht!
Und was hat Geld mit Nachhaltigkeit zu tun?
Um aber auf das Thema Nachhaltigkeit zurück zu kommen, eine Frage hat uns beschäftigt: wofür leben wir eigentlich? Ist es die Jagd nach immer mehr materiellem Besitz, beruflichem Erfolg oder Konsum? Ist es die Suche nach Abenteuern, exotischen Reisen oder nach der Möglichkeit, etwas nachhaltig zu bewirken? Was tun wir mit unserem Geld, wofür geben wir es aus?
Für uns ist es eine Mischung:
- wir möchten Zeit, statt Geld in unsere Familie investieren und deshalb weniger arbeiten, vor allem solange unsere Kinder uns noch brauchen
- wir möchten Zeit und auch Geld haben für unsere Herzensanliegen wie die Kirche, die NER und Ehe-Themen
- wir möchten unser Möglichstes tun, um naturverbunden, umweltbewusst und im Schöpfungsgedanken Gottes zu leben, das heißt wir geben für umweltfreundliches Leben und Einkaufen auch einmal mehr Geld aus und wählen sehr bewusst Produkte aus, die möglichst nachhaltig, umweltfreundlich und fair hergestellt wurden. Das ist oft teurer, aber wir planen solche Einkäufe teilweise lange im Vorhinein und sparen so lange, bis wir das Geld haben.
Wir haben als Familie auch gemerkt, dass unsere Einstellung automatisch auf unsere Kinder übergegangen ist. Es freut uns sehr, dass Gespräche über saisonales Obst, die Herstellung von Kleidung, Second-Hand-Käufe, das Sparen und Warten ganz normal geworden sind. Umgekehrt schätzen unsere Kinder und wir bestimmte Gelegenheiten und besondere Anschaffungen, die mehr kosten umso mehr, weil sie eben nicht alltäglich sind.