Pensionssplitting: Wichtiger Beitrag gegen Frauenarmut im Alter

Wenn wir uns vor dem Altar ein Versprechen geben, gehen wir alle davon aus, dass wir in der Pension mit unseren Partner*innen Hand in Hand, voll faltig aber glücklich, der Sonne entgegen spazieren. Doch das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert.

Nicht nur, dass viele Beziehungen scheitern, sondern es gibt auch Schicksalsschläge, die uns unerwartet allein dastehen lassen. Zu einem plötzlichen Verlust kommen gerade bei Frauen oft auch existenzielle Ängste: denn Frauen werden grundsätzlich schlechter entlohnt als Männer.

Außerdem sind Frauen, die Mütter geworden sind, noch mehr benachteiligt.

Dass frau mit der Karenz schon einiges an Geld verliert, ist nicht überraschend. Doch auch Langzeitbeobachtungen zeigen, dass Frauen in Österreich sogar 10 Jahre nach der Geburt im Durchschnitt 51% weniger verdienen,[1] als 1 Jahr vor der Geburt! Einundfünfzig Prozent!!!

Der größte Teil der Einbußen entsteht aus dem Grund, dass die meisten Mütter nach der Karenz Teilzeit arbeiten gehen. Dies geschieht nicht nur, weil es in vielen Familien noch immer so verankert ist, dass Kinder Frauensache sind. Oft ist auch der Arbeitgeber des Mannes nicht zuvorkommend, wenn es um die Karenz oder Kürzung der Arbeitszeit geht und in vielen Familien ist noch immer der Mann der Hauptverdiener. Somit stellt sich kaum die Frage, wer die Care-Arbeit übernimmt und dafür im Beruf kürzertreten muss.

In vielen Familien würden Frauen sehr gerne wieder Vollzeit arbeiten, doch auch die Fremdbetreuung ist in den meisten Bundesländern nicht darauf ausgerichtet. Somit sind viele Frauen gezwungen weniger zu arbeiten. Und natürlich gibt es auch Mamas, die aus tiefster Überzeugung weniger, bis gar nicht arbeiten wollen und ihre Erfüllung in der Kindererziehung gefunden haben.

Alles noch irgendwie machbar, solange die Familie intakt bleibt.

Doch was, wenn die Beziehung auseinander geht, oder wenn der Hauptverdiener ausfällt? Was passiert auf lange Sicht mit einer Frau, die kaum in die Pensionskassa eingezahlt hat? Sie landet in der Altersarmut. Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist es wenig überraschend, dass doppelt so viele Frauen als Männer davon betroffen sind.[2]

Doch was ist die Lösung? Keine Kinder? Wohl kaum!

 


[1] Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000096990974/gehaltseinbussen-fuer-muetter-in-oesterreich-besonders-stark (Stand 10.05.2024)

[2] Quelle: https://www.diakonie.at/unsere-themen/armut-und-soziale-krisen/altersarmut-zahlen-fakten-forderungen (Stand 10.05.2024)

Kleiner Schritt – große Erleichterung

Um Frauen ein wenig Erleichterung und Sicherheit für die Pension zu gewährleisten, wurde ein sogenanntes Pensionssplitting erfunden. Doch was ist das? Ganz einfach erklärt: „Seit 2005 können Eltern für die Jahre der Kindererziehung ihre Pensionsgutschrift vom Pensionskonto teilen.“ (Arbeiterkammer)

Und wie funktioniert das?

Ein Elternteil kann Teilgutschriften vom Kalenderjahr der Geburt bis zum Kalenderjahr, in dem das Kind 7 Jahr alt wird, dem Elternteil übertragen, der überwiegend die Kinderbetreuung übernimmt. Dieser Elternteil erhält also eine Gutschrift im Pensionskonto.

Es heißt also, dass der Partner, der weiterhin Vollzeit arbeiten geht, einen Teil seiner Pensionsgutschrift der Care-Arbeit übernehmender Partnerin schenkt. Wenn mehrere Kinder geboren wurden, sind Übertragungen für maximal 14 Kalenderjahre möglich. In jedem Kalenderjahr können höchstens 50 Prozent der erworbenen Teilpensionsgutschrift übertragen werden.[3]

Pensionssplitting – warum eigentlich?

Wenn hier kritische Stimmen laut werden und manche sich fragen, warum sie ihr Geld der Partnerin schenken sollten, frage ich immer zurück: Was sind dir deine Kinder und ihr Leben wert? Ist es nicht eine unbezahlbare Aufgabe, die da deine Partnerin übernommen hat? Ist es nicht eine besondere Aufgabe – angefangen mit der Schwangerschaft, bei der ein neues Leben im Körper deiner Partnerin entstanden ist, bis hin zu den schlaflosen Nächten und vielen Jahren, wo sie Tag für Tag für das Wohl auch deiner Kinder gesorgt hat?

Die Care-Arbeit wird noch immer sehr unterschätzt und als selbstverständlich gesehen.

Ddoch gerade hier gehen viele an ihre Grenzen und opfern sich selbst auf. Aus reiner Liebe, aber auch aus Mangel an Alternativen. Deshalb ist es tatsächlich nur ein kleines Dankeschön dafür zu sorgen, dass die Mutter meiner Kinder nicht im Alter in Armut leben muss.

Hier möchte ich noch anmerken, dass ich hier sehr einseitig die Situation beschrieben habe. Ja, es gibt auch viele Väter, zum Glück immer mehr, die sich engagiert um ihre Kinder kümmern, viel Zeit investieren und ihre Partnerinnen entlasten.

Aber die Zahlen sagen nun mal, dass Frauen weniger verdienen und mehr von der Armut betroffen sind, deshalb wurde hier die Situation so einseitig geschildert. Sollte in einer Familie der Alltag ganz umgekehrt sein, wäre es natürlich angebracht, dass die Frau ihren Partner ebenfalls mit Pensionssplitting unterstützt.

Abschließend ist noch wichtig zu erwähnen, dass Pensionssplitting ganz einfach geht. Keine Bürokratie, keine langen Formulare: Ein schriftlicher formloser Antrag bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) reicht aus.

 


[3] Quelle: https://noe.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/pension/pensionsformen/Pensionssplitting.html (Stand 10.05.2024)

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