O du Fröhliche: Wie du einen erfüllten und entspannten Advent erlebst

Alle Jahre wieder: Stress pur, Hektik, Streitigkeiten, zu viel zu tun und zu wenig Zeit dafür. Und wann, wenn nicht im Dezember, wollen dich all deine Freunde, Bekannten und Familienmitglieder sehen? Es gibt tatsächlich wenige Menschen, welche die vorweihnachtliche Zeit entspannt erleben. Möchtest du dazu gehören?

Eine entspannte Adventzeit resultiert aus einer guten Vorplanung. Es ist eine bewusste Entscheidung. Am besten startest du noch heute mit dem ersten Schritt:

1. Herzenswünsche verbalisieren

Nimm einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe – ohne vorher viel darüber nachzudenken – was du an der Weihnachtszeit liebst. Basteln? Backen? Punsch trinken? Oder sogar kochen? Schlenderst du gerne durch Weihnachtsmärkte, oder bist du lieber in der Natur? Eislaufen? Haus schmücken?

Schreibe alles auf, was dir gut tut und Freude bereitet. Denke nicht daran, was du tun solltest, oder was von dir erwartet wird. Wenn du am liebsten im Bett liegen möchtest, dann schreibe es auf!

Danach sind Menschen um dich herum dran: Bist du gerne allein oder magst du die Zeit mit deiner Verwandtschaft? Findest du es toll, nach langer Zeit gute Bekannte oder Freunde zu treffen? Oder möchtest du lieber deine beste Freundin, die du auch sonst regelmäßig siehst, ganz oft sehen? Gibt es Menschen, die dir Energie rauben? Schreibe auf, wer dir gut tut und wer nicht.

2. Notwendigkeiten erkennen

Nun ist die zweite Liste an der Reihe: Was gehört für dich auf jeden Fall zu Weihnachten? Kannst du dir diese Zeit ohne selbstgebackene Kekse und schönen Weihnachtsbaum gar nicht vorstellen? Oder können es auch gekaufte Kekse sein und ein kleines Bäumchen – fertig geschmückt - aus einem Supermarkt? Fühlst du dich nur dann wohl, wenn alle Fenster geputzt sind und dein Zuhause glänzt, oder reicht dir schon ein gesaugter Boden und ein gut riechendes Badezimmer?

Schreibe auf, was du brauchst, damit du innerlich ausgeglichen bist. Achte aber darauf, dass du ausblendest, was dir zu Hause beigebracht wurde, oder was du tun solltest, weil es „sich so gehört“.

Bei dieser Liste zählt nur dein inneres Gefühl. Nicht die Erwartungen von Außen.

3. Tut-gut-Liste erstellen

Nun kehrst du zu deiner Liste aus dem ersten Punkt zurück und schreibst auf, was von deinen Wünschen du ganz einfach erfüllen kannst und wie oft du deinen Lieblingstätigkeiten nachgehen möchtest. Das kann so aussehen:

  • Basteln mit Kindern – gestrichen, oder ich lade Tante Tanja zum Basteln ein, weil sie es liebt.
  • Punschen mit bester Freundin – jeden Freitag
  • Weihnachtslieder singen – Jeden Adventsonntag mit der Familie (abwechselnd alle einladen)
  • Last Christmas in Dauerschleife – immer, wenn ich alleine bin
  • Kekse backen – gestrichen. Kinder können mit der Oma backen. Somit habe ich sogar einen freien Nachmittag gewonnen.
  • Kekse aus Fertigteig ausstechen – lustige Formen bestellen. So wird es noch mehr Spaß machen.
  • Fertige Kekse verzieren – weil ich es mag.
  • Spaziergang durch die Innenstadt, um die Weihnachtsbeleuchtung zu bewundern – einmal die Woche, abwechselnd mit meiner Freundin, mit meinem Partner und mit meinen Kindern.

 

Die Liste kann aber auch ganz anders aussehen. Du kannst jede freie Minute für dich vorplanen. Mit Lesen, Badewanne, Meditieren… Damit du genug Zeit dafür findest, plane Aktivitäten für deine Kinder, die du nicht gerne machst, bei anderen Familienmitgliedern oder Freunden ein. Dafür kannst du etwas anbieten, was du gerne tust. Zum Beispiel einen Filmabend für alle, die Weihnachtsfilme lieben. Wenig Aufwand für dich und dennoch kannst auch du etwas für deine Mitmenschen tun, damit das Nehmen und Geben nicht aus der Balance gerät.

Die „Tut-gut-Liste“ betrifft allerdings auch Menschen um dich herum. Damit wird es ein wenig komplizierter und vielleicht auch emotionaler. Aber es ist wichtig, sich dieser Liste zu stellen. Denn du musst nicht Tante Traude jedes Jahr zu euch einladen, nur damit sie wieder einmal sagt, wie schlecht du kochen kannst, wie unerzogen deine Kinder sind und wie unordentlich dein Zuhause aussieht.

Wenn dich Tante Traude wahnsinnig macht, kannst du entweder ganz radikal keine Zeit haben, oder dich zu ihr einladen. Alleine, kurz nach der Arbeit unter der Woche, denn „heuer bist du zwar furchtbar verplant, aber du willst sie ja trotzdem sehen“.

