Selbstständigkeit für Kleinkinder im Alltag – Essen & Trinken nach Montessori
Kinder sind stolz darauf, selbstständig zu sein: Ob das beim Zähneputzen oder beim Essen ist. Nach Montessori streben die Kinder von Natur aus nach Selbstständigkeit. Sie wollen lernen und üben.
In der Früh den Porridge selber löffeln, das Glas selbst halten, die Schuhe alleine anziehen – die ersten selbstständigen Versuche unserer Kinder sind wichtig. Sie lernen damit täglich und entwickeln ein immer größeres Verständnis für die Umwelt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es meiner Tochter einfach richtig Spaß macht, überall mithelfen und dabei sein zu können.
Solange wir Erwachsene den Löffel in der Hand haben, hat unser Kleines wenig Chance, beim Essen eine aktive Rolle zu spielen. Darf es seine Mahlzeiten hingegen im wahrsten Sinne des Wortes selbst in die Hand nehmen, werden wir staunen, was unser kompetentes Baby mittlerweile alles kann. Manchmal müssen wir einfach nur ihrem Können vertrauen –
So unterstützen Sie Ihr Kind beim Essen und Trinken
Trinken: ab 9/10 Monate
Da unsere Tochter bereits mit 9 Monaten beide Hände sehr geschickt einsetzte, bot ich ihr zu den Mahlzeiten ein kleines Trinkglas an, aus dem sie alleine trinken konnte. Sie hat das Trinken aus einem Glas wirklich schnell gelernt. Aber natürlich musste sie es auch üben.
Wie ich sie beim Trinken unterstütze
- Ich gieße nicht zu viel Wasser in ihr Glas, so dass es ihr leichter fällt das Glas zu heben und keine große Überschwemmung entsteht. Die Verlockung ist natürlich groß und sie experimentiert gern mit dem Wasser.
- Sie konnte das Trinkglas am Anfang zwar greifen und zu ihrem Mund führen, aber nicht kippen. Daher half ich ihr beim kippen des Glases. Ein paar mal haben wir das so geübt, dann ging es alleine.
Tipp: Duralex Gläser (ca. 4cl Volumen) eignen sich besonders gut zum eigenständigen Trinken.
Essen: ab 7/8 Monate
Fingerfood war bei uns bereits früh sehr beliebt. Vor allem Bei den Mahlzeiten zeigt sich meist besonders deutlich, dass ein Kind selbstständiger werden möchte. Die ersten eigenen Essversuche des Kindes sind natürlich mit etwas Chaos verbunden. Beim Essen geht es um mehr als das Sattwerden: um Genuss, Geschmack, Gemeinschaft und Entdecken. Deshalb gehört auch das herummatschen, durchkauen, ablutschen und ausspucken dazu, weil Kinder einfach mit allen Sinnen die Lebensmittel entdecken.
Baby Led Weaning, oder kurz BLW genannt, ist gerade in aller Munde und bedeutet in etwa: „vom Baby selbstbestimmte Beikosteinführung“. Das bedeutet das Baby wird nicht in einer passiven Situation mit Brei gefüttert, sondern nimmt selbstständig an den Familienmahlzeiten teil.
Das funktioniert am besten mit Fingerfood, weil das einfach zu greifen und festzuhalten ist. Mit Fingerfood gewinnt Ihr Kind durch das Essen mehr Selbstständigkeit, denn es muss nicht mehr von Mama oder Papa mit dem Löffel gefüttert werden.
Ideal als Fingerfood eignet sich:
- Gurke: geschält und in handliche Stücke geschnitten
- Bananen: der Klassiker unter dem Fingerfood
- Nudeln: weich gekocht sehr beliebt
- Kürbis, Kartoffel, Brokkoli, Zucchini, Karotten: gedünstet
- Avocado
- Äpfel und Birne: etwas gedünstet kann sich Ihr Kind daran nicht verschlucken
- Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren
- Ei: hart gekocht oder Rührei/Eierspeis
- Fisch, Fleisch: gut gegart
- Erbsen und Mais: damit üben die Kinder den Pinzettengriff
Unsere ersten Essversuche sind gut gelaufen und meine Tochter, die nun 14 Monate alt ist, isst nun schon beim Familienessen mit. Bereits von Anfang an bot ich ihr „echtes“ Geschirr an. Um ihr zu zeigen, dass ich ihr vertraue und damit sie auch den Umgang damit lernen kann. Natürlich kein teures Porzellan, denn eine kleine Schüssel zerbrach auch bereits.
Seit einigen Wochen isst sie auch selbstständig mit Löffel und Gabel und hat große Freude dabei. Es geht mir dabei aber nicht darum, dass sie damit essen muss. Sie isst genauso gerne mit ihren Händen. So wie sie auch Parmesan über ihre Nudeln will, so kann sie mit Besteck auch so essen, wie auch alle andere am Tisch. Ich denke, das bedeutet ihr viel. Mit voller Konzentration und Ausdauer versucht sie ihre Kartoffeln oder Karotten aufzuspießen
Wie ich sie beim Essen unterstütze
- Kinder lieben Rituale. Es sollte möglichst immer an einem bestimmten Platz gegessen werden, unsere Tochter liebt es auch immer vom gleichen Teller zu essen.
- Wichtig ist uns auch mit Zeit und Ruhe zu essen.
- Die Atmosphäre sollte liebevoll und entspannt sein. Wir decken schön auf und am Abend zünden wir Kerzen an, damit sie sich orientieren kann.
- Wir essen auch immer gleichzeitig, damit unsere Tochter sehen kann, wie auch wir das Essen genießen und Freude am gemeinsamen Essen haben.
- Unsere Tochter entscheidet selbst, wie viel sie isst.
- Wenn Kinder zu essen beginnen, dann geht das selten ohne Kleckern und Schmieren. Das gilt für Brei ebenso wie für Fingerfood und das akzeptieren wir auch.