Schau ganz genau auf dein inneres Gefühl.

Wenn du bestimmte Personen gar nicht sehen möchtest, dann ziehe es durch. Du schuldest niemandem etwas!

Es wird uns eingeredet, dass wir Weihnachten als Familie feiern müssen, aber wenn jede Familienfeier mit einem Streit endet, ist damit auch keinem geholfen. Vielleicht werden dir alle heimlich dankbar sein, wenn du Traditionen brichst, oder änderst: du kannst ein Weihnachtskonzert mit allen besuchen. Das wäre doch etwas! Beim Konzert spricht man ja nicht. Und wo nicht gesprochen wird, dort wird auch nicht gestritten.

Setze dich mit deiner Liste also ganz bewusst auseinander. Frage dich, welche Menschen dir gut tun und was du dir tief in deinem Inneren wünschst. Überlege, welche Alternativen machbar sind, wenn du den Kontakt nicht ganz meiden kannst und dann nimm all deinen Mut zusammen und ändere etwas! Und pass auf deine Füße auf – wenn dir der dicke Brocken vom Herzen fällt… ;-)

4. Prioritäten setzen

Nun ist die zweite Liste dran. Was MUSS vor Weihnachten erledigt sein. Und nein – fünf Sorten selbstgebackener Kekse gehören nicht dazu! Schauen wir uns eine mögliche Liste an:

  • Weihnachtsbaum – liebe ich, wird immer mit ganz viel Begeisterung ausgesucht und geschmückt.
  • Weihnachtsdekoration – ähnlich wie beim Baum.
  • Backen – gestrichen. Alles wird gekauft.
  • Kochen – gerne, aber das Menü wird nun auf einfache Speisen reduziert und vorgekocht. Oder vielleicht sogar fertig gekauft.
  • Putzen – Staubsaugerroboter und Staub wischen. Mehr brauche ich nicht.
  • Geschenke – werden überwiegend bestellt. Bereits im November.
  • Spenden an Bedürftige – Geldüberweisung statt aufwendigen Sammelns in der Nachbarschaft.
  • Weihnachtskarten verschicken – gekauft statt selbstgebastelt.

 

Du kannst für dich entscheiden, ob dein Haus mit 15 Lichterketten geschmückt sein muss, oder ob du es heuer einfach mal sein lässt. Findet deine Familie Weihnachtsbeleuchtung und Dekoration toll, aber dich stresst das? Dann überlasse diese Aufgabe deiner Familie! Wenn sie es selbst machen, werden sie es vielleicht gar nicht so toll finden und freiwillig darauf verzichten.

Auch selbstgemachte Kerzen und Seifen unter dem Weihnachtsbaum sind kein Muss. Schreibe dir eine Liste an Geschenken und wenn es möglich ist, bestelle alles online. Im Internet findest du oft sogar spannendere Geschenke, als in überfüllten Einkaufzentren. So haben wir meinen Schwiegereltern einmal eine Ziege geschenkt. Keine echte. Es war eine Spende von der Caritas an eine bedürftige Familie in Afrika. Meine Schwiegereltern erhielten lediglich ein Zertifikat. Wir fanden es toll und es war endlich ein Geschenk mit mehr Sinn und Tiefe, als das zwanzigste Parfüm und Gutscheine für die Therme…  Also ran an die Tasten, suchen und staunen!

Abschied von Perfektionismus

Die Vorweihnachtszeit soll kein Wettrennen werden. Es ist egal, wer besser backen, kochen oder schmücken kann. Es ist egal, was von dir erwartet wird.

Wir haben letztes Jahr die Hälfte der Traditionen über Bord geworfen. Weil wir es können und weil sie uns keine Freude bereitet haben.

Ich backe nicht gerne.

Ich habe es versucht, aber ich kann es nicht, mag es nicht und esse es auch nicht. Somit habe ich es gestrichen. Mein Mann kauft immer Fertigteig, weil er gerne mit Kindern kleine Renntiere daraus aussticht. Ich koche lieber Punsch und schaue denen zu. Oder ich lese nebenbei ein Buch. Weihnachtslieder in Dauerschleife gibt es bei mir immer. Es wird gesungen, getanzt und Musikinstrumente gespielt – solange es uns Spaß macht. Es herrscht Chaos, es ist nicht ordentlicher als sonst. Dafür leuchtet alles – Kerzen, Beleuchtung innen und außen. Weil ich es liebe und kaum erwarten kann, bis ich endlich alle Lichterketten auspacken darf.

Ich bin ein großer Adventsfan.

Vielleicht auch weil ich mir diese Zeit so gestalte, wie es mir gefällt. Mit viel Ruhe, wenig Einkaufsstress, Menschen die ich lieb habe und mit vielen Aktivitäten, die mir Freude bereiten. Weit weg von Erwartungen, Perfektionismus und dem „du-musst“-Denken. Trau dich und versuche es auch! Es lohnt sich etwas zu verändern. Auch wenn es schon seit Jahren so lief…  

